Wie bekommt man Ungräser im Weizen in den Griff? (IPS Teil 4)
Was tun, wenn Ackerfuchsschwanz und Windhalm im Winterweizen zum schwerwiegenden Problem werden? Die Wirkung der möglichen Pflanzenschutzmaßnahmen im Nachauflauf ist zunehmend unbefriedigend. In manchen Regionen sind die Probleme mit Ungräsern bereits so gravierend, dass immer mehr Landwirte über den Ausstieg aus dem Weizenanbau nachdenken, weil dies die einzige gangbare Lösung zu sein scheint. Doch bevor die eigentlich betriebswirtschaftlich attraktivste Frucht aus der Fruchtfolge genommen wird, sollte über neue Wege nachgedacht werden. Insbesondere die Anwendung verschiedener Verfahren, die im Sinne des Integrierten Pflanzenschutzes (IPS) als biologische, biotechnische, chemische und anbau- und kulturtechnische Maßnahmen kombiniert werden, bietet Alternativen.
Im Rahmen des integrierten Pflanzenschutzes ist ein möglicher Weg das spätere Drillen mit dem Verfahren der „Scheinbestellung“. Darunter versteht man eine komplett erledigte Bodenbearbeitung für das Saatbett drei bis vier Wochen vor der eigentlichen Aussaat. Statt relativ früh zu drillen, lässt man die im Boden vorhandenen Unkraut- und Ungrassamen in Ruhe auflaufen. Der Aufwuchs wird dann vor der Aussaat mit Glyphosat beseitigt.
Scheinbestellung: Aussaat als Mulch- oder Direktsaat
Der Saattermin für das Wintergetreide sollte hierfür je nach dem Zeitpunkt der Grundbodenbearbeitung möglichst weit nach hinten, auch bis in den Oktober hinein, geschoben werden, damit die erste Auflaufwelle von Unkräutern und Ungräsern auch wirklich gut heranwächst. Für die Glyphosat-Wirkung ist dies entscheidend. Die Aussaat erfolgt im nächsten Schritt per Mulch- oder Direktsaat mit möglichst geringer Erdbewegung. Je mehr die Aussaat zur Bodenbearbeitung wird, desto stärker wirkt diese als Keimstimulierung der verbliebenen Unkraut- oder Ungrassamen. Das würde dem eigentlichen Ziel, der neuen Kultur einen von Ungräsern unbelasteten Start zu ermöglichen, entgegenlaufen.
Vorteil: Weniger Spurschäden
Ein weiterer Vorteil der Scheinbestellung ist, dass aufgrund des frühen Bearbeitungszeitpunktes für die Grundbodenbearbeitung meist bessere Bodenbedingungen genutzt werden können. So können gleichzeitig die Auswirkungen einer schmierenden Bodenbearbeitung bei nassem Boden sowie Spurschäden erheblich reduziert werden. Wegen zu nasser Bodenverhältnisse ist die optimale Aussaat gerade auf schwereren Böden im späteren Herbst mit klassischen Verfahren oft nicht mehr möglich, weshalb der Aussaattermin vielfach zu weit nach Vorn in den September gezogen wurde. Dieses Vorgehen hat in vielen Fällen die Wuchsbedingungen für Ungräser unnötig gefördert. Hier gilt es gegenzusteuern.
Eine gute Bodenstruktur ist entscheidend für gute Weizenerträge. Hierfür ist es wichtig, auf dem Acker möglichst wenig Spurschäden zu verursachen. Die Reduzierung der Spuranzahl gelingt durch die konsequente Nutzung von GPS-Technik, um sowohl für die Bodenbearbeitung als auch für die Bestellung die exakt gleiche Spur zu nutzen und so unnötige Bodenbelastungen zu vermeiden.
Scheinbestellung bietet nachfolgender Kultur optimalen Start
Die Scheinbestellung verbindet letztendlich die Vorteile der Pflugbestellung mit denen der Mulch- oder Direktsaat. Der Pflug ist heute im Sinne der Feldhygiene zunehmend eine gute Lösung, wenn es vorrangig um die Unterbindung von Krankheitserregern wie beispielsweise Fusarium, Fußkrankheiten usw. geht. Doch Ungrasprobleme kann die Pflugsaat auf klassischem Wege nicht lösen. Hier spielt die Scheinbestellung ihre Vorteile aus. Sie kann besser dafür sorgen, dass die aktuelle Kultur optimale Startmöglichkeiten bekommt.
Hierfür ist es noch nicht zu spät. Auch wenn man dies bisher noch nicht in Erwägung gezogen hat, könnte man einen Teil der Vorteile für die vorbeugende Ungrasbekämpfung auf Standorten, auf denen nach der Stoppelbearbeitung und einer eventuell bereits erfolgten Grundbodenbearbeitung ausreichend Regen für einen guten Aufwuchs gesorgt hat, auch jetzt noch nutzen. Der Aufwuchs wird dafür mit Glyphosat beseitigt. Auf eine weitere Bodenbearbeitung muss dann vor dem Drillen verzichtet werden. Es wird direkt in das abgestorbene Pflanzenmaterial hineingedrillt.
Fazit: Scheinbestellung bietet interessanten Alternativweg
Bei erheblichen Problemen mit Ackerfuchsschwanz und Windhalm kann die Scheinbestellung der praxisgerechte Ausweg sein. Dafür kann auch der Einsatz von Glyphosat als eine gute und sinnvolle Alternative gesehen werden, da auf diesem Weg meist die Ackerfuchsschwanzprobleme deutlich reduziert und zudem der Bodenherbizideinsatz im Herbst vermieden werden kann. Die vorgezogene Bodenbearbeitung schont zudem die Bodenstruktur und sorgt für bessere Wuchsbedingungen.
Hier finden Sie die weiteren Fachbeiträge zum Lesen:
Teil 1- Aspekte des integrierten Pflanzenschutzes
Teil 2 - Bekämpfungsschwellen
Teil 3 - Mehr Erfolg mit erweiterten Fruchtfolgen
Teil 4 - Wie bekommt man Ungräser im Weizen in Griff?
Teil 5 - Exakte Ausbringung spart Pflanzenschutzmittel
Das Wichtigste in Kürze:
✅Wie können Ungräser im Weizen reduziert werden?
Mit der Scheinbestellung kann der Ungrasdruck in Winterweizen erheblich reduziert werden.
✅Welche Vorteile hat die Scheinbestellung?
Die Scheinbestellung erleichtert die Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz und Windhalm im Wintergetreide.
✅Wie kann Ackerfuchsschwanz in Wintergetreide bekämpft werden?
Mit der Scheinbestellung kann der Ackerfuchsschwanz-Druck deutlich reduziert werden.