Mehr Erfolg mit erweiterten Fruchtfolgen (IPS Teil 3)
Erfolgreiche Strategien im Ackerbau waren in den letzten Jahrzehnten von einer Konzentration auf ertragsstarke Kulturen bei gleichzeitiger Zusammenlegung von Einzelflächen gekennzeichnet. Das hat vielen Betrieben und Regionen zu einer starken Einengung der Fruchtfolgen geführt. In Ackerbauregionen sehen wir heute einen sehr hohen Anteil an Wintergetreide und zumindest bis vor wenigen Jahren auch eine starke Zunahme des Rapsanbaus. In den Milchvieh- und Veredlungsregionen sowie Regionen mit vielen Biogasanlagen haben Silomais und CCM den klassischen Getreideanbau zeitweise sehr weit zurückgedrängt. Diese Anbaustrategien haben zahlreiche Probleme zur Folge, die aber mit Hilfe des Integrierten Pflanzenschutzes durch den Einzelbetrieb meist deutlich wieder reduziert werden könnten.
Fruchtfolgekrankheiten und Unkrautprobleme
Aus Sicht der pflanzenbaulichen Beratung muss man feststellen, dass die Ursache einer ganzen Reihe derzeit bedeutender Schaderreger in der Tat zu enge Fruchtfolgen sind, weshalb deren Bezeichnung als Fruchtfolgekrankheiten oder -schädlinge berechtigt ist. Beispiele sind die Nematodenprobleme in Kartoffeln und Zuckerrüben, die Rizomania in Zuckerrüben, Fußkrankheiten bei Körnerleguminosen, die Fusariumprobleme beim Weizen oder die Probleme mit Schadinsekten beim Raps. Das gilt aber ebenso auch für Unkraut- beziehungsweise Ungrasprobleme wie Ackerfuchsschwanz und Windhalm in engen Wintergetreide-Fruchtfolgen, Hirsearten im Mais und Rauke-Arten im Raps.
Ein Umdenken im Sinne des Integrierten Pflanzenschutzes, der erweiterte Fruchtfolgen als Schlüssel für einen geringeren Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln voraussetzt, ist nicht nur sinnvoll, sondern oftmals unabdingbar. Das gilt vor allem dann, wenn die zur Verfügung stehenden Mittel nicht mehr ausreichend wirken oder wenn, was immer häufiger der Fall ist, die Zulassung der bisher gut wirksamen Mittel wegfällt.
Mehr Vielfalt in die Fruchtfolge bringen
Mit dieser Zielsetzung ist eine vielfältigere, gut auf die Standortbedingungen abgestimmte Fruchtfolge künftig die wichtigste Maßnahme zur Erhaltung der Pflanzengesundheit und zur Unkrautregulierung im Ackerbau. Wer das Aufschaukeln von Fruchtfolgekrankheiten vermeiden will, sollte Getreide maximal in zwei von drei Jahren anbauen. Sehr wirkungsvoll ist der Fruchtwechsel von Getreide als Halmfrucht mit Blattfrüchten wie Raps, Kartoffeln oder Zuckerrüben.
Beim Getreide sollte nicht nur mehr Wintergetreide angebaut werden, sondern auch Sommergetreide in Kombination mit Zwischenfrüchten. Diese Maßnahmen reduzieren die Chancen von Problemungräsern und -unkräutern wie Windhalm oder Weißer Gänsefuß. Zwischenfrüchte und Untersaaten helfen ebenfalls bei der Unkrautunterdrückung. Beim Mais wird inzwischen ein Anteil von maximal zwei Drittel in der Fruchtfolge empfohlen, die Selbstfolge von Mais soll möglichst vermieden werden. In Regionen mit Maiswurzelbohrer-Befall sollte in Abstimmung mit der Beratung noch restriktiver verfahren werden.
Anbaupause für Raps ausweiten
Im Rapsanbau heißt „gute fachliche Praxis“, die Pflanze nicht häufiger als alle drei Jahre auf dem gleichen Schlag anzubauen. Eine wirkungsvolle Verminderung des Schadensrisikos durch Fruchtfolgekrankheiten und -schädlinge erfordert nach Meinung vieler Berater jedoch die Erhöhung der Anbaupause für Raps um mindestens ein weiteres Jahr auf einen Fruchtfolgeanteil von höchstens 25 %. Wichtig ist, dass alle Rapsanbauer mitmachen, denn besonders beim Raps wird das Schaderregeraufkommen auch durch die räumliche Anbaukonzentration beeinflusst. Je höher der Flächenanteil in einer Region ist, desto mehr steigt das Risiko eines Befalls mit Schadinsekten wie der Kohlschotenmücke und dem Großen Rapsstängelrüssler.
Fazit: Weite Fruchtfolgen sind gute fachliche Praxis
Erweiterte Fruchtfolgen sind der Schlüssel für die Sicherung der Erträge im Ackerbau bei gleichzeitiger Reduzierung des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel. Das entspricht dem Integrierten Pflanzenschutz als gesetzlich definiertem Leitbild einer „guten fachlichen Praxis“. Im Unterschied zu vielen anderen Vorgaben bietet der Integrierte Pflanzenschutz jedoch auch aus einzelbetrieblicher Sicht erhebliche Potenziale für den künftigen Erfolg des Ackerbaus.
Lesen Sie hier die anderen Fachtexte:
Teil 1- Aspekte des integrierten Pflanzenschutzes
Teil 2 - Bekämpfungsschwellen
Teil 3 - Mehr Erfolg mit erweiterten Fruchtfolgen
Teil 4 - Wie bekommt man Ungräser im Weizen in Griff?
Teil 5 - Exakte Ausbringung spart Pflanzenschutzmittel
Das Wichtigste in Kürze:
✅ Wie kann ich den Ungrasdruck im Wintergetreide reduzieren?
Der Ungrasdruck im Wintergetreide kann deutlich reduziert werden, wenn die Fruchtfolge erweitert wird und dann Wintergetreide im Wechsel mit Blattfrüchten sowie Sommergetreide in Kombination mit Zwischenfrüchten angebaut wird.
✅ Wie kann der Befallsdruck mit Krankheiten und Insekten im Raps reduziert werden?
Das Schadensrisiko durch Schaderreger und Krankheiten im Raps kann durch eine Ausweitung der Anbaupause auf mindestens drei Jahre verringert werden.
✅ Wie sieht eine gute Fruchtfolge im Integrierten Pflanzenschutz aus?
Um das Aufschaukeln von Fruchtfolgekrankheiten zu vermeiden, sollte Getreide maximal in zwei von drei Jahren angebaut werden und ein Fruchtwechsel von Getreide als Halmfrucht mit Blattfrüchten wie Raps, Kartoffeln oder Zuckerrüben erfolgen. Beim Getreide sollte nicht mehr nur Wintergetreide angebaut werden, sondern auch Sommergetreide in Kombination mit Zwischenfrüchten.
✅ Wie kann der Unkrautdruck im Mais im Sinne des Integrierten Pflanzenschutzes reduziert werden?
Mais sollte in der Fruchtfolge maximal einen Anteil von zwei Drittel aufweisen, die Selbstfolge von Mais sollte möglichst vermieden werden. Zwischenfrüchte und Untersaaten helfen ebenfalls bei der Unkrautunterdrückung.