Schädlingsbekämpfung im Ackerbau: Ab wann ist sie sinnvoll?

Auch wenn die zweite Maiwoche eher kühl war, so sind doch in vielen Beständen bereits Blattläuse und andere Schädlinge zu finden, aber auch Nützlinge. Bevor es zu einer Schädlingsbekämpfung kommt, ist genau zu beobachten, um welche Schädlinge es sich handelt und ob die Bekämpfungsschwellen überschritten werden.


Getreidehähnchen

Schon seit einiger Zeit sind Getreidehähnchen in den Getreidebeständen zu beobachten. Die schillernden, erwachsenen Käfer legen ihre kleinen, orangenen Eier auf die Getreideblätter. Aus den Eiern schlüpfen die ebenfalls orangefarbenen Larven. Die Larven verursachen einen Fensterfraß an den Blättern. Um sich vor Fressfeinden zu schützen, bedecken sich die Larven nach und nach mit ihrem Kot und bekommen so die typische schwarz-braune Färbung.

Bekämpfungswürdig sind die Getreidehähnchen Eier (bzw. junge Larven der Getreidehähnchen) erst, wenn sie auf den oberen Blättern Schaden anrichten, da dadurch Assimilationsfläche verloren geht. Betroffen sind Gerste und Weizen, aber auch Sommergetreide. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei 0,5 - 1,0 Larve je Fahnenblatt, bzw. 10% Blattflächenverlust.

Unsere Insektizidempfehlungen gegen Getreidehähnchen bei Überschreiten der Bekämpfungsschwelle

75 ml/ha Karate Zeon (B4, NW 607: 90% = 5m, NT 108)

Oder 150 g/ha Hunter (B4, NW 605: 90% = 5m, NT 108, VV 603)

Oder 200 ml/ha Sumicidin Alpha EC (B2, NW 605: 5m, NW 706, NT 103)

 

Blattläuse im Getreide

Mit steigenden Temperaturen seit dem vergangenen Wochenende sind jetzt auch Blattlauspopulationen im Getreide zu finden. Getreideblattläuse schädigen die Bestände durch direkten Saugschaden, aber auch durch Übertragung von Virosen. Im Wintergetreide nimmt die Gefahr der Virusverbreitung bis zum Beginn des Ährenschiebens ab, hier steht jetzt eher der Saugschaden im Vordergrund. Mit dem Aufbau der Blattlauspopulation entwickeln sich auch viele Nützlinge im Bestand, die bei der Bekämpfung der Läuse mithelfen. Wenn der Blattlausbefall vor dem Ährenschieben im Winterweizen zu stark wird und eine Entscheidung zur Schädlingsbekämpfung ansteht, dann sollte auf nützlingsschonende Blattläuse bei Getreide-Präparaten, wie beispielsweise Pirimor Granulat zurückgegriffen werden. Pirimor Granulat wirkt vor allem auch über die Dampfphase, so dass auch versteckt sitzende Läuse erfasst werden. Allerdings hat das Mittel keine Wirkung auf Getreidehähnchen. Im Sommergetreide liegt die Bekämpfungsschwelle bei ca. 10% befallener Pflanzen. Hier ist die Gefahr der Virusübertragung jetzt noch deutlich höher einzuschätzen. Das junge Sommergetreide ist zudem für die Blattläuse sehr attraktiv.

Unsere Insektizidempfehlung gegen Blattläuse vor dem Ährenschieben

200 - 300 g/ha Pirimor Granulat (B4, NW 609: 50% = länderspezifischer Mindestabstand)

Unsere Insektizidempfehlung gegen Blattläuse ab dem Ährenschieben (ca. 20% befallene Pflanzen)

100 g/ha Teppeki (B2, NW 642)

Teppeki wirkt systemisch in der Pflanze, hat eine sehr lange Dauerwirkung und wirkt sehr spezifisch auf Blattläuse, so dass Marienkäfer, Florfliegen und andere Nützlinge geschont werden.

 

Sattelmücken im Getreide

Die Larven der Sattelmücke überwintern im Boden und kommen zur Verpuppung an die Erdoberfläche. Ab Anfang/Mitte Mai, wenn sich der Boden erwärmt, schlüpfen die Mücken und fliegen das Getreide an. Die Mücken legen ca. 100 – 200 sehr kleine, rötliche Eier kettenförmig auf die Getreideblätter ab. Die Larven schlüpfen nach ca. einer Woche und wandern dann in die Blattscheiden. Der Saugschaden zeigt sich an verdickten Blattscheiden im oberen Halmbereich. Besonders gefährdet ist Winter- und Sommerweizen auf schweren, feuchten Böden mit Vorjahresbefall der Sattelmücke im Weizen. Mit ansteigenden Temperaturen ab Ende Mai ist mit einem verstärkten Zuflug der Sattelmücke auf den gefährdeten Flächen zu rechnen. Die Schädlingsbekämpfung sollte während des Hauptzufluges erfolgen, bevor die Larven in die Blattscheiden einwandern. Kontrollieren Sie in betroffenen Gebieten Ihre Bestände auf Eigelege. Der Zuflug der Sattelmücke kann auch über Gelbschalen in Bestandeshöhe erfasst werden. Die Mücke ist 4 - 5 mm lang, schwarzbraun und hat einen roten Hinterleib. Gallmücken überwintern im Boden und schlüpfen bei ausreichender Bodenfeuchte und hohen Temperaturen ab Ende Mai, um dann zu Beginn des Ährenschiebens ihre Eier in die Blütchen des Weizens abzulegen. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven saugen an den Ähren, was zu Schmachtkorn und Qualitätseinbußen führen kann. Die Bekämpfung der Gallmücken sollte zu Beginn des Ährenschiebens erfolgen, wenn günstige Bedingungen für den Flug gegeben sind. Bekämpfungsschwellen sind schwierig zu ermitteln, der Zuflug lässt sich zum Teil über Gelbschalen ermitteln.

Unsere Empfehlungen zur Bekämpfung der Sattelmücke und Gallmücke im Getreide

75 ml/ha Karate Zeon (B4, NW 607: 90% = 5m, NT 108)

Oder 150 g/ha Hunter (B4, NW 605: 90% = 5m, NT 108, VV 603)

 

Blattläuse an Zuckerrüben

Erste Blattläuse (Schwarze Bohnen-/Rübenlaus) sind in den Rübenbeständen zu finden. Die Läuse sitzen meist auf der Unterseite der Blätter und können dort Saugschäden verursachen. Die Übertragung von Virosen in Rüben wird eher durch die Grüne Pfirsichblattlaus verursacht. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei beiden Blattlausarten bei ca. 10% befallener Pflanzen. Bei sehr frühem Blattlausbefall hat Pirimor Granulat Vorteile, da über die Dampfphase auch die Läuse auf der Blattunterseite erfasst werden. Ein systemisch wirkendes Mittel wie Teppeki ist erst bei etwas größeren Rüben sinnvoll, damit genügend Blattmasse für die Wirkstoffaufnahme vorhanden ist.

Unsere Empfehlung zur Blattlausbekämpfung vor dem 6-Blatt-Stadium der Rüben

300 g/ha Pirimor Granulat (B4, NW 609: 50% = länderspezifischer Mindestabstand)

Unsere Empfehlung zur Blattlausbekämpfung nach dem 6-Blatt-Stadium der Rüben

140 g/ha Teppeki (B2, NW 642)

 

Blattrandkäfer an Ackerbohnen

Schon mit Beginn des Auflaufes sind an den Ackerbohnen oft Fraßmuster am Blattrand zu finden, die durch den Blattrandkäfer verursacht werden. Dieser Fraß stellt an sich meist keinen Schaden dar. Der Käfer legt aber Eier in den Boden ab, die daraus schlüpfenden Larven können an den Knöllchen der Wurzel fressen und so die Stickstofffixierung der Bohne beeinträchtigen. Eine Bekämpfung der Käfer sollte erfolgen, wenn bis zum 6-Blatt-Stadium mehr als 50% der Pflanzen mit Blattrandfraß zu finden sind.

Unsere Insektizidempfehlungen gegen Blattrandkäfer in Ackerbohnen

150 m l/ha Shock Down (B2, NW 607: 90% = 5m, NT 108)

Oder 150 g/ha Hunter (B4, NW 605: 90% = 5m, NT 108, VV 603)

 

Blattläuse an Ackerbohnen

Auch in den Ackerbohnen können durch Blattläuse übertragende Viren Ertragsminderungen auftreten, die je nach Befallsdruck zum Teil erheblich sein können. Die Grüne Erbsenblattlaus und die Grüne Pfirsichblattlaus gelten als Hauptüberträger, die schwarze Bohnenlaus verursacht vor allem Saugschäden. Erste Blattläuse sind auch schon in den Beständen zu finden, durch die frühe Besiedelung der Bestände ist ein Kontrolle jetzt unbedingt vorzunehmen. Die Virusübertragung kann bis zum Beginn der Blüte Schäden verursachen. Der Bekämpfungsrichtwert liegt bei ca. 10% befallener Pflanzen.

Insektizidempfehlung gegen Blattläuse in Ackerbohnen oder Futtererbsen

200-300 g/ha Pirimor Granulat (B4, NW 609: 50% = länderspezifischer Mindestabstand)

Unsere Empfehlungen:

Stand: 2020