Exakte Ausbringung spart Pflanzenschutzmittel (IPS Teil 5)

Pflanzenschutzmaßnahmen müssen effizient sein, Kosten und Nutzen sollten dafür in einem vernünftigen Verhältnis stehen. In der Deckungsbeitragsrechnung ist der Pflanzenschutz ein Kostenfaktor, den jeder betriebswirtschaftlich orientierte Landwirt ohnehin im Visier hat. Doch auch bei den Maßnahmen, die unter der Berücksichtigung des Schadschwellenkonzeptes dann tatsächlich durchgeführt werden, lassen sich der Pflanzenschutzaufwand pro Hektar und die damit verbunden Kosten reduzieren, ohne auf eine optimale Wirkung verzichten zu müssen.

Die Nutzung aller Möglichkeiten zur Reduzierung des Einsatzes von chemischen Pflanzenschutzmitteln nach dem Motto “So viel wie nötig, so wenig wie möglich" im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes ist seit 2014 für jeden Anwender verbindlich vorgeschrieben. Kernpunkte dieser Vorgaben sind dabei neben dem Verzicht auf Maßnahmen, die unter Kosten-/Nutzen-Abwägung nicht unbedingt notwendig sind, vor allem die möglichst exakte Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln, damit ein „Vorhalten“ bei den Aufwandmengen nicht mehr nötig ist. Eine weitere Vorgabe ist dabei, immer auch den Befallsdruck der jeweiligen Fläche nicht nur als Ganzes, sondern auch in Teilflächen zu kontrollieren. Damit ergibt sich die Chance, durch die Begrenzung der Maßnahme auf Teilparzellen die Gesamtmenge an ausgebrachten Pflanzenschutzmitteln bezogen auf die Gesamtparzelle reduzieren zu können.

Automatische Teilbreitenschaltung reduziert Überlappungen

Mit einer GPS-gesteuerten Teilbreitenschaltung, die je nach Modell mit abschaltbaren Gestängesektionen oder sogar mit automatisch abschaltbaren Einzeldüsen und damit auf Teilbreiten von nur 50 cm genau arbeitet, können durch das gezielte Abschalten am Vorgewende und in Keilen bis zu 10 % an Pflanzenschutzmitteln eingespart werden. Die auf diesem Wege erreichbare Reduzierung von Überlappungen um bis zu 85 % sorgt zudem für die Vermeidung von Schäden durch Überdosierungen.

Für den Einstieg in die automatisierte teilflächenspezifische Bewirtschaftung, dem sogenannten Precision Farming, benötigt der Schlepper einen Signalempfänger und ein Bedienterminal. Immer mehr Schlepper sind bereits werksseitig entsprechend ausgestattet. Aber auch vorhandene Schlepper können zu vertretbaren Kosten nachgerüstet werden. Darüber hinaus kann auch die digitale Steuerung der Spritze zum Teil aufgerüstet werden. Mit diesen Optionen öffnet sich für den Landwirt nicht nur die Möglichkeit zur Einsparung von Pflanzenschutzmitteln und von Ausbringungskosten, sondern auch zu einer enormen Arbeitserleichterung im betrieblichen Alltag. Das System schaltet automatisch und unabhängig vom jeweiligen Fahrer auf wenige Zentimeter genau in Keilen und am Vorgewende alle nicht benötigten Teilbreiten aus. Im digitalen Arbeitsauftrag können dabei auch nicht zu behandelnde Flächen vorgegeben werden, diese werden dann ebenfalls automatisch berücksichtigt.

Automatische Gestängeführung sorgt für optimale Arbeitshöhe

Ein weiterer Aspekt, um die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln ohne Wirkungsverlust reduzieren zu können, ist das Einhalten des optimalen Abstandes des Spritzbalkens zur Zielfläche. Denn wie hoch die Wirkungsgrade einer Pflanzenschutzmaßnahme ausfallen, hängt stark davon ab, wie genau man die Zielfläche trifft und wie gut die Spritztropfen die Blattfläche benetzen. Hierfür gibt es Faustzahlen: Sprüht die Düse mit einem Abstand von 70 cm zur Zielpflanze, dann ist die Abdrift um 50% größer als bei einem Abstand von nur 50 cm. Eine automatische Gestängeführung an der Feldspritze sorgt mit Ultraschallsensoren dafür, dass das Spritzgestänge jederzeit und auch in Hanglagen den gewünschten, bestmöglichen Abstand zur behandelnden Kultur bzw. zu Unkräutern und dem Boden einhält. Damit kann der Balken ohne unnötige Sicherheitsreserve niedriger gefahren werden.

Abdrift muss unbedingt vermieden werden

Die niedrigere Gestängehöhe reduziert auch das Risiko von Schäden durch eine unkontrollierte Abdrift des Sprühnebels. Das ist schon am jeweiligen Feldrand zu empfindlichen Nachbarkulturen wichtig, dort sollte es zur Vermeidung von Kulturschäden keine Abdrift geben. In Gewässernähe oder am Rand von zu schützenden Saumbiotopen wie Feldrainen, Hecken und mehr als drei Meter breiten Gehölzinseln ist dieses sogar gesetzlich vorgegeben. Hier dürfen ab der vorgegebenen „Grenzlinie“ absolut keine Wirkstoffreste nachweisbar sein, sonst drohen Strafen.

Um das Abdrift-Risiko noch weiter zu reduzieren, ist in diesen Bereichen der Einsatz abdriftmindernder Düsen vorgeschrieben. Deren Leistung wird in fünf verschiedene Abdriftminderungsklassen (50%, 75%, 90%, 95%, 99%) eingeordnet. Abhängig von der Einstufung der jeweils installierten Düsen können Pflanzenschutzeinsatzmaßnahmen dann auch gesetzeskonform in Randbereichen durchgeführt werden. Abdriftmindernde Düsen können auch nachgerüstet werden. myAGRAR-Kunden finden hierzu seit dem Sommer im Shop eine große Auswahl an Granit-Düsen.

Wohin geht die Entwicklung in der Pflanzenschutztechnik?

In Reihenkulturen wie Mais und Zuckerrüben bietet sich inzwischen die Kombination von Hackgeräten und einer Feldspritze mit Bandspritzdüsen an. Diese Spritzdüsen bringen das Pflanzenschutzmittel nur innerhalb der Reihe zwischen den Pflanzen aus, während die Unkrautbekämpfung zwischen den Reihen mechanisch per Hacke erfolgt. Diese GPS-gesteuerten und Kamera- oder Sensorunterstützten Gerätekombinationen wird künftig sowohl unter dem Aspekt der Mitteleinsparung als auch angesichts der rückläufigen Anzahl verfügbarer Wirkstoffe eine wachsende Bedeutung zukommen.

Fazit: Moderne Technik hilft bei der Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes

Die Nachrüstung der vorhandenen Technik oder die Investition in neueste Pflanzenschutztechnik lohnen sich vielfach. Wer grundsätzlich genauer und zudem auch auf dem jeweiligen Schlag nur dort spritzt, wo er muss, schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe: Die Aufwandminimierung spart direkt Kosten pro Hektar, die exaktere Arbeit bringt eine optimalere Wirkung und weniger Pflanzenschäden durch Fehldosierungen und schließlich wird das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen in der Umwelt wird reduziert.

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit bringt jedes Signal, Pflanzenschutzmittel im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes nur im nötigen Maß auszubringen, einen Imagegewinn für die Landwirtschaft. Für die Zukunft bieten sich hierbei interessante Perspektiven, denn der Anspruch der Landtechnikhersteller an die Präzision ihrer Geräte steigt und geht immer weiter in Richtung der Einzelpflanzenbehandlung.

Unsere Empfehlung für Sie:

- Agrartechnik: Düsen

- Agrartechnik: Precision Farming

- Smart Spray Basic Kit

- Parallelfahrsystem

 

Lesen Sie hier die weiteren Fachtexte:
Teil 1- Aspekte des integrierten Pflanzenschutzes
Teil 2 - Bekämpfungsschwellen
Teil 3 - Mehr Erfolg mit erweiterten Fruchtfolgen
Teil 4 - Wie bekommt man Ungräser im Weizen in Griff?
Teil 5 - Exakte Ausbringung spart Pflanzenschutzmittel


Das Wichtigste in Kürze:

Welche Vorgaben macht das Pflanzenschutzrecht dem Anwender von Pflanzenschutzmitteln?

Der Anwender von Pflanzenschutzmitteln muss alle Möglichkeiten zur Reduzierung des Einsatzes von chemischen Pflanzenschutzmitteln nach dem Motto “So viel wie nötig, so wenig wie möglich" nutzen. Dafür muss er auf Maßnahmen verzichten, die unter Kosten-/Nutzen-Abwägung nicht unbedingt notwendig sind und er muss Pflanzenschutzmitteln möglichst exakt ausbringen.

Welche Möglichkeiten bietet die automatische Teilbreitenschaltung an der Pflanzenschutzspritze?

Mit einer GPS-gesteuerten Teilbreitenschaltung können durch das gezielte Abschalten am Vorgewende und in Keilen bis zu 10 % an Pflanzenschutzmitteln eingespart werden. Die auf diesem Wege erreichbare Reduzierung von Überlappungen um bis zu 85 % sorgt zudem für die Vermeidung von Schäden durch Überdosierungen.

Warum ist eine automatische Gestängeführung an der Pflanzenschutzspritze sinnvoll?

Eine automatische Gestängeführung an der Pflanzenschutzspritze sorgt mit Ultraschallsensoren dafür, dass das Spritzgestänge jederzeit und auch in Hanglagen den gewünschten, bestmöglichen Abstand zur behandelnden Kultur bzw. zu Unkräutern und dem Boden einhält. Der Wirkungsgrad einer Pflanzenschutzmaßnahme ist nämlich sehr stark davon abhängig, wie genau man die Zielfläche trifft. Sprüht die Düse mit einem Abstand von 70 cm zur Zielpflanze, weil der Spritzbalken zu hoch gefahren wird, dann ist die Abdrift um 50% größer als bei einem Abstand von nur 50 cm.

Wie kann die Abdrift beim Ausbringen von Pflanzenschutzmittel reduziert werden?

Mit abdriftmindernden Düsen kann das Abdrift-Risiko erheblich reduziert werden. Die Leistung dieser Düsen wird in fünf verschiedene Abdriftminderungsklassen (50%, 75%, 90%, 95%, 99%) eingeordnet. Abdriftmindernde Düsen können auch nachgerüstet werden.

Stand: 2020