Die Vorteile des Zwischenfruchtanbaus liegen auf der Hand: die Verbesserung der Bodenstruktur, eine erhöhte Nährstoffeffizienz, die Unterdrückung von Unkräutern und der Erosionsschutz können auf der Haben-Seite verbucht werden. Doch besonders in trockenen Jahren befürchten manche Landwirte, dass der Anbau von Zwischenfrüchten dem Boden Wasser entziehen könnte und dass dieses Wasser der folgenden Hauptkultur am Ende fehlt. Welche Erfahrungen gibt es zum Einfluss der Zwischenfrüchte auf die knappe Ressource Wasser?
Beschattung des Bodens reguliert Bodentemperatur und bremst Verdunstung
Grundsätzlich wird durch den Zwischenfruchtanbau der Boden beschattet. Dadurch kann die unproduktive Verdunstung von Wasser direkt aus dem Boden in die Luft verringert werden. Außerdem reguliert der Bewuchs die Bodentemperatur, was ebenfalls den Wasserverlust bremsen kann. Und Zwischenfrüchte verbessern die Bodenstruktur. Damit die Zwischenfrucht im Sommer das vorhandene Wasser effektiv nutzen kann und im darauffolgenden Frühjahr der nächsten Hauptkultur kein Wasser „wegnimmt“, sollten im Anbauverfahren mehrere Aspekte beachtet werden.
Die richtigen Aussaatbedingungen für die Zwischenfrucht schaffen
Welche Bodenbearbeitung vor der Zwischenfrucht optimal ist, hängt vor allem auch von der Witterungssituation ab. Wenn im Sommer nach der Ernte ausreichend Feuchtigkeit im Boden vorhanden und gegebenenfalls sogar Regen in Sicht ist, dann kann das Ausfallgetreide durch mehrmalige Bodenbearbeitung beispielsweise mit einer Scheibenegge optimal bekämpft werden. Der Einsatz des Pflugs vor der Aussaat würde zwar einen komplett „reinen Tisch“ schaffen. Doch klar ist: Jede „offene“ Bodenbearbeitung, die die Krume wie beim Pflügen „blank“ legt und den Boden sogar regelrecht öffnet, führt bei trockner Witterung zu erheblichen Wasserverlusten. Je intensiver die Bodenbearbeitung nach der Getreideernte ist, desto mehr Wasser entweicht aus dem Oberboden. Dies sollte vermieden werden. Deshalb empfiehlt es sich, bei Trockenheit die Bodenbearbeitung so minimal wie möglich zu halten. So wird die Restfeuchte bestmöglich im Boden gehalten, damit der Zwischenfrucht für die Keimung ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Je geringer die Bodenbearbeitung ist, beispielsweise bei der Direktsaat unmittelbar nach der Ernte, umso sinnvoller ist es, eine Zwischenfrucht mit konkurrenzstarken Arten auszusäen. Sonst hat die Zwischenfrucht in Konkurrenz mit dem Ausfallgetreide keinen leichten Stand.
Tipp: Konkurrenzstarke Arten mit einer schnellen Jugendentwicklung sind beispielsweise Phacelia, Buchweizen und Kreuzblütler.
Was passiert unter- und oberirdisch?
Wasser kann auch im Boden, quasi „unterirdisch“ gespeichert werden. Dieser Effekt kann durch Zwischenfrüchte unterstützt werden, denn sie fördern das Bodenleben und insbesondere das Vorkommen von Regenwürmern. Regenwürmer verbessern die Bodenstruktur und es entstehen Hohlräume, in denen Wasser gespeichert werden kann. Des Weiteren haben Pflanzen, die als Zwischenfrucht angebaut werden, unterschiedliche Wurzelsysteme. Einige Pflanzen wurzeln besonders tief, während andere das Wasser aus oberflächennahen Schichten aufnehmen können. Die Pflanzenwurzeln und die Regenwurmgänge ermöglichen bei Niederschlägen eine bessere Wasserinfiltration.
Zwischenfrüchte bieten der Krume einen Schutz bei Starkregen
Einen wichtigen Nutzen können Zwischenfrüchte auch bei den zunehmenden Wetterunbilden bieten. Sie bedecken den Boden und bieten der Krume so einen Schutz bei Starkregenereignissen. Durch den Bewuchs wird die Infiltration des Regenwassers gefördert und der oberflächliche Abfluss verringert. Außerdem wird der Boden vor Erosion durch Wasser oder Wind geschützt. Festzuhalten ist: Je mehr Wasser der Boden aufnehmen kann, desto besser werden die Bodenwasservorräte wieder aufgefüllt und die Grundwasserneubildung unterstützt.
Der Umbruchzeitpunkt der Zwischenfrucht ist für den Wasserverbrauch entscheidend
Wann sollte die Zwischenfrucht aus Sicht des Wasserhaushaltes umgebrochen werden? Diese Frage stellen sich Landwirte zunehmend. Festzuhalten ist: Wenn die Zwischenfrucht bereits vor dem Winter umgebrochen wird, konnte sie ihre positiven Effekte auch für den Wasserhaushalt noch nicht vollständig ausspielen. Im Herbst liegt die nutzbare Feldkapazität des Bodens im Vergleich zu unbewachsenen Acker um etwa 8 bis 12 % niedriger, da die Zwischenfrucht für ihr Wachstum selbstverständlich Wasser benötigt. Erst im drauffolgenden Frühjahr zeigt sich, dass sich die Bodenwasservorräte wieder angleichen. Denn durch den Bewuchs über den Winter wird der Boden geschützt, es verdunstet weniger Wasser, außerdem ist die Infiltrationsrate gerade in der Zeit der stärkeren Niederschläge erhöht.
Neben den weiteren positiven Effekten einer Zwischenfrucht, wie der verbesserten Nährstoffeffizienz, der Unkrautunterdrückung und dem Erosionsschutz zeigt sich, dass eine Zwischenfrucht über den Winter die unproduktive Verdunstung verringert sowie die Wasseraufnahme des Bodens fördert.
Achtung: Dieser Effekt hat seine Grenzen. Wenn die Zwischenfrucht winterhart ist und im Frühjahr weiterwächst, kann sie bereits wieder Wasser verbrauchen! Denn für das Wachstum nach dem Vegetationsstart im Frühjahr braucht die Zwischenfrucht wieder Wasser, welches der Folgekultur je nach Witterungsverlauf bei einer Trockenphase durchaus fehlen kann. Planen Sie daher ihren Zwischenfruchtanbau und den Umbruchtermin standortangepasst, in Abhängigkeit vom zu erwartenden beziehungsweise bereits erfolgten Witterungsverlauf und abgestimmt auf die Bedürfnisse der Folgekultur.