Resistenzen durch Wirkstoff-Wechsel vermeiden
Das Thema Herbizidresistenzen auf dem Acker wird immer wichtiger. Besonders Ungräser werden zum Problem im Getreide, aber auch Problemunkräuter bereiten vielen Landwirten zunehmend Sorgen. Was kann man dagegen tun? Ein vorbeugendes Handeln in Form eines Resistenzmanagements wird zum Erfolgsfaktor für die Zukunft. Hierfür sollten bereits jetzt die Möglichkeiten des Integrierten Pflanzenschutzes einschließlich der mechanischen Unkrautbekämpfung in Kombination mit dem chemischen Pflanzenschutz genutzt werden.
Halbierung des Deckungsbeitrages im Getreideanbau droht
An erster Stelle steht Ackerfuchsschwanz für eine Resistenz gegen bestimmte Wirkstoffe. Aber auch weitere Ungräser und Unkräuter, die es im Getreide zu bekämpfen gilt, sind betroffen. Dadurch kann der Erfolg im Ackerbau gefährdet werden, beispielsweise durch Ertragseinbußen. Fachberater schätzen den drohenden Einbruch beim Deckungsbeitrag im Getreideanbau durch nicht bekämpfbaren Ackerfuchsschwanz auf bis zu der Hälfte des ursprünglich erreichbaren Ergebnisses.
Wo taucht das Resistenzproblem besonders auf? Die Praxis zeigt, dass Resistenzen gegen bestimmte Pflanzenschutzmittelwirkstoffe vor allem dort auftreten, wo in den Vorjahren Unkräuter und Ungräser nicht unter Kontrolle gehalten werden konnten. Das kann beispielsweise besonders bei neu übernommenen Pachtflächen der Fall sein, wenn der Vorbesitzer eine zu enge, getreidelastige Fruchtfolge in Kombination mit zu geringer Bodenbearbeitung und Fehlern beim Pflanzenschutz gefahren hat.
Ein weiterer Grund für Resistenzprobleme kann je nach Standort und Witterungsverlauf die Abfolge mehrerer trockener Anbaujahre hintereinander sein. Diese Kombination hat in manchen Fällen die Wirkung von Herbiziden eingeschränkt und so günstige Bedingungen für eine Ausbreitung von Ungräsern geschaffen.
Einstufung der Gräser-Herbizide nach HRAC- und WSSA-Wirkstoffklassen
Resistenzen von Ungräsern und Problemunkräutern gegenüber bestimmten Pflanzenschutzmitteln hängen vom jeweiligen Wirkstoff in diesem Mittel ab. Wer Resistenzen durch die gezielte Auswahl eines geeigneten Pflanzenschutzmittels vermeiden will, sollte die eingeführten HRAC-Buchstabencodes und künftig auch die WSSA-Zahlencodes kennen. Beide Systeme klassifizieren Pflanzenschutz-Wirkstoffe nach dem jeweiligen Wirkungsmechanismus und ordnen sie Gruppen mit einem ähnlichem Resistenzverhalten zu.
Herbizid-Wirkstoffgruppen: Wechsel von Buchstaben zu Zahlen
Das System wird derzeit von der bisherigen HRAC-Buchstaben-Kennzeichnung auf ein numerisches System, dem WSSA-System, umgestellt. Zurzeit findet man in den Beratungsempfehlungen und auf vielen Pflanzenschutzkanistern oft beide Bezeichnungen.
Nach HRAC sind die Wirkstoffgruppen mit Buchstaben gekennzeichnet. Die Gruppen A, B und C (WSSA 1, 2 und 5/6) mit Pinoxaden und Sulfonylharnstoffen wie Metsulfuron, Mesosulfuron und Florasulam weisen zum Teil ein hohes Resistenzrisiko bei Ungräsern, zunehmend aber auch gegenüber Problemunkräutern, auf.
Die Lipidsynthesehemmer der Wirkstoffgruppen N und K3 haben ein geringes bis mittleres Resistenzrisiko gegenüber Ackerfuchsschwanz und die weiteren Gruppen wie Cellulosesynthese-Hemmer (L / 29), Fettsäurehemmer (Z / 30), ESPS-Hemmer wie Glyphosat (G / 9), PPO-Hemmer (E / 14), Zellwachstumshemmer (K1, K2, K3 / 3/23/0) und Synthetische Auxine (O / 4) meist ein geringes oder zumindest geringeres Risiko.
Gruppe A / 1 – ACCase-Hemmer
Konkret finden sich in der Gruppe A (künftig 1) die ACCase Hemmer. Dazu gehören beispielsweise Pinoxaden, die zur chemischen Familie der Phenylpyrazoline gehören. Der Pflanzenschutz-Wirkstoff ist in gängigen Gräsermitteln wie Axial 50, Traxos oder Avoxa enthalten. Grundsätzlich empfehlen sich Pinoxaden gegen Ackerfuchsschwanz in Wintergerste auf Flächen mit einem geringeren Druck des Ungrases, also vor allem dann, wenn es noch keine Anzeichen für Resistenzen gibt. Beobachtet wurden Resistenzprobleme dieser Wirkstoffgruppe auch gegenüber weiteren Ungräsern und Unkräutern.
Gruppe B / 2 ALS-Hemmer
Die ALS-Hemmer (HRAC-Gruppe B bzw. jetzt Klasse 2) sollten nur noch einmal pro Kultur und Fruchtfolge eingesetzt werden. Hier finden sich die Sulfonylharnstoffe, die als Nachauflaufherbizide zu den wichtigsten Wirkstoffgruppen zur Bekämpfung zweikeimblättriger Unkräuter in Getreide, Mais und Rüben gehören. Ihre besondere Stärke: Sie sind bereits in sehr geringen Aufwandmengen mit wenigen Gramm pro Hektar wirksam. Praktisch ist, dass sich die Sulfonylharnstoffe aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften gut als Granulat aufbereiten lassen, die Formulierung heißt dann wasserdispergierbare Granulate (WG).
Als konkrete Wirkstoffe, die als ALS-Hemmer in die Gruppe B bzw. 2 eingeordnet werden, sind Metsulfuron wie Alliance und Savvy, Mesosulfuron wie beispielsweise Atlantis und Atlantis Flex und Florasulam wie Saracen Ultra, Upton, Antarktis und Broadway zu nennen.
Auf Schlägen, auf denen Resistenzen auftreten, ist die bisher besonders gute Wirkung von Sulfonylharnstoff-Präparaten oft nicht mehr in diesem Maße gegeben. In diesem Fall sollte der Wirkstoffwechsel geprüft werden. Beispiel: Wenn das Wirkungsprofil wegen einer ALS-Resistenz beeinträchtigt ist, dann können Pinoxaden-Präparate wie beispielsweise Axial und Avoxa oder Traxos eine Alternative sein.
Fazit:
Bei Resistenzproblemen sollten zur Gräserbekämpfung bodenwirksame Herbizide mit Wirkstoffen der HRAC-Gruppen E, F und K mit Einsatz im Herbst bevorzugt eingesetzt werden. Die Behandlung im Frühjahr sollte in diesem Fall möglichst die Ausnahme sein. Dort, wo die Maßnahmen im Herbst nicht erfolgreich waren, stehen im Frühjahr als gängige Wirkstoffgruppen im Fokus: Bei den ACCase-Hemmern die Pinoxaden, (HRAC-Wirkstoffgruppe A, künftig WSSA-Wirkstoffgruppe 1) und bei den ALS-Hemmern (HRAC-Wirkstoffgruppe B, künftig WSSA 2), Mesosulfuron.
Abschließende myAGRAR-Empfehlung:
Wenn Sie auf einzelnen Flächen Probleme mit Resistenzen gegenüber bestimmten Herbizidwirkstoffen gegen Ungräser oder Problemunkräuter feststellen, dann sollten Sie dort keinesfalls die gleichen Herbizide noch einmal einsetzen. Besprechen Sie mit Ihrem Berater, wie Sie mit einem gezielten Wechsel zwischen den Pflanzenschutzwirkstoffen eine ausreichende Wirkung erzielen und gleichzeitig das auf diesen Feldern noch wirksame Herbizidspektrum schützen können. Denken Sie langfristig und schöpfen Sie bei auftretenden Problemen mit Ungräsern auch die ackerbaulichen Möglichkeiten aus. Zum Thema Ungräser-Bekämpfung finden Sie in diesem Fachtext weitere Tipps: Wie bekommt man Ungräser in den Griff? (IPS Teil 4)
Das Wichtigste in Kürze:
✅Worauf kommt es bei der Lagerung von Getreide hauptsächlich an?
Entscheidend für die erfolgreiche Getreidelagerung ist, dass der Feuchtigkeitsgehalt von Weizen, Roggen und Gerste bei der Einlagerung höchstens bei 14 % liegt und bei Hafer sowie Körnerleguminosen 12 % nicht überschreitet, sonst droht Schimmelbefall. Feuchteres Getreide darf auf gar keinen Fall eingelagert werden. Und nur, wenn das Getreidelager selbst sauber ist, kann nachträglichen Verunreinigungen des Getreides entgegengewirkt werden.
✅Wie kann man Getreide erfolgreich selbst auf dem Hof lagern?
Flachlager in Hallen oder Scheunen sind zwar kostengünstig, müssen aber trocken, hygienisch sauber und vor Vögeln, Mäusen und Käfer geschützt sein. Rundsilos sowie Hochsilos für die Lagerung von Getreide sind zwar teurer, bieten aber durch die geschlossene Lagerung in diesen Punkten klare Vorteile und schützen damit vor Verlusten. Vor der Einlagerung muss jedes Lager gereinigt werden. Wichtigster Tipp: Bei Schädlingsbefall muss auf jeden Fall gehandelt werden. Dann sind geeignete, zugelassene Mittel einzusetzen.
✅Was tun, wenn Schädlinge im Getreide sitzen?
Für die Bekämpfung von Getreide mit Vorratsschädlingen hat myAGRAR speziell für die Getreidelagerung ein Insektizid im Programm: K Obiol EC 25 1 l online kaufen. Darüber hinaus wird ein Insektizid in Form eines Nebelautomaten zur Bekämpfung von vorratsschädlichen Käfern und Mottenfaltern angeboten: Dedevap plus 0,5 l online kaufen.