Nutzen Sie die Chancen des Winterroggen-Anbaus auch auf besseren Böden!

Nach dem Abschluss der Getreideernte steht die Herbstbestellung an. Welche Lehren und Empfehlungen kann man aus den letzten Anbaujahren ziehen? Die diesjährigen Wetterkapriolen, die Witterungsextreme in den vorangegangenen Jahren sowie die Anforderungen seitens der Agrarpolitik machen deutlich: Nur mit einer auf den Standort angepassten Fruchtfolge und gut geführten Beständen kann der Anbau von Wintergetreide auch in schwierigen Jahren erfolgreich betrieben werden.

Passt die Fruchtfolge noch zu allen Standorten auf dem Betrieb?

Der wichtigste Tipp: Überdenken Sie die Fruchtfolge nicht nur für den Gesamtbetrieb, sondern gezielt hinsichtlich der unterschiedlichen Standorttypen. Damit lautet die wichtigste Frage nicht „Welche Sorte soll ich anbauen?“, sondern zunächst einmal „Welche Kultur kommt auf welchen Standort?“. Im wahrsten Sinne des Wortes „Punkte gesammelt“ hat dabei in den letzten Jahren der Winterroggen als weiterhin oft unterschätzte Frucht. Gerade auch auf besseren Böden sollte überlegt werden, ob der Roggen inzwischen eine attraktive Alternative zu engen Weizen- und Gersten-Fruchtfolgen darstellen könnte.

Winterroggen – erfolgreiche Züchtung, in der Praxis aber unterschätzt

Im Rückblick auf die vorangegangenen Anbaujahre zeigt sich: Viele Landwirte haben die Praxisrelevanz der großen Züchtungsfortschritte, die gerade beim Hybridroggen realisiert werden konnten, noch nicht für ihren Betrieb bewertet. Hybridsorten sind den klassischen Sorten beim Ertrag im langjährigen Mittel um rund 15 bis 20 Prozent überlegen. Zudem punktet Roggen gerade bei ungünstiger Witterung und auch im Hinblick auf die Düngeverordnung. Kritiker richten dagegen den Blick oft auf die Ergebnisse in leichteren bis kargen Standorten, auf denen der Wassermangel des trockenen Vorsommers schneller zum Tragen kommen kann.

Das Ertragspotenzial auf besseren Standorten findet zu wenig Beachtung

Was ausgeblendet wird, ist das Ertragspotenzial von Winterroggen auf besseren Standorten. Der Hybridroggen kann mit seinem guten Wurzelsystem und dem leistungsfähigen Nährstoff- und Wasseraneignungsvermögen seine Stärken auf guten Böden noch besser als auf kargen Standorten ausspielen. Landessortenversuche haben beim Vergleich von Roggen und Stoppelweizen auf gleichen Standorten gezeigt, dass der Roggen kontinuierlich durchaus einen höheren Kornertrag liefern kann. Dies kommt insbesondere bei einer knappen Wasserversorgung zum Tragen. Die Versuche zeigen nämlich, dass man für Hybridroggen bezogen auf die Erntemenge deutlich weniger Wasser als für die gleiche Menge an Weizen benötigt. Außerdem braucht Roggen etwa 0,5 kg weniger Stickstoff für die Bildung von 100 kg Erntegut als der Weizen. Das wird besonders bei einem hohen Preisniveau für Stickstoffdünger zu einem wichtigen Faktor.

Geringer Krankheitsdruck hilft bei der Kostenreduzierung

Bedenkt man dann noch, dass Stoppelweizen meist durch einen hohen Krankheitsdruck und Triticale als Alternative häufig mit einem hohen Gelbrostdruck zu kämpfen haben, dann bietet der Roggen als unkompliziertere Frucht auch die Chance, den Pflanzenschutzmitteleinsatz zu reduzieren und so die Kosten weiter verringern zu können.

Hohe Flexibilität in Verwertung und Vermarktung

Der Winterroggenanbau lohnt sich natürlich besonders dann, wenn hohe Erträge mit Top-Qualitäten geerntet werden können. Doch eine besondere Stärke des Roggens ist, dass er auch gut vermarktet werden kann, wenn nicht die Spitzenqualität erreicht wird. Bei geringen Marktpreisen bietet es sich zudem an, Roggen als innerbetriebliches Futtermittel einzusetzen. Das ist in der Rinder- und Schweinefütterung problemlos möglich. Ob es sich für die Mischfutterindustrie lohnt, hohe Anteile Roggen einzusetzen, hängt von der jeweiligen Marktlage und dem Verhältnis der Preise für Roggen, Triticale und Futterweizen ab. Alternativ kann Roggen als geschrotetes Korn oder Ganzpflanzensilage in Biogasanlagen verwertet werden.

Sortenwahl: Setzen Sie beim Anbau von Winterroggen auf moderne, leistungsfähige Sorten, die sich in der Praxis bewiesen haben:

Wichtigster Tipp zur Aussaat von Winterroggen: Setzen Sie auf einen dünnen Bestand

Praxisversuche und die langjährige Erfahrung zeigen: Hinsichtlich der optimalen Bestandsdichte von Winterroggen sind dünne Bestände im Vorteil: Sie sind besser zu führen als zu dichte Bestände, die zum Überwachsen neigen. Weiteres Ziel ist der Aufbau eines gleichmäßigen Bestands, damit die Blüte der einzelnen Pflanzen zeitgleich erfolgt. So kann eine hohe Befruchtungsrate sichergestellt werden. Ein weiterer Vorteil: Mit einer erfolgreicheren Befruchtung sinkt auch das Risiko des Mutterkorn-Befalls. Grundsätzlich kann die Aussaat von Winterroggen bis Mitte Oktober erfolgen. Passen Sie bei einer späten Aussaat die Saatstärke entsprechend der Empfehlungen des Züchters an.

Saattiefe: „Vergrabenes“ Saatgut entwickelt sich schlechter

Wichtig bei der Aussaat von Winterroggen ist, dass das Saatgut nicht „vergraben“, sondern möglichst gleichmäßig in einer Tiefe von etwa 2 bis 3 cm abgelegt wird. Achtung: Die zu tiefe Ablage ist in der Regel ein Einstell- und Technikfehler, denn sie passiert, wenn die Tiefenführung der Drillmaschine ungenau ist. Die Tiefenführung ist allerdings auf leichten Standorten und bei zu tief gelockerten Feldern, die nicht ausreichend rückverfestigt wurden, eine Herausforderung. Gelöst werden sollte sie trotzdem, denn das Vergraben wirkt sich nachteilig auf die Durchwurzelung, die wiederum besonders für die Widerstandsfähigkeit in Trockenphasen wichtig ist, aus.

Wichtig: Die Beize ist die Gesundheitsversicherung für Wintergetreide

Durch den Einsatz von gebeiztem Saatgut sichern Sie den Feldaufgang und schaffen so eine gute Grundlage für erfolgreichen Winterroggenanbau. Die Beize schützt das Saatgut und die jungen Pflanzen nach dem Keimen vor Auflaufschäden sowie vor samen- und bodenbürtigen Krankheiten. Zertifiziertes Saatgut wird in der Regel gebeizt verkauft. Wenn Sie selbst Saatgut beizen möchten, finden Sie mit Landor CT und Rubin Plus hier hochwertige Beizmittel für Getreide:

Das Wichtigste in Kürze:

✅ Welche Vorteile hat Roggen bei der Verwertung nach der Ernte?

Die besondere Stärke des Roggens ist die hohe Flexibilität in der Vermarktung. Gute Qualitäten finden auch einen guten Markt. Bei schwächeren Qualitäten oder geringen Marktpreisen bietet sich die Nutzung als Futterroggen im eigenen Betrieb an. Alternativ kann auch eine Nutzung in Biogasanlagen in Erwägung gezogen werden.

✅ Worauf sollte bei der Aussaat von Winterroggen geachtet werden?

Bei der Aussaat von Winterroggen ist entscheidend, dass das Saatgut auf keinen Fall zu tief abgelegt wird. Die optimale Saattiefe für Winterroggen liegt bei 2 bis 3 cm.


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Stand: 07.09.2023