Ein Wildacker bereichert durch seine Blütenvielfalt nicht nur die Landschaft, sondern dient in erster Linie Insekten, Kleintieren, Vögeln und Niederwild als Lebensraum, Rückzugsort, Brutplatz oder als Nahrungsquelle. Ein zunehmend wichtiger Aspekt ist auch, dass jeder von Landwirten angelegte Wildacker ein Signal hinsichtlich eines freiwillig praktizierten Naturschutzes vor Ort ist. Damit wird auf lokaler Ebene ein wertvoller Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit der Landwirtschaft geleistet. Bevor Sie sich aber daran machen, einen eigenen Wildacker anzulegen, sollten einige Fragen geklärt werden. Beispielsweise zu den Themen Standortwahl, Bodenbeschaffenheit und besonders aber auch zur optimalen Saatgutauswahl. Sinnvoll ist es zudem, die Fördermöglichkeiten für die Anlage von Wildäckern vorab zu klären. myAGRAR gibt Ihnen hier einen Überblick zum Thema Wildacker sowie Tipps für die Aussaat.
So finden Sie den richtigen Standort für einen Wildacker
In der Planungsphase muss entschieden werden, wo der Wildacker angelegt werden soll. Häufig werden Wildäcker oder Blühflächen dort angelegt, wo Flächen aufgrund ihrer Lage oder Größe nicht vernünftig ackerbaulich genutzt werden können. Das bedeutet, dass es sich meistens um kleine Felder wie beispielsweise Reststücke an Waldrandstreifen oder Flächen, die in einem Keil zulaufen handelt, die mit größeren Maschinen schwierig oder nur aufwändig bearbeitet und geerntet werden können. Dort werden dann die Blühmischungen ausgebracht und damit wird die klassische Bewirtschaftung zumindest für diese Saison erst einmal eingestellt. Im Sinne der Wildtiere, für die diese Flächen angelegt werden, sollte bei der Standortauswahl allerdings besonders berücksichtigt werden, dass die Wildtiere sich am liebsten an Orten aufhalten, wo sie vom Menschen ungestört sind. Prüfen Sie den ins Auge gefassten Standort: Ist diese Fläche für das Wild wirklich sinnvoll?
Wildacker sinnvoll in die Fruchtfolge eingliedern
Prüfen Sie auch ihre gesamte Fruchtfolge für die ins Auge gefasst Parzelle. Obwohl für Wildäcker eben häufig die Flächen ausgewählt werden, die nicht gut ackerbaulich genutzt werden können, wäre es aus fachlicher Sicht sehr zu empfehlen, Wildäcker sinnvoll in eine Fruchtfolge einzugliedern. Bedenken Sie: Im Wechsel mit herkömmlichen Ackerkulturen ergeben sich die klassischen Vorteile durch den Fruchtwechsel, wie beispielsweise ein besseres Unkrautmanagement sowie eine hilfreiche Krankheits- und Schädlingsunterdrückung.
Praxistipp: Ziehen Sie Bodenproben vor der Anlage eines Wildackers
Analysieren Sie einen Wildacker wie andere Flächen auch. Der myAGRAR-Praxistipp: Ziehen Sie vor der Aussaat eine Bodenprobe, um die Nährstoffversorgung der Fläche konkret bestimmen zu können. Besonders wichtig ist dieser Schritt, wenn der Wildacker auf einer Fläche angelegt werden soll, die zuvor brach lag, also nicht bewirtschaftet wurde. Auch bei einem Wildacker sollte der pH-Wert zwischen 5,5 und 7 liegen. Bei zu niedrigen pH-Werten ist das Ausbringen von Kalk notwendig. Hierbei ist zu beachten, dass bei sehr niedrigen pH-Werten das Aufkalken des Bodens schrittweise über mehrere Jahre erfolgen sollte, weil der pH-Wert auch bei sehr hohen Gaben tatsächlich nur langsam angehoben werden kann. Wenn bei der Bodenuntersuchung ein Nährstoffmangel festgestellt wird, ist eine Düngung erforderlich. Das ist wichtig, damit die Pflanzen auf dem Wildacker optimal mit Nährstoffen versorgt werden können und sich die Blühmischung so optimal entwickeln kann.
Tipps für den optimalen Aussaatzeitpunkt von Blühmischungen
In der Regel werden Wildackermischungen zwischen Ende April und Mitte Mai ausgesät. Die zu diesem Zeitpunkt angelegten Wildäcker entwickeln sich im Frühjahr dann meist schon gut und bieten dann ab dem Sommer bis zum Winter hin Nahrung und einen zusätzlichen Lebensraum für Insekten und Wildtiere. Bedenken Sie: Bei zu früher Aussaat besteht die Gefahr, dass die jungen Pflanzen von Spätfrösten überrascht werden und abfrieren. Bei zu später Saat kann bei einer auftretenden Vorsommertrockenheit gerade auf leichteren Böden Wassermangel die Entwicklung der Pflanzen hemmen.
Tipps für die Bodenbearbeitung und Aussaat von Wildäckern
Je nach Bodenart, Jahreszeit und Wetter muss die Bodenbearbeitungs- und Aussaattechnik den vorherrschenden Bedingungen angepasst werden. Wie bei anderen Ackerflächen auch ist eine gute Saatgutablage in ein feinkrümeliges Saatbeet die beste Voraussetzung für eine gute Entwicklung des Wildackers. Praxistipp: Empfohlene Saatstärken beim Anlegen von Wildäckern sollten unbedingt beachtet werden, da zu dichte Pflanzenbestände nicht gerne vom Wild angenommen werden. Zu dünne Bestände begünstigen die Ausbreitung von Unkräutern und Ungräsern.
Kosten senken durch Förderprogramme für Wildäcker
Bevor Sie Blühflächen oder einen Wildacker anlegen, sollten Sie sich über die Fördermöglichkeiten informieren. Denn in vielen Bundesländern wird die Anlage solcher Flächen finanziell unterstützt. Das senkt die eigenen Kosten. Mögliche Ansprechpartner sind je nach Bundesland die Landwirtschaftskammern und Landwirtschaftsämter, die Landesjagdbehörden und Verbände oder die Landesministerien. Beispielsweise können über Agrar-Umweltmaßnahmen der Bundesländer, die die biologische Vielfalt auf den Ackerflächen fördern, Blühflächen bezuschusst werden. Aber: Die Förderbestimmungen sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich und auch Art und Umfang der Förderung variieren. Je nach Förderprogramm kann es Vorschriften zu Nutzungsdauer, Düngung, Pflanzenschutz, Anbauzeit und maximaler Förderfläche geben. Es lohnt sich in jedem Fall, die Fördermöglichkeiten zu recherchieren und die Anlage von Blühflächen und Wildäckern in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen vorher abzustimmen.
Praxistipp für den Sonderfall „Wildackermischung als Zwischenfrucht“
Prinzipiell kann eine Saatgutmischung je nach enthaltenen Komponenten für verschiedene Zwecke genutzt werden. Die Hersteller entwickeln die Saatgutmischungen jeweils für ein bestimmtes Ziel. Beispielsweise gibt es auf dem Markt Blühmischungen für die Anlage von Blühstreifen, Zwischenfruchtmischungen für die Aussaat im Herbst oder Wildackermischungen, die dem heimischen Wild Nahrung und Lebensraum bieten sollen. Es ist dabei grundsätzlich möglich, eine Wildackermischung auch als Zwischenfrucht anzubauen. Schauen Sie als Landwirt genau auf die in der Mischung enthaltenen Pflanzenarten und suchen Sie das Saatgut, welches ihre Ansprüche am besten erfüllt, aus. Achten Sie dabei aber auch auf die Vorgaben der für Sie relevanten Förderprogramme. Oft werden Pflanzenarten vorgegeben oder von der Förderung ausgeschlossen, manchmal ist ein konkretes Mischungsverhältnis verschiedener Pflanzenarten vorgeschrieben.
Hier finden Sie im myAGRAR Onlineshop geeignete Saatgutmischungen für Wildacker und Blühflächen: