Wildacker anlegen für Rehwild, Rotwild, Hasen & Co.

Einen Wildacker anzulegen ist ein wichtiger Teil der Hege und leistet zusätzlich einen positiven Beitrag für die Umwelt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch den Einsatz als Zwischenfrucht wird die Fruchtfolge mit einfachen Mitteln erweitert. Wildäcker bieten eine Vielfalt an Pflanzen, die zahlreichen Wildarten eine Futtergrundlage bieten. Ein weiteres gewichtiges Argument: Durch die gezielte Aussaat ausgewählter Wildackermischungen, die optimal auf die Bedürfnisse der Tiere abgestimmt sind, lassen sich auch Wildschäden deutlich reduzieren. Einige Saatgutmischungen eignen sich zudem ideal zur Einsaat von Blühstreifen, die im Rahmen des EU-Agrar-Umweltprogramms (Greening) angelegt werden müssen.

Wie wählt man die richtige Saatgut-Mischung aus?

Ebenso vielfältig wie die Fauna sind die Ansprüche der Tiere an die Pflanzenwelt. Welche Wildackermischungen eignen sich für welche Tiere? Die Wahl der richtigen Mischung mit ausgewogenem Wildackersaatgut spielt eine wichtige Rolle. Jede Wildackerpflanze erfüllt eine spezielle Funktion in der Natur und lockt unterschiedliche Tiere an. Gute Wildackermischungen bieten gleich mehreren Tierarten Deckung und Äsung und erleichtern darüber hinaus auch Insekten, Vögel und Nagetiere die Nahrungssuche.

Wildackermischungen für Rehwild: Möglichst Vielfältig

Rehwild geht bei der Nahrungsauswahl sehr selektiv vor. Empfehlenswert sind bunte Wildackermischungen mit Buchweizen, Perserklee, Weidelgras und Fenchel. Auch Ringelblumen und Spitzwegerich gehören in das Nahrungsportfolio. Beliebt sind auch seltener gewordene Pflanzen, wie beispielsweise Glockenblumen, Anis, Wilder Kümmel, Kleiner Wiesenkopf und Kleine Bibernelle. Auch Futterkohl bietet dem Rehwild eine schmackhafte Äsung und gleichzeitig optimale Deckung.

Feinschmecker Hase bevorzugt Kräuter und Klee

Auch der Hase selektiert stark: Er bevorzugt Kräuter und Kleearten wie Bockshornklee, Persischer Klee und Rotklee. In der Herbst- und Wintersaison greift er gerne auf Blattstammkohl und Winterraps zurück. Das Wildkaninchen ist hingegen weit weniger anspruchsvoll bei der Futterwahl. Es nimmt die meisten Wildackerpflanzen gerne an.

Wildackermischungen für Rotwild: Abhängig von Saison und Lebensphase

Vom Frühjahr bis zum Einbruch des Winters bieten dem Rotwild Saatgutmischungen mit Sommergetreidearten, Buchweizen, Weidelgras, Perserklee und Fenchel eine passende Futterbasis. Im Herbst sollten zu Beginn der Brunftzeit spezielle Herbst- und Winteräsungen eingesät werden, die das Rotwild auch bei Frost mit Futterkohl, Herbstrüben und Winterrüben versorgen. Vor und während der Milchreife sind Gelb- und Schwarzhafer beliebt. Ausgewachsenes Rotwild präferiert Rohrglanzgras.

Gehaltvolle Äsung für Schwarzwild schützt vor Schäden

Schwarzwild bedient sich gerne an Furchenkohl, Phacelia, Senf, Raps, Ölrettich, Buchweizen, Fenchel und Perserklee. Ganz besonders gut schmeckt ihm der Schwarzhafer. Im Frühjahr suchen die Tiere vor allem nach Eiweiß im Grünland, hier bieten sich entsprechende Saatgutmischungen mit einjährigen Eiweißleguminosen an. Beim Schwarzwild erfüllt das gezielte Anlegen von Wildackern nicht nur den Versorgungszweck, sondern dient auch als Lockäsung dem Fernhalten von Anbauflächen und Schadenschwerpunkten wie beispielsweise befahrenen Straßen.

Federwild sucht Äsung und Deckung

Wildäcker liefern Rebhühnern und Fasanen nicht nur Möglichkeiten zur Äsung, sondern bieten ihnen auch die nötige Deckung vor Fressfeinden. Das ausgewachsene Federwild bevorzugt besonders die energiereichen Körner von Senf, Phacelia, Lupine, Buchweizen und Sonnenblume. Auch Klee, Luzerne und weitere Wildackerpflanzen gehören zur bevorzugten Äsung. Die oftmals in den Mischungen enthaltenen Süßlupinen und Ringel- sowie Sonnenblumen locken zudem Insekten an. Deren Larven und Eier sind wiederum eine wichtige Nahrungsquelle für das Federwild und weitere Vogelarten.

Wildacker als Zwischenfrucht oder mehrjährige Rückzugsfläche

Wildackermischungen eignen sich optimal als Zwischenfrucht im Wechsel mit konventionellen Ackerbaukulturen. So können ungünstige Einflüsse sehr enger Fruchtfolgen und Monokulturen reduziert werden, die sonst nicht nur dem Boden, sondern auch der Diversität im Tierreich schaden. Grundsätzlich kann ein Wildacker auch mehrjährig angelegt werden. Die mehrjährigen Wildackermischungen bieten entsprechend dauerhaften Bewuchs mit Äsungs- und Schutzmöglichkeiten. Dadurch werden wertvolle Lebensräume und dauerhafte Rückzugsflächen für die heimische Fauna geschaffen.

Wildacker als Bodenverbesserer

Viele der Pflanzen, die in Wildackermischungen enthalten sind, wirken in mehrerer Hinsicht Boden verbessernd: Beispielsweise lockern Winterraps und Kleearten durch ihr Wurzelwerk den Boden auf, so dass die Nährstoffaufnahme für die nachfolgende Kultur deutlich einfacher ist. Zudem fördert die Bodenauflockerung den Lebensraum für Bodennützlinge und erleichtert die Bodenbearbeitung. Der Entwicklungszyklus von Schaderregern wird unterbrochen und die Unkrautbildung deutlich verringert.

 

Stand: 2020

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