Weidelgras – „Der neue Ackerfuchsschwanz“

Mehr und mehr Flächen in Deutschland werden durch Weidelgräser besiedelt. Durch die vermehrte Ausbreitung des Ungrases mit zunehmenden Resistenzen, entwickelt es sich zu einem schwer bekämpfbaren Problem in vielen Regionen. In Befallsgebieten muss mit Ertragsminderungen bzw. -ausfällen, sowie erschwerten Erntebedingungen gerechnet werden.

Unterscheidungsmerkmale der in Deutschland auftretenden Arten finden Sie im Folgenden kurz beschrieben:

Deutsches Weidelgras

Grundsätzlich ist das Deutsche Weidelgras für Grünland- und Feldfutterbauflächen sowie für Rasenansaaten eines der wichtigsten Kulturgräser. Die konsequente Züchtung hat diese vielfältigen Nutzungsrichtungen ermöglicht.

Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) ist ein ausdauerndes, mehrjähriges, horstbildendes Gras mit Rhizomen und wurzelnden Seitentrieben. Die Horste erreichen eine Wuchshöhe von bis zu 70 cm. Die Blätter sind dunkelgrün mit glänzender Unterseite und geriefter Oberseite. Eine Behaarung ist an der gesamten Pflanze nicht zu finden. Ohne Blütenstand ist die Unterscheidung am einfachsten an der offenen Blattscheide mit dem kurzen, abstehenden Blattöhrchen möglich. Das Blatthäutchen ist durchsichtig und kurz. Der rötliche bis rötlich-violette Triebgrund erleichtert die Bestimmung ebenfalls. Die unbegrannten Ährchen sitzen mit der schmalen Seite wechselständig an der Spindel. Die Samen bleiben bis zu vier Jahre keimfähig im Boden. Neben der Ausbreitung über Samen, ist dies auch über Wurzeltriebe möglich.

Die besten Wachstumsbedingungen finden sich auf frischen, lehmig-tonigen Böden. Sowohl im Flachland als auch in den Marschen Norddeutschlands findet dieses Gras optimale Bedingungen vor. Lockere Moorböden und raue Höhenlagen mit längeren Schneeperioden tragen hingegen nicht zur Ausbreitung bei.

Welches Weidelgras

Während das Deutsche Weidelgras vielfältige Nutzungsrichtungen aufweist, ist das Welsche Weidelgras (Lolium multiflorum) ein überjähriges Horstgras mit hohem Ertragspotenzial bei gleichzeitig gutem Futterwert, sodass die Hauptverwendung im klassischen Feldfutterbau liegt.

Die bis zu 60-70 cm hohen Horste bilden Blütenstände, die im Gegensatz zum Deutschen Weidelgras eine deutliche Behaarung an den Ährchen aufweisen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist das jüngste Blatt: Während es beim Deutschen Weidelgras gefaltet ist, ist es beim Welschen Weidelgras gerollt. Ebenso sind die Blattöhrchen wesentlich größer.

Diese Weidelgrasart bevorzugt eher niederschlagsreiche Gebiete mit frischen, warmen Standorten. Vor allem zur Hauptkeimzeit im Frühjahr ist eine hohe Stickstoffversorgung vorteilhaft für die Ausbreitung.

Welsches Weidelgras kreuzt sich mit Deutschem Weidelgras. Diese Bastardweidelgräser haben mittlere Eigenschaften wie z. B. den Wuchs und weisen eine deutlich höhere Lebensdauer auf.


Welche Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es bei Weidelgras im Bestand?

Die chemischen Möglichkeiten zur Bekämpfung sind stark begrenzt, sodass eine Resistenzbildung unbedingt zu vermeiden ist. Um die Ausbreitung der Gräser zu verhindern bzw. einzudämmen, ist ein vollumfängliches Ungrasmanagement von enormer Bedeutung. 

Grundvoraussetzung dafür ist eine intensive und konsequente Beobachtung der Flächen. Vorbeugende Maßnahmen, wie z. B. das mulchen vorhandener Nester, lassen sich nur aus intensiven Bestandesbeobachtungen ableiten. Nur so bleiben die Ackerflächen bestenfalls frei von Ungras und einer Resistenzbildung kann vorgebeugt werden.

Somit ist das Problem nicht allein über den Einsatz chemischer Lösungen in den Griff zu bekommen. Weitere ackerbauliche Maßnahmen wie die tief mischende oder wendende Bodenbearbeitung (Pflug/Grubber) dämmen die Altverungrasung ein, während ein tendenziell späterer Saattermin den Ungrasdruck durch neu auflaufende Weidelgräser im Herbst nach der Saatbettbereitung deutlich reduzieren kann. Zudem können diese bereits im Herbst gut mit bodenwirksamen Herbiziden wie Flufenacet, Prosulfucarb und Chlortoluron erfasst werden. Hier haben sich Einsatztermine im Vor- bzw. frühen Nachauflauf bewährt. Nach eigenen Erfahrungen haben sich die unten folgenden Herbizidkombinationen Ackerfuchsschwanz-Kombinationen mit einer Nebenwirkung auf Weidelgräser etabliert.

Zu guter Letzt stellt die Fruchtfolge ein entscheidendes Rädchen in dieser Systematik dar. Der Wechsel zwischen Sommerungen und Winterungen sowie Blatt- und Halmfrüchten erweitert die chemischen Bekämpfungsmöglichkeiten und verringert den Ungrasdruck.

Unsere Bekämpfungsstrategien:

* = NW800: kein Einsatz auf drainierten Flächen vom 01. November bis 15. März
** = NG405: kein Einsatz auf drainierten Flächen
Beachten Sie jeweils die gültigen Anwendungsbedingungen der einzelnen Produkte.

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Aufwandmenge:
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Anwendungshinweis Jura:
NW800: kein Einsatz auf drainierten Flächen vom 01. November bis 15. März

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Sie haben einen Standort mit verstärktem Druck an Weidelgras?

Standorte, die bereits verstärkt von Weidelgräsern geprägt sind, weisen in der Regel Resistenzen gegenüber Herbiziden zur Frühjahrsanwendung (ALS- und ACCase-Inhibitoren) auf. Um möglichst effektive Bekämpfungserfolge erzielen zu können, ist also die Kenntnis über den Resistenzstatus der Flächen unerlässlich! Wir empfehlen einen Herbizid-Resistenztest von Agris42.

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