Ganz anders als im Jahr 2022 hat es in diesem März sehr viel geregnet. Die erste Stickstoffgabe beginnt zu wirken, die Bestände grünen durch und in der Woche nach Ostern stehen mit steigenden Temperaturen dann auch erste Wachstumsreglermaßnahmen im Weizen an.
In der folgenden Übersicht sind die wichtigsten Wirkstoffeigenschaften zusammengestellt. Zur gleichmäßigen Stabilisierung der Halme von unten nach oben hat sich die Kombination der unterschiedlichen Wirkstoffe/Produkte bewährt.
Wirkungsweise der Wachstumsreglerwirkstoffe:
Wirkstoff
Einsatz
Funktion
Wirkungsgeschwindigket
Wirkungsdauer
CCC
mind. 5 °C
hemmt die Synthese von Giberrelin
schnell
8 -10 Tage
Mepiquat-chlorid
ab 10 °C auch bei bedecktem Wetter
hemmt die Synthese von Giberrelin
schnell
8 -10 Tage
Trinexapac-ethyl
ab 12 °C UV-Strahlung fördert die Wirkung
hemmt die Aktivität der Giberelline
langsam
bis 14 Tage
Prohexadion-Calcium
ab 15 °C
hemmt die Aktivität der Giberelline
mittel / langsam
bis 10 Tage
Ethephon
ab 15 °C
fördert die Reifeprozesse, festigt die Zellwand
schnell
2-4 Tage
Im Laufe der Frühjahrsvegetation gibt es vier wesentliche Einsatzfenster für Wachstumsregler. Um die Halme gleichmäßig von unten nach oben zu stabilisieren, hat es sich bewährt, die vorhandenen Wirkstoffe passend zum Entwicklungsstadium der Pflanzen zu kombinieren. Die Aufwandmengen sind an die Bedingungen vor Ort anzupassen, bei wüchsigen, dichten Beständen mit ausreichender Wasserversorgung sind robustere Aufwandmengen zu empfehlen als bei Trockenheit und leichteren Böden.
Aktuelle Situation in den Kulturen
Bestockungsende (BBCH 29-30): In später entwickelten Beständen wird mit dieser Maßnahme bis BBCH 30 vor allem das 1. Inter-nodium eingekürzt. CCC wirkt dabei vor allem auf den Haupttrieb (Brechung der apikalen Dominanz). Das kann positive Effekte auf die Entwicklung der Nebentriebe haben. Diese Maßnahme ist am ehesten in später gesätem Weizen zur Bestandesregulierung sinnvoll. Eine Kombination mit Blattdüngern oder Herbiziden ist möglich.
Schossbeginn (BBCH 30/32): Die meisten Ende September gedrillten Weizenbestände befinden sich zurzeit im Stadium BBCH 30 mit Übergang zu BBCH 31. Bei der kühlen Witterung zurzeit wächst der Weizen zwar kontinuierlich aber langsam. Aus heutiger Sicht werden in der Woche nach Ostern erste, richtige Wachstumsreglermaßnahmen angeraten sein.
Wird die erste Maßnahme in BBCH 30/32 gesetzt, hat sich das erste Internodium schon etwas gestreckt. Der Wirkstoff Trinexapac hat dann vor allem eine stabilisierende Wirkung und vermindert die weitere Streckung des Internodiums. CCC wirkt in dieser Phase bereits auf das 2. Internodium, dass sich gerade zu strecken beginnt. Trinexapac (z.B. Modan 250 EC, Countdown NT) wirkt besonders gut bei hoher UV-Strahlung und Temperaturen ab ca. 12 °C. Prodax (Trinexapac + Prohexadion) ist etwas stärker in der Einkürzungsleistung und hat geringere Temperaturansprüche.
Gerste und Septemberweizen befinden sich zurzeit meist noch im gleichen Entwicklungsstadium, ca. BBCH 30. Mit steigenden Temperaturen entwickelt sich die Gerste ab Schossbeginn deutlich schneller als Weizen oder Triticale, daher ist eine erste gut platzierte Maßnahme in BBCH 31/32 bei wüchsiger Witterung wichtig für die Stabilisierung der unteren Halmabschnitte. Die Anschlussmaßnahme sollte dann ca. 10-14 Tage später folgen, damit die Gerste sich nicht wieder „auswächst“.
Schossphase, Große Periode (BBCH 32-37): In dieser Phase sollte bestenfalls kein Wachstumsregler eingesetzt werden, weil sich in der „Großen Periode“ die Ähre ausbildet und sich im Längenwachstum befindet. Gegenüber Wachstumsreglern ist die sie dann am empfindlichsten, es können z.B. Stauchungen oder Deformationen auftreten. Eine Wachstumsregleranwendung mit z.B. Modan 250 EC ist nur zu empfehlen, wenn der Bestand z.B. aufgrund hoher Nährstoffverfügbarkeit oder ungünstiger Witterung zu weich ist und Lager droht.
Fahnenblattstadium (BBCH 37/39-49): Mit dem Fahnenblattschieben können Wachstumsregler im Rahmen der Einkürzungsstrategie den oberen Halmabschnitt stabilisieren und das Ährenknicken verhindern. In dieser Phase kommen vor allem die Wirkstoffe Trinexapac-ethyl, Prohexadion-Calcium oder auch Ethephon zum Einsatz, letzteres bevorzugt in der Gerste. Vor allem in der Gerste ist das Pedunkel (oberstes Halmglied direkt unter der Ähre) oft sehr lang und weich. Daher ist in dieser Kultur eine Maßnahme mit Ethephon sehr wichtig.
Eine zusätzliche Anwendung von ca. 100g/ha Ethephon (0,2 l/ha Padawan Plus) in der Gerste in BBCH 49/51 kann das Ährenknicken zusätzlich verhindern und ist vor allem in Sorten mit einer mittleren bis hohen Anfälligkeit gegenüber Ährenknicken zu empfehlen.
In der Gerste ist neben der Lageranfälligkeit auch die Anfälligkeit gegenüber Halm- und Ährenknicken zu beachten. Die o.g. Wachstumsreglermaßnahmen können an die Eigenschaften der Sorten angepasst werden.
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