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Frühzeitige Ernte nötig: Wann sollte trockener Mais geerntet werden?

Die Dürre der letzten Wochen hat vielerorts zum Teil schwere Schäden in Silomaisbeständen angerichtet. Eingerollte Blätter, Wuchsdepression, Abwurf von Seitentrieben, keine Kolben oder nicht richtig gefüllte Maiskolben sind die Folgen der anhaltenden Trockenheit. Viele Maisbestände kommen nicht auf das gewünschte Ertragsniveau. Sie müssen deshalb zum Teil deutlich früher als üblich geerntet werden. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt? Ab wann sollte vertrockneter Mais geerntet werden und was muss man bei der Silierung beachten? Welche Gefahr droht in diesem Jahr bei Arbeiten am und auf dem Silagestapel? myAGRAR gibt Ihnen Tipps für den richtigen Umgang mit vertrocknetem Mais.

Den richtigen Erntezeitpunkt finden

Die Silierreife von Mais tritt ein, wenn der Kolben mindestens 55 % Trockenmasse (TM) und die Restpflanze 23-25 % Trockenmasse (TM) erreicht haben. Bei Trockenmassegehalten der Gesamtpflanze von 35 % oder wenn die Pflanze zu einem Drittel dürregeschädigt ist, sollte mit dem Silieren begonnen werden. Die Besonderheit in diesem Jahr: Durch die frühe Notreife der Pflanzen wird häufig einer hoher TM-Gehalt der Gesamtpflanze und ein niedriger TM Gehalt der Kolben beobachtet.

Kommt der Silomaisbestand noch wieder durch?

Grundsätzlich gilt es, die Regenerationsfähigkeit des Mais nicht zu unterschätzen. Wenn noch mehrere grüne Blätter und ein grüner Kolben vorhanden sind, kann bei eintretendem Regen noch wieder mit einem Zuwachs gerechnet werden. Aber ab einem Gehalt von 58 % TM im Korn ist keine weitere Stärkeeinlagerung zu erwarten. Unser Tipp: Rechtzeitig die Bestände kontrollieren und nicht zu lange mit der Ernte des Silomais warten! Silomais, bei dem keine Zunahme der Qualität oder des Ertrags zu erwarten ist, sollte geerntet werden.

Optimale Verdichtung im trockenen Jahr noch wichtiger!

Bei sehr trockenen Gesamtpflanzen muss unbedingt auf eine gute Häckselqualität und die richtige Einlagerung des Silierguts geachtet werden. Die optimale Verdichtung ist in trockenen Jahren noch wichtiger und bleibt der Schlüssel zum Erfolg der Silierung. Die Häcksellänge darf maximal 6 mm betragen. Außerdem sollten beim Befüllen des Silos max. 30 cm abgeladen werden, um das Silo Schicht für Schicht richtig verdichten zu können. Die Walzgeschwindigkeit liegt optimal bei 2,5 km/h und bei max. 4 km/h. Auf Zwillingsbereifung sollte verzichtet werden und der Reifendruck bei 2 bis 3,5 bar liegen. Kurzes Häckselgut, eine gute Verteilung und ein ausreichendes Gewicht beim Walzen sind die Schlüsselfaktoren für die optimale Verdichtung der Silage.

Achtung: Lebensgefahr durch nitrose Gase aus zu trockenen Maissilagen!

Wenn Mais siliert wird, der besonders trockengeschädigt ist, kann es in den ersten Tagen der Silierung zur Bildung nitroser Gase kommen. Diese Stickstoffoxide sind bräunliche bis orange-rote, schwere Gase. Wenn diese aus dem Silo entweichen, dann sollte die Folie auf keinen Fall geöffnet werden, um diese Gase entweichen zu lassen. Das Einatmen der Gase muss unbedingt vermieden werden, da Bewusstlosigkeit droht und es zu lebensbedrohlichen Verätzungen der Lunge kommen kann. Wichtig: Die Gärgase sind schwerer als Luft und sammeln sich an entsprechenden Stellen. Deshalb sollte man sich niemals auf dem Silo hinsetzen, dort Pause machen oder Reparaturen auf dem Silagestapel durchführen. Jetzt hilft abwarten: Für die Fütterung können Partien, die durch nitrose Gase orange-rot verfärbt sind, nach der üblichen Gärdauer von mindestens acht Wochen ohne Probleme genutzt werden.

Einsatz von Siliermitteln verbessert die Gärung

Trockenes Siliergut hat meistens nur einen geringen Besatz mit natürlichen Milchsäurebakterien. Die geringen Mengen an Milch- und Essigsäure begünstigen die unerwünschte Nacherwärmung und Schimmelbildung im Silo. Bei besonders schlechten Bedingungen für die Silierung kann deshalb der Einsatz von Silierhilfsmitteln sinnvoll sein. Häufig reicht die Anwendung im oberen Drittel des Silos aus.

Das Risiko der Nacherwärmung kann durch den Zusatz von heterofermentativen Milchsäurebakterien vermindert werden. Ab 40 % TM helfen Propion-, Benzoe- und Sorbinsäure. Diese Stoffe hemmen Hefepilze, wodurch das Nachgären im Silo vermindert wird. Die aerobe Stabilität des Silos kann durch den Einsatz von Siliermitteln der Wirkungsrichtung 2 verbessert werden. Während Siliermittel klassischerweise bei der Ernte über den Häcksler zugeführt werden kann, muss beispielsweise Propionsäure unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen angewendet werden. Der Einsatz von Schutzkleidung ist in diesem Fall zwingend erforderlich. Finden Sie jetzt passende Schutzausrüstung:

Wann kann die Silage mit trockenem Mais genutzt werden?

Der Silo sollte auf jeden Fall nicht zu früh geöffnet werden. Nach frühestens sechs bis acht Wochen wird die stabile Gärphase erreicht, erst dann sollte die Öffnung erfolgen. Je größer das Silo und je wärmer die Umgebungstemperatur, desto länger braucht die Silage zum Abkühlen.

Futteranalyse der Silage in diesem Jahr besonders wichtig

Ohnehin ist ja die Futterqualität jeder Silage auch in normalen Jahren schon anders. In trockenen Jahren gilt dies noch viel mehr: So weist kolbenloser Mais höhere Zuckergehalte auf. Die tatsächlichen Zuckergehalte müssen unbedingt entsprechend in der Fütterung berücksichtigt werden. Für die Bestimmung wichtiger Energie- und Nährstoffgehalte können die Probenahmesets aus dem myAGRAR Onlineshop, die eine einfache Futteranalyse ermöglichen, genutzt werden:

Vorsorge-Tipp für die Sortenwahl 2023: Reifezahlen splitten

Die Maissaison 2022 hat ein weiteres Ausnahmejahr gebracht. Deshalb empfehlen die myAGRAR Fachberater für 2023 das Risiko im Maisanbau durch eine entsprechende Sortenwahl noch mehr zu streuen. Wählen Sie unbedingt für Ihren Standort passende Maissorten mit unterschiedlichen Reifezahlen. So können Sie das Risiko von erneuten Witterungsunbilden wie großer Hitze oder Trockenheit zur Blütezeit zumindest mindern. Weitere Hinweise für die Wahl der richtigen Maissorte finden Sie hier:


Das Wichtigste in Kürze:

✅ Wie kann ich einschätzen, ob ein trockener Silomaisbestand noch vernünftig durchkommt?

Die Maispflanze ist grundsätzlich sehr regenerationsfähig. Wenn noch mehrere grüne Blätter und ein grüner Kolben vorhanden sind, kann bei eintretendem Regen noch wieder mit einem Zuwachs gerechnet werden. Aber ab einem Gehalt von 58 % TM im Korn ist keine weitere Stärkeeinlagerung zu erwarten und der Bestand sollte geerntet werden.

Wie stark muss ich die Maissilage verdichten?

Wenn sehr trockene Maisbestände gehäckselt werden, dann sind eine gute Häckselqualität sowie die richtige Einlagerung und vor allem die optimale Verdichtung des Silierguts noch wichtiger als in normalen Jahren. Beim Befüllen sollten die Abladeschichten maximal 30 cm dick sein und möglichst gleichmäßig verteilt werden. Das Festfahren sollte langsam und ohne Zwillingsreifen erfolgen, um optimal verdichten zu können.

Welche besondere Gefahr droht bei der Einlagerung trockener Maisbestände?

Wenn besonders trockengeschädigter Mais siliert werden, kann es in den ersten Tagen der Silierung zur Bildung nitroser Gase kommen. Wenn diese bräunlichen bis orange-roten Gase aus dem Silo entweichen, dann sollte die Folie auf keinen Fall geöffnet werden. Es drohen Bewusstlosigkeit und lebensbedrohliche Verätzungen der Lunge. Auf keinen Fall dürften Helfer sich auf dem Silo hinsetzen, dort Pause machen oder Reparaturen auf dem Silagestapel durchführen.


Blattdünger: Diese Vorteile bringt er dem Mais

In diesem Fachbeitrag erfahren Sie den Nutzen von Blattdünger im Mais. Hierfür wird auch auf die Ursachen für den Bedarf und auf die biologischen Zusammenhänge eingegangen.

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Stand: 25.08.2022