Technik-Trends im Pflanzenschutz: Exaktere Ausbringung senkt Kosten
Technik-Trends im
Pflanzenschutz: Exaktere Ausbringung senkt Kosten
Welche Trends gibt es in der Pflanzenschutztechnik – und wie sieht die Zukunft des Pflanzenschutzes in Deutschland überhaupt aus? Kann ich in Zukunft eigentlich noch auf den chemischen Pflanzenschutz setzen und wenn ja, mit welcher Technik? Diese Fragen haben sich viele Landwirte gerade im Vorfeld der Agritechnica gestellt. „Fast kein anderes Gebiet in der Landwirtschaft wird so emotional diskutiert wie der chemische Pflanzenschutz“, stellte Harald Kramer vom Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im Vorfeld der weltgrößten Landtechnikmesse fest. Seine Erkenntnis aus vielen Beratungsgesprächen: „Für viele Praktiker stellt sich aktuell die Frage, ob sich der finanzielle Aufwand für eine neue Spritze überhaupt noch lohnt.“
Neueste Präzisionstechnik wird oft von Lohnunternehmen in die Praxis eingeführt
Die neueste Technik bringen in vielen Regionen mittlerweile vor allem die Lohnunternehmen in die Praxis. Der Grund sind die hohen Kosten der Eigenmechanisierung und oft auch der hohe Anspruch an die Fahrerschulung. „Die Lohnunternehmer entschleunigen so den Strukturwandel in der Landwirtschaft: Sie sorgen dafür, dass auch Familienbetriebe unabhängig von ihrer Betriebsgröße modernste Maschinen und Methoden der digitalen Präzisionslandwirtschaft und hier gerade auch im Pflanzenschutz einsetzen können“, berichtete Dr. Hartmut Matthes, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Lohnunternehmen e.V. (BLU) in einem Pressegespräch auf der Agritechnica.
Flüssigdüngereinsatz kann die Auslastung der Feldspritze erhöhen
Während der Anschaffungspreis für neue, modern digitalisierte Feldspritzen zwangsläufig immer weiter steigt, sieht Kammerberater Kramer für die Zukunft wieder mehr Möglichkeiten für die Eigenmechanisierung. Voraussetzung ist aus seiner Sicht, dass das Einsatzspektrum der jeweiligen Maschine erweitert werden kann: „Die bessere oder erweiterte Auslastung der Feldspritze beispielsweise über die Ausbringung von Flüssigdünger eröffnet dem Praktiker viele neue Möglichkeiten, die es beim Neukauf zu bedenken gilt.“
Mit neuester Pflanzenschutztechnik Betriebsmittel präziser einsetzen
Unabhängig von der Frage, wer eigentlich die neue Pflanzenschutzspritze ebenso wie den neuen Düngerstreuer kauft, war die Antwort für Dr. Lothar Hövelmann, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft e.V. (DLG), hinsichtlich des Investitionsinteresses eindeutig: „Die große Aufmerksamkeit liegt auf Smart Farming- und Precision Farming-Technologien – wegen der hohen Betriebsmittelkosten. Hier ist Verbrauchsoptimierung gefragt. In die gleiche Richtung zielt die zunehmende Regulierung, sie erfordert einen immer präziseren Einsatz von Inputs und Ressourcen“, berichtete Hövelmann in der Eröffnungspressekonferenz der Agritechnica.
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Einsparungen bei gleichbleibender Wirkung und guten Erträgen erreichen
Pflanzenschutzfachmann Kramer brachte die Herausforderung für die Landwirte auf den Punkt: „Beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln müssen Einsparungen erzielt werden, allerdings bei gleichbleibender biologischer Wirkung und guten Erträgen. Denn bei aller Einsparphilosophie müssen die Kulturpflanzen entsprechend gesund erhalten werden, um entsprechende Erträge zu liefern.“
Physikalischer und biologischer Pflanzenschutz wird Chemie ergänzen
Dr. Hövelmann prognostizierte die zu erwartende Entwicklung: „Der physikalische und biologische Pflanzenschutz wird zunehmend Teil der landwirtschaftlichen Anbaustrategien und ersetzt bzw. ergänzt den chemischen Pflanzenschutz.“ Dies bestätigte Harald Kramer dann ebenso: „Bereiche wie Hacktechnik, Bandspritzung, künstliche Intelligenz usw. gewinnen enorm an Bedeutung, um diesen Zielen gerecht zu werden. Aktuell steht die Praxis an der Schwelle, den ohnehin schon sehr exakten Pflanzenschutz noch exakter zu gestalten.“
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Wirtschaftlicher Druck: Neue Pflanzenschutztechnik wird ihren Weg finden
Das Fazit dieser Diskussion: Die neue Pflanzenschutztechnik kommt auf jeden Fall auf den Acker, es ist nur die Frage, wer sie kauft und fährt. Nicht nur, weil die Politik mit dem Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie den Weg vorgeben möchte, auch wenn die Einigkeit über die Details mittlerweile sowohl in Brüssel als auch in Bund und Ländern nicht mehr gegeben ist. Allein die wirtschaftlichen Aspekte in Form der Betriebsmittelkosten und dem fehlenden Personal für arbeitsaufwändige, händische Pflegemaßnahmen werden die Treiber für den zunehmenden Einsatz modernerer Techniken für den Pflanzenschutz sein – egal, ob chemisch, physikalisch, mechanisch oder mit alternativen Methoden.
Immenses Einsparpotenzial durch Kombination von Pflanzenschutzverfahren
Seitens der Landtechnik kümmern sich die Entwickler um neue oder zumindest verbesserte Ideen, um den ohnehin schon hohen Standard in der Ausbringgenauigkeit noch höher zu setzen, meint LWK-Berater Kramer. Seine Einschätzung: „Die Kombination von mechanischer Unkrautbekämpfung und Bandspritztechnik in Reihenkulturen bietet ein immenses Potenzial an Einsparung von Pflanzenschutzmitteln und neue Chancen im Resistenzmanagement.“ Hinzu kämen verbesserte Prognosemodelle, eng gekoppelt an die Ausbringtechnik mit verbesserten Sensoren, Applikationskarten, künstlicher Intelligenz, Programmen und Düsentechniken.
Messeboom bei mechanischer-digitaler Hacktechnik auf modernem Niveau
Auf der Agritechnica konnte man klar einen Boom in der mechanischen Hacktechnik erkennen. Kramer: „Gerade bei der Hacke wurde hier ein altbewährtes System durch neue Technik auf ein höheres Niveau gehoben. Neben den unterschiedlichen Hackaggregaten werden durch Kamerasteuerung und Verschieberahmen viele Hacken in die Lage versetzt, noch exakter zu arbeiten. Solche Systeme können in den klassischen Hackfrüchten wie Zuckerrüben, Mais und Kartoffeln für ein beachtliches Einsparpotenzial an Pflanzenschutzmitteln sorgen. Auch die Bandapplikation ist durch neue Düsen und Feldspritzensysteme für den Anwender bedienerfreundlicher geworden.“
Während der Landwirtschaftskammer-Spezialist sich bei der Praxisreife der Spot-Applikation für hiesige Breiten noch etwas zurückhaltend zeigt, beeindruckten ihn Bandbehandlungssysteme, die mittels Lasertechnik den Unkräutern zu Leibe rücken: „Hierbei hat man den Vorteil, noch näher an die Kulturpflanze heranzukommen, da berührungslos gearbeitet wird. In solchen Systemen steckt noch viel Potenzial.“
Pflanzenschutztechnik im Detail: Welche Düse ist die Beste?
Der Pflanzenschutztechnik-Fachmann der DLG, Holger Walch, richtete zur Agritechnica auch den Blick auf die Düsentechnik: „Unter den heutigen Bedingungen wird man feststellen, dass im Bereich der abdriftreduzierten Düsen so gut wie alle Hersteller Düsentypen anbieten, die sowohl im Bereich der kompakten Injektordüsen wie auch der langen Injektordüsen anzusiedeln sind. Hierbei kann der Praktiker nun aus einem breiten Angebot JKI-anerkannter, abdriftreduzierter Düsen auswählen, um für seinen Betrieb die ideale Düse auszuwählen.“
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Die Anwendungsqualität bei der Düsenwahl im Auge behalten
Aufpassen sollte man laut Walch jedoch weiterhin, dass die Technik nicht nur in Sachen Abdriftreduzierung optimiert wird und man dabei die biologische Wirkung vergisst: „Dies ist vor allem auch zu beachten, wenn man an die immer stärker reduzierten Wassermengen oder die steigenden Fahrgeschwindigkeiten denkt. Hauptziel sollte doch sein, die Anwendungsqualität durch eine ausreichende Benetzung und bei Bedarf mit einer ausreichenden Bestandsdurchdringung abzusichern.“ Darüber hinaus wies der DLG-Spezialist auf Systeme wie Dropleg hin, die beispielsweise im Raps die Möglichkeit böten, einen bienenschonenden Pflanzenschutz zu betreiben.
Exakte Führung des Gestänges der Feldspritze auch künftig unabdingbar
Voraussetzung für den stärkeren Einsatz von Smart Farming-Technologien bei Feldspritzen ist eine sichere Unkraut- oder Krankheitserkennung durch Kameras und Sensoren. DLG-Pflanzenschutzspezialist Holger Walch wies darauf hin, dass dafür die Einhaltung eines gleichbleibenden Zielflächenabstandes durch eine ruhige und exakte Führung des Gestänges unabdingbar sei: „Das erfordert eine aktive oder automatische Gestängeführung und eine Schwingungsdämpfung, um die Düsen in exaktem Abstand über dem Boden führen zu können und auch bei immer größer werdenden Arbeitsbreiten unter schwierigen Geländebedingungen und bei hoher Fahrgeschwindigkeit für eine absolut ruhige Gestängelage zu sorgen.“
Weiterentwicklung der Gestängetechnik kommt zentraler Rolle zu
Diese Optimierung der Feldspritze hilft natürlich bei allen Anwendungen insbesondere hinsichtlich der Genauigkeit der Ausbringung: „Die Gestängeschwingung muss aber auch in horizontaler Richtung, also in bzw. gegen die Fahrtrichtung, vermieden werden, denn sie wirkt sich auf die Genauigkeit der Verteilung besonders stark aus. Damit kommt aktuell auch der Weiterentwicklung der Gestängetechnik eine zentrale Rolle zu, wenn es darum geht, reduzierte Aufwandmengen präzise und sicher zu applizieren“, stellte Holger Walch abschließend fest. Neben der Elektronik bleibt also bei Feldspritzen auch künftig die Solidität der Mechanik ein wichtiger Aspekt.
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Der große Vorteil von Smart Farming- und Precision Farming-Technologien bei Feldspritzen ist die Verbrauchsoptimierung, die ein großes Einsparpotenzial beim Pflanzenschutzmitteleinsatz eröffnet. Dies nützt sowohl der Ressourcenschonung bei der Anwendung als auch der Senkung der Betriebsmittelkosten.
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