Die Getreide- und Rapsernte ist weitgehend abgeschlossen. Jetzt steht die Herbstbestellung und damit die Bodenbearbeitung an – oder auch nicht? Der Anteil der Landwirte, die statt zu pflügen auf Minimalbodenbearbeitung setzen, steigt. Pflügen, Mulchsaat oder Direktsaat sind unterschiedliche Systeme, die jeweils Vor- und Nachteile mit sich bringen. Grundsätzlich können in einer Fruchtfolge verschiedene Bearbeitungsverfahren kombiniert werden, so dass den jeweiligen Umständen entsprechend reagiert werden kann, um optimale Bedingungen für die Folgekultur zu schaffen. In diesem Beitrag stellt das myAGRAR-Team die Besonderheiten der jeweiligen Systeme und die damit einhergehenden Vor- und Nachteile dargestellt.
Bodenbearbeitung mit dem Pflug – der reine Tisch
Der Pflug wendet den Boden, dabei wird dieser gleichzeitig gelockert und Unkraut- und Ungrassamen sowie Ernterückstände werden verschüttet. Der Einsatz des Pflugs ist in Deutschland nach wie vor weit verbreitet. Auch wenn immer mehr Landwirte zumindest zum Teil auf die wendende Bodenbearbeitung verzichten, kommt er in einigen Regionen oder vor bestimmten Kulturen nach wie vor regelmäßig zum Einsatz.
Vorteile der Pflugfurche:
-
Schnelle Erwärmung des Oberbodens (ist besonders im Frühjahr zur wärmeliebenden Kultur Mais wichtig)
-
„sauberes“ Saatbett, weil Unkraut- und Ungrassamen verschüttet werden
-
Schädlinge wie Schnecken und Mäuse werden bekämpft
-
Vorteile für die Bodengesundheit, weil Bakterien oder Pilze, die an Pflanzenresten überdauern, in tiefere Bodenschichten gebracht werden und so nicht direkt die Folgekultur infizieren können
Nachteile der wendenden Bodenbearbeitung mit dem Pflug:
-
Der Boden wird oft überlockert und muss danach wieder rückverfestigt werden
-
Das Wenden des Bodens in Pflugtiefe ist für den Traktor eine schwere Zugarbeit mit entsprechend hohem Dieselverbrauch
-
Hoher Zeitbedarf durch geringe Arbeitsbreite und langsame Fahrgeschwindigkeit, darunter leidet in der Hochsaison der Herbstbestellung die Schlagkraft,
-
Ungünstiger Witterung wie Regenperioden können das Pflügen behindern und so zu Engpässen und eine verspätete Aussaat führen
-
Der bearbeitete Acker ist nach dem Pflügen einer erhöhten Erosionsgefahr durch Wind und Wasser ausgesetzt
Mulchsaat – hohe Schlagkraft und Vorteile für Erosionsschutz und Bodenstruktur
Bei der Mulchsaat kommen Scheibeneggen oder Grubber zum Einsatz. Im Gegensatz zum Pflug wird der Boden nicht gewendet. Grubber durchziehen den Boden mit Zinken und lockern ihn auf diese Art. Bei der tiefen Mulchsaat wird 10 bis 15 cm und tiefer gearbeitet. Dieses Verfahren wird auf Feldern, die gelockert werden müssen und bei denen gleichzeitig größere Mengen an Ernterückständen eingearbeitet werden müssen, angewandt. Für das Verfahren der flachen Mulchsaat mit wenigen Zentimetern Bearbeitungstiefe eignen sich Scheibeneggen oder Grubber mit Vibrationszinken oder bestimmte Starrzinkengrubber.
Vorteile der pfluglosen Bodenbearbeitung:
-
Erosionsschutz durch Bodenbedeckung mit Ernterückständen oder Pflanzenresten von z.B. Zwischenfrüchten
-
Zeitersparnis, weil mit größeren Arbeitsbreiten und gegenüber dem Pflug mit deutlich höherer Geschwindigkeit gearbeitet werden kann
-
Kraftstoffverbrauch sinkt, da weniger Bearbeitungsgänge bei gleichzeitig geringerer Arbeitstiefe nötig sind und größere Arbeitsbreiten genutzt werden können
-
Bessere Bodenstruktur und weniger Verschlämmungen
-
Bessere Befahrbarkeit der Flächen aufgrund verbesserter Struktur des Bodens und somit höherer Tragfähigkeit
-
Verringerung unproduktiver Wasserverluste durch Bodenbedeckung und besseres Infiltrationsvermögen
-
Höhere biologische Aktivität durch oberflächennahe Verrottung der Pflanzenreste und Förderung tiefgrabender Regenwürmer
Nachteile der pfluglosen Bodenbearbeitung:
-
Pilzkrankheiten können auf nicht komplett eingearbeiteten Stoppeln oder Ernteresten überdauern und so von der Bodenoberfläche die nächste Kultur infizieren
-
Probleme mit Mäusen und Schnecken, die in nicht verrotteten Strohmatten leben
-
Höherer Pflanzenschutzaufwand, da die Samenkörner von Unkräutern und Ungräsern nicht vergraben werden
-
Problemunkräuter wie zum Beispiel Trespen können sich stärker etablieren
Direktsaat – die Lösung bei Wassermangel und empfindlichen Böden
Bei der Direktsaat wird ausschließlich ein Saatspalt geöffnet, um das Saatgut abzulegen. Der Boden wird ansonsten nicht bewegt. Für dieses Verfahren werden speziell dafür vorgesehene Direktsaatmaschinen benötigt.
Vorteile der Direktsaat:
-
Verbesserter Wasserhaushalt durch Verminderung unproduktiver Verdunstung durch Bodenbedeckung
-
Gute Befahrbarkeit und weniger Verschlämmung durch höhere Aggregatstabilität
-
Geringer Energie- und Arbeitszeitbedarf, weil nur ein Arbeitsgang durchgeführt wird
-
Geringere horizontale Verlagerung von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln
Nachteile der Direktsaat:
-
Oberflächenerwärmung im Frühjahr verzögert
-
Höhere Anforderungen an Management und Pflanzenbau
-
Einsatz von Totalherbiziden in der Regel notwendig
Steigerung des Humusgehalts als pflanzenbauliches Ziel
Die Auswirkungen einer reduzierten Bodenbearbeitung auf den Humusgehalt sind umstritten. Durch mehrere Studien ist jedoch belegt, dass es durch einen langjährigen Verzicht auf wendende Bodenbearbeitung zu einer Anreichung organischen Materials und Humus an der Bodenoberfläche kommt. Tiefere Bodenschichten können in diesem System jedoch an Humus verarmen.
Fazit: Entscheidend sind der Standort und die aktuelle Situation
Als Fazit lässt sich sagen, dass alle Systeme Vor- und Nachteile bieten und je nach Situation vor Ort entschieden werden sollte, welche Form der Bodenbearbeitung im jeweiligen Jahr die richtige für den jeweiligen Standort ist. Zu den wichtigsten Faktoren zählen dabei der Anspruch der Folgekultur, der aktuelle Zustand des Bodens, wozu Verdichtungen, Ernterückstände an der Oberfläche und die Struktur des Bodens zählen sowie die aktuelle Witterungssituation und mögliche Arbeitsengpässe im jeweiligen Betrieb.
Onlineshop für Grubber- und Pflugteile bei myAGRAR