Welche Schädlinge sind in den Beständen unterwegs?
Welche Schädlinge sind in den Beständen unterwegs?
Mit den ansteigenden Temperaturen seit Mitte letzter Woche sind jetzt auch vermehrt Schädlinge in den Ackerbaukulturen zu finden. Für ertragsrelevante Schädlinge vor allem in Zuckerrüben und Leguminosen sind auch in diesem Jahr wieder Notfallzulassungen ausgesprochen worden. So hat Pirimor G (500 g/kg Pirimicarb) eine Notfallzulassung zur Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren in Zuckerrüben bekommen, ebenso wie Mospilan, Danjiri und Carnadine (Wirkstoff: Acetamiprid). In Futtererbse und Ackerbohne hat Teppeki (500 g/kg Flonicamid) eine Notfallgenehmigung gegen Blattläuse als Virusvektoren für 120 Tage vom 27.04.2023 bis zum 24.08.2023 erhalten.
Die Sattel- und Gallmücke
Die Larven der Sattelmücke überwintern im Boden und kommen zur Verpuppung an die Erdoberfläche. Ab Anfang/Mitte Mai, wenn sich der Boden erwärmt, schlüpfen die Mücken und fliegen das Getreide an. Die Mücken legen ca. 100 – 200 sehr kleine, rötliche Eier kettenförmig auf die Getreideblätter ab. Die Larven schlüpfen nach ca. einer Woche und wandern dann in die Blattscheiden. Der Saugschaden zeigt sich an verdickten Blattschieden im oberen Halmbereich. Besonders gefährdet ist Winter- und Sommerweizen auf schweren, feuchten Böden mit Vorjahresbefall. Ähnlich wie Sattelmücken überwintern die Gallmücken im Boden und schlüpfen bei ausreichender Bodenfeuchte und hohen Temperaturen ab Ende Mai, um dann zu Beginn des Ährenschiebens ihre Eier in die Blütchen des Weizens abzulegen. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven saugen an den Ähren, was zu Schmachtkorn und Qualitätseinbußen führen kann. Die Bekämpfung der Gallmücken sollte zu Beginn des Ährenschiebens erfolgen, wenn günstige Bedingungen für den Flug gegeben sind. Bekämpfungsschwellen sind schwierig zu ermitteln, der Zuflug lässt sich z.T. über Gelbschalen ermitteln.
In einigen Beständen findet man erste Spuren von Fensterfraß, verursacht durch Getreidehähnchen. Die schillernden, erwachsenen Käfer legen ihre kleinen, orangenen Eier auf die Getreideblätter. Aus den Eiern schlüpfen die ebenfalls orangefarbenen Larven, die den Fensterfraß an den Blättern verursachen. Bekämpfungswürdig sind Getreidehähnchen erst, wenn sie auf den oberen Blättern Schaden anrichten, da dadurch Assimilationsfläche verloren geht. Betroffen sind vor allem Gerste und Weizen, aber auch Sommergetreide. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei 0,5 – 1,0 Larve je Fahnenblatt, bzw. 10% Blattflächenverlust.
Getreideblattläuse können durch direkten Saugschaden vor allem in der Ähre Schaden anrichten. Die Gefahr der Virusübertragung ist jetzt im Wintergetreide eher zu vernachlässigen, im Sommergetreide ist diese Gefahr noch deutlich höher einzuschätzen, zumal das junge Sommergetreide sehr attraktiv für die Blattläuse ist. Das bedeutet, dass im Wintergetreide zunächst eher kein Handlungsbedarf besteht, zumal sich hier parallel mit den Blattläusen auch die Nützlingspopulation aufbauen kann. Sommergetreide sollte aber genau beobachtet werden.
In Zuckerrüben können vor allem Grüne Pfirsichblattläuse Schaden durch die Übertragung von Viren anrichten. Die Läuse sitzen meist auf der Blattunterseite und sind auch durch ihre blassgrüne Farbe nicht so einfach zu entdecken. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei 10% befallener Pflanzen.
Die schwarze Bohnenlaus/Rübenlaus ist deutlich einfacher zu finden, die tritt oft auch in Kolonien auf, die Gefahr der Virusübertragung ist hier aber geringer. Da die versteckt sitzenden Blattläuse mit Pyrethroiden kaum bekämpfbar sind, bietet Pirimor G eine sehr gute Bekämpfungsmöglichkeit über die Dampfphase des Wirkstoffs gerade beim frühen Einsatz ab dem 2-Blatt-Stadium. Ist bereits mehr Blattmasse vorhanden (ab 6-Blatt Stadium) kann das systemische Produkt Teppeki eingesetzt werden.
Schon mit Beginn des Auflaufs sind an den Ackerbohnen oft Fraßmuster am Blattrand zu finden, die durch den Blattrandkäfer verursacht werden. Dieser Fraß stellt an sich meist keinen Schaden dar. Der Käfer legt aber Eier in den Boden ab, die daraus schlüpfenden Larven können an den Knöllchen der Wurzel fressen und so die Stickstofffixierung der Bohne beeinträchtigen. Eine Bekämpfung der Käfer sollte erfolgen, wenn bis zum 6-Blatt Stadium mehr als 50% der Pflanzen mit Blattrandfraß zu finden sind.
Auch in den Ackerbohnen können durch Blattläuse übertragende Viren Ertragsminderungen auftreten, die je nach Befallsdruck z.T. erheblich sein können. Die Grüne Erbsenblattlaus und die Grüne Pfirsichblattlaus gelten als Hauptüberträger, die schwarze Bohnenlaus verursacht vor allem Saugschäden. Erste Blattläuse sind auch schon in den Beständen zu finden, durch die frühe Besiedelung der Bestände ist ein Kontrolle jetzt unbedingt vorzunehmen. Die Virusübertragung kann bis zum Beginn der Blüte Schäden verursachen.
Der Bekämpfungsrichtwert liegt bei ca. 10% befallener Pflanzen.
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