Rapserdfloh – Überlegungen vor der Aussaat
Der Rapserdfloh entwickelt sich zunehmend zum Problem im Rapsanbau. Die milden Winter der letzten Jahre begünstigen die Vermehrung der Käfer, seit dem Verbot der insektiziden Beizen stehen zur chemischen Bekämpfung nur noch die Pyrethroide zur Spritzanwendung zur Verfügung. Deren Wirkung lässt in einigen Regionen bereits nach. Es kommt daher drauf an, eine möglichst gute Wirkung der Insektizide mit möglichen pflanzenbaulichen Maßnahmen zu kombinieren. Dafür ist es hilfreich, die Biologie des Rapserdflohs zu verstehen.
Biologie des Rapserdflohs
Die Käfer schlüpfen im Juni und Juli aus dem Boden und können dann die Rapsbestände besiedeln, wo sie an Schoten und Stängeln fressen, ohne dort nennenswerten Schaden zu verursachen. Nach der Ernte verkriechen sie sich zunächst in die Rapsstoppeln und wandern nach deren Vertrocknen oder Umbruch in ihre Sommerquartiere (kühle, schattige und feuchte Plätze, wie Waldränder, Hecken, Bachläufe usw.). Nach einer Sommerpause im August erfolgt der Zuflug auf die Rapsfelder ab Anfang September in zwei bis drei Schüben bei Temperaturen von ca. 16 - 20 °C. Nachdem Zuflug kommt es beim Erdfloh zur Ausprägung einer Lichtempfindlichkeit. Tagsüber halten sich die Käfer unter Erdklümpchen auf, ca. 1-2 Stunden nach Sonnenuntergang sind sie im Bestand besonders aktiv. Ebenfalls nach dem Zuflug erfolgt eine Umstellung der Wärmeempfindlichkeit. Während der Käfer für den Zuflug noch Temperaturen über 16 °C benötigt, so erfolgt der Reifungsfraß und die spätere Eiablage schon bei Temperaturen von 6-8 °C. Dabei ist der Rapserdfloh stark auf Feuchtigkeit angewiesen. Nach einem ca. 10-14 tägigen Reifungsfraß beginnen die Weibchen mit der Eiablage in den Boden. Bei milden Wintertemperaturen um 5-6 °C kann die Eiablage bis ins Frühjahr hinein erfolgen. Die Larven benötigen bis zum Schlüpfen eine Temperatursumme von 200 °C-Tagen über 4 °C (Tagesmitteltemperatur) und eine hohe Bodenfeuchtigkeit. Das heißt, erste Larven können sich bereits Anfang Oktober in die Rapsstängel einbohren und Schäden anrichten. Bei kühleren Temperaturen um 5-6 °C können auch noch bis in den März hinein Larven schlüpfen. Die Larvenentwicklung bis zur Abwanderung in den Boden benötigt eine Temperatursumme von 250 °C-Tagen bei Mindesttemperaturen über 5 °C. Die Larven können einige Frosttage bis zu -10 °C in der Pflanze überleben. Insgesamt wirken sich kalte, trockene Winter eher negativ auf die Vermehrung der Rapserdflohpopulation aus.
Was bedeutet die Biologie für die Bestandesführung und Bekämpfung des Rapserdflohs?
Förderung der Jugendentwicklung
Es ist davon auszugehen, dass es nach der Sommerruhe des Rapserdflohs ab Anfang September bei Temperaturen über 16 °C zu einem ersten Zuflug in die Rapsbestände kommt. Durch eine zeitige Aussaat um den 20. August können sich somit bis zu einem möglichen Zuflugtermin kräftige Pflanzen entwickeln, die zunächst den Fraßschaden des Käfers als auch später den Larvenbefall eher kompensieren können. Bei späteren Aussaatterminen sind vorrangig Sorten mit einer zügigen Herbstentwicklung zu wählen. Durch die Anwendung von Blattdüngern und Wachstumsreglern im Herbst können die Rapspflanzen in ihrer Überwinterungsleistung gestärkt werden. Kräftige, gesunde Pflanzen sind in der kalten Jahreszeit widerstandsfähiger gegen Erdflohschäden.
Gelbschalen aufstellen
Die wichtigste Maßnahme zur Kontrolle des Zufluges ist das Aufstellen der Gelbschale direkt nach der Aussaat. Die permanente Kontrolle der Schalenfänge gibt einen guten Aufschluss über den besten Zeitpunkt für die chemische Bekämpfung mit Pyrethroiden. Da es im Herbst zu mehreren Schüben beim Zuflug kommen kann, muss die Schale bis weit in den Spätherbst hinein kontrolliert werden. Bei Temperaturen über 16 °C ist mit einem Zuflug zu rechnen. Der Erdfloh soll durch die gezielte Insektizidmaßnahme an der Eiablage gehindert werden. Die Gelbschale muss flach auf dem Boden stehen, leichtes Eingraben erhöht die Fängigkeit, da die Käfer nachts über den Boden kriechen und so in die Schale laufen.
Bekämpfungsschwelle
BBCH 10-14: 10% Lochfraß am Blatt und ab Anfang September > 50 Käfer/Gelbschale innerhalb von drei Wochen
Die Spritzung mit einem Pyrethroid sollte aufgrund der erhöhten Aktivität der Käfer in den Abendstunden vorrangig abends/nachts erfolgen. Ausreichende Wassermengen (200 l/ha) und der Zusatz von Additiven zur Absenkung des pH-Wertes und der Wasserhärte unterstützen die Wirkungssicherheit. #
Fazit
- Schäden durch Rapserdfloh (Larven) minimieren: Vitale Sorten mit zügiger Jugendentwicklung im Herbst und breiten Resistenzeigenschaften (Beispiel Violin
- Zügige Jugendentwicklung fördern (Saatbett, Nährstoffe, Pflanzengesundheit, Wurzelentwicklung)
- Käfer Zuflugkontrolle und Bekämpfung nach Schadschwelle mit zugelassenem Pyrethroid