Entwicklung des Rapsanbaus in Deutschland - welche Perspektiven bieten sich?
Der Rapsanbau war in den letzten Jahren zwar rückläufig, mit einem Anteil von rund acht Prozent an der deutschen Ackerfläche hält er aber weiterhin seine wichtige Stellung vor allem in Ackerbauregionen. Die Anbaufläche von Winterraps war im Anbaujahr 2018/2019 als Folge der langanhaltenden Trockenheit im Dürrejahr 2018 auf den niedrigsten Wert seit der Jahrtausendwende gesunken. Für die Ernte 2020 wurden jedoch bereits wieder rund 90.000 Hektar mehr ausgesät. So sind es nach einigen Umbrüchen im Herbst und Frühjahr aktuell rund 950.000 Hektar, die in diesem Sommer zur Ernte anstehen.
Das Niveau früherer Jahre wurde damit zwar bei Weitem noch nicht wieder erreicht, der Aufwärtstrend war aber erkennbar. Allerdings konnten viele Betriebe aufgrund der erneuten Trockenheit im Spätsommer 2019 den Winterraps nur dort aussäen, wo die Bedingungen günstig waren. Einen negativen Einfluss auf die Bereitschaft zum Rapsanbau haben immer wieder die Preise, die in diesem Jahr massiv unter Druck standen. Der Marktwert des Rapses ist über die Bioenergiemärkte eng mit den Rohöl- und Energiepreisen gekoppelt. Fällt der Ölpreis, dann sinkt auch der Rapspreis.
Wie wird sich der Rapsanbau entwickeln?
Wie wird sich der Rapsanbau künftig entwickeln, wird die mancherorts zu verzeichnende „Rapsmüdigkeit“ anhalten? Entscheidend für den erfolgreichen Anbau sind viele Faktoren, die der Landwirt im Auge behalten sollte, bevor er den Raps zu schnell aus der Fruchtfolge streicht. Den Rapsanbau zugunsten von noch mehr Getreide zurückzufahren, wird langfristig auch in diesen Kulturen zu Ertragseinbußen führen. Das gilt umso mehr, als sich enge Fruchtfolgen und Stoppelweizen aufgrund der neuen Düngeverordnung kaum noch darstellen lassen.
Ganz klar: Der Raps punktet weiterhin besonders in Ackerbauregionen ohne Maisanbau in der Fruchtfolge. Dort hat der Winterraps eine große Bedeutung als Kultur mit guter Vorfruchtwirkung vor Getreide. Winterraps hinterlässt viele Nährstoffe sowie eine gute Bodengare. Der Boden ist durch die tiefen Rapswurzeln aufgeschlossen worden und bietet damit optimale Startbedingungen, um nachfolgendes Wintergetreide pfluglos bestellen zu können. Auf längere Sicht könnten diesen pflanzenbaulichen Aspekten eine wachsende Bedeutung zukommen. Wenn unter veränderten Klimabedingungen ausbleibende Winterfröste nicht mehr sicher zur Bodenlockerung beitragen, bekommt die Lockerung durch die Rapswurzel eine noch größere Bedeutung.
Die Unzufriedenheit mit dem Rapsanbau hängt oft mit den in den letzten Jahren vielerorts zu oft nicht zufriedenstellenden Rapserträgen zusammen. Die Gründe finden sich sowohl in der Empfindlichkeit der Pflanze gegenüber Trockenperioden, aber auch die inzwischen fehlenden insektiziden Beizen und die abnehmenden Möglichkeiten im Pflanzenschutz bremsen die Anbaueuphorie. Kritisch ist wegen der fehlenden Mittel vor allem die Bekämpfung der Frühjahrsschädlinge bei gleichzeitig hohem Schädlingsdruck in den letzten Jahren. Hinzu kommen Fruchtfolgekrankheiten wie Kohlhernie und Verticillium, die das Ertragsvermögen des Rapses begrenzen. Die Züchter zeigen hier mit neuen resistenten Sorten allerdings Perspektiven auf.
Sortenwahl – der entscheidende Schlüssel
Auch aus diesen Gründen wird mit der zum Standort und zur Region passenden Sortenwahl der Grundstein für einen erfolgreichen Rapsertrag gelegt. Das Angebot an geeigneten Sorten ist heute sehr breit: Es stehen für nahezu alle Aussaatbedingungen und Standorte, ob Früh- oder Spätsaat, schwere oder leichte Böden, Standorte ohne oder mit Kohlherniebefall passende Sorten zur Verfügung. Resistenzeigenschaften werden immer bedeutender: Die Anzahl der Sorten mit TUYV-Resistenz gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus nimmt zu. Ebenso stehen bereits Verticillium- tolerante Sorten zur Verfügung. Entscheidend für die jeweilige Auswahl sollte sein, dass die Sorte robust ist, auf den Standort passt und auch unter widrigen Bedingungen eine stabile Ertragsleistung bringt. Alle diese Eigenschaften sollten aber immer in zweiter Reihe hinter der Fruchtfolge stehen. Grundsätzlich sollte Raps frühestens nach drei Jahren wieder auf dem gleichen Acker ausgesät werden. Ackerbauspezialisten raten aber zu einer deutlich weiteren Fruchtfolge.
Tipps für die Auswahl von Herbiziden
Wichtig für einen erfolgreichen Rapsanbau ist auch die optimale Bestandsführung. Der Raps präsentiert sich im gut gewachsenen Bestand als etablierte Pflanze zwar stark gegenüber Unkräutern, in der Jugendphase leidet er jedoch sehr unter Unkrautkonkurrenz. Deshalb sollte man junge Rapsbestände ständig im Auge behalten. Bei der Wahl geeigneter Rapsherbizide ist neben dem Wirkungsspektrum auch die Rapsverträglichkeit des Mittels genau zu prüfen, um unnötige Schädigungen zu vermeiden. Gerade bei starken Niederschlägen in der Keim- und Auflaufphase können Bodenherbizide zudem in die Wachstumszone des Rapses eingewaschen werden und dort zu Auflaufverzögerungen führen. Bei entsprechendem Witterungsrisiko sollte besser auf Nachauflaufherbizide zurückgegriffen werden. Alternativ sollten Aufwandmengen und Mischungsverhältnisse einzelner Wirkstoffe angepasst werden.
Herbstentwicklung ist entscheidend
Der Grundstein für gute und stabile Rapserträge liegt vor allem in der idealen Herbstentwicklung des Bestandes. Der Maßstab: Am Ende der Herbstvegetation sollte der Raps eine ausreichende Vegetationsmasse mit 10 - 12 Blättern gebildet haben, eine kräftige Wurzel mit einem Wurzelhalsdurchmesser von 8 - 10 mm und einer tief sitzenden Rosette ohne Stängelbildung für eine gute Überwinterungsleistung. Bei Bedarf kann die Bestandsentwicklung im Herbst mit den geeigneten Fungiziden und Wachstumsreglern gesteuert werden.
Umwelt-Plus: Raps bietet Lebensraum
Immer wichtiger werden für die Landwirtschaft Aspekte der Umweltwirkung der angebauten Früchte. Raps punktet hier in mehrfacher Weise. Neben der positiven Wirkung in der Fruchtfolge bieten Rapsfelder auch vielfältige Lebensräume für unterschiedlichste Tier- und Pflanzenarten. Zur Rapsblüte sind dort neben den bekannten Nützlingen wie Bienen und Hummeln auch viele weniger bekannte Insekten wie zum Beispiel die Märzfliege und die Mistbiene zu finden. Und zu guter Letzt: Raps ist eine sehr zuverlässige Honigtracht. Die Pollen von einem Hektar Rapsblüte ernähren drei bis vier Bienenvölker, der Nektar reicht für rund 40 Kilogramm Honig.
Hinweise zur Sortenwahl geben wir in Kürze in unserer Rubrik Beratung Raps.
Stand: 2020