Hohe Düngerpreise und die gesetzliche Begrenzung der mineralischen Düngung erfordern ein effizientes Nährstoffmanagement auf dem Acker. Nach der Ernte hinterlassen die Hauptkulturen Nährstoffe, die während der Sickerwasserperiode im Winter leicht ausgewaschen werden können. Dies belastet nicht nur die Umwelt. Alles, was ausgewaschen wurde, fehlt auch der nachfolgenden Kultur. Deshalb sollten diese Nährstoffe unbedingt durch den gezielten Anbau von Zwischenfrüchten im Oberboden gehalten werden. In diesem Beitrag geben die myAGRAR Fachberater wichtige Praxistipps hierfür.
Zwischenfrüchte als lebendiger Nährstoffspeicher
Nachdem die Hauptkultur geerntet wird, hinterlässt sie im Boden Nährstoffe, die nicht während der Vegetationsperiode aufgenommen werden konnten. Außerdem werden die Ernterückstände wie beispielsweise Stroh und Ausfallgetreide mineralisiert. Diese Nährstoffe könnten im Herbst durch eine Zwischenfrucht aufgenommen werden. Dabei gilt: Je mehr Biomasse die Zwischenfrucht bildet, desto mehr Nährstoffe werden durch sie in organischer Masse gebunden.
Die Wahl der richtigen Zwischenfruchtmischung
Wenn Sie die Nährstoffeffizienz steigern wollen, dann hängt die Wahl der richtigen Zwischenfrucht von mehreren Faktoren ab. Besonders wichtig sind die Ansprüche der Folgekultur an die Zwischenfrucht. Aus phytosanitären Gründen sollte beispielsweise in einer Rapsfruchtfolge auf Kreuzblütler, die Kohlhernie vermehren können, unbedingt verzichtet werden. In Rübenfruchtfolgen sind sollten bei Senf und Ölrettich auf jeden Fall Nematodenresistente Sorten eingesetzt werden.
Gute Wuchsbedingungen für die Zwischenfrucht schaffen
Auch eine Zwischenfrucht braucht gute Wuchsbedingungen, sonst entwickelt sie sich schlecht und kann ihr Potenzial für die Nährstoffspeicherung und den Bodenschutz nicht entfalten. Es ist besonders wichtig, gute Aussaatbedingungen zu schaffen. Damit wird ein gleichmäßiges Auflaufen und eine gute Entwicklung ermöglicht. Auch das Ernterückstandsmanagement muss stimmen. Große Strohmatten blockieren im wahrsten Sinne des Wortes keimende Zwischenfruchtpflanzen und führen so zu einem ungleichmäßigen Auflaufen. Um Strohmatten zu vermeiden, sollte das verbleibenden Stroh gut verteilt werden. Dafür eignet sich der Einsatz eines Strohstriegels.
Zwischenfrucht auch nach dem Stickstoffbedarf der Folgefrucht auswählen
Ein gutes Zwischenfruchtmanagement berücksichtigt, wann die Folgekultur ausgesät werden soll und wann sie den meisten Stickstoff benötigt. Kartoffeln brauchen Stickstoff beispielsweise zeitig im Frühjahr während Mais den Stickstoff auch später im Jahr noch gut aufnehmen kann. Wann der durch die Zwischenfrucht aufgenommene Stickstoff und die anderen Pflanzennährstoffe für die Folgekultur wieder zur Verfügung stehen, hängt von mehreren Faktoren ab: Bodenfeuchte, Durchlüftung des Bodens, pH-Wert, Abbauprozesse und Mineralisation.
Deshalb muss bei der Auswahl der Zwischenfrucht zunächst entschieden werden, ob die Zwischenfrucht winterhart oder abfrierend sein soll. Bei abfrierenden Zwischenfrüchten stehen die Nährstoffe der Folgekultur bereits zu Beginn des Frühjahrs zur Verfügung, da die Zersetzung der Zwischenfrucht durch die Mikroorganismen im Boden früher beginnen kann. Bei winterharten Zwischenfrüchten erfolgt die Freisetzung der Nährstoffe später. Auch Maßnahmen wie das Abschlegeln oder Herunterwalzen haben einen Einfluss auf die Zersetzung der Zwischenfrucht. Sie können die Freisetzung der Nährstoffe vorziehen. Diesen Effekt kann der Landwirt auch gezielt für sein Nährstoffmanagement nutzen.
Die Bedeutung des C/N-Verhältnisses für die Verfügbarkeit von Stickstoff
Das C/N-Verhältnis beschreibt das Verhältnis von Kohlenstoff zum Stickstoff in der organischen Substanz. Es ist ein Parameter für die Abbaubarkeit der organischen Substanz. Je enger das Verhältnis, desto schneller kann der in der Zwischenfrucht gebundene Stickstoff abgebaut und an die Folgekultur abgegeben werden. Das C/N-Verhältnis sollte kleiner als 25:1 sein, da andernfalls die Mineralisationsfähigkeit der Bodenmikroorganismen eingeschränkt ist.
Zwischenfrüchte mit einem hohen Anteil an weit entwickeltem Senf, Phacelia oder Ölrettich können hohe Ligningehalte erreichen. Dadurch wird das C/N-Verhältnis weiter und kann auf beispielsweise 30:1 ansteigen. Leguminosen haben grundsätzlich ein geringeres C/N-Verhältnis als Kruziferen. Ein besonders hohes C/N-Verhältnis haben Gräser.
Tipp: Da das Stickstofffangebot im Frühjahr von mehreren Faktoren wie der Entwicklung der Zwischenfrucht und den durchgeführten ackerbaulichen Maßnahmen abhängt, sollten für eine genaue Beurteilung des Stickstoffangebots Bodenproben gezogen werden. Die Nmin-Proben helfen die schlagspezifische bedarfsgerechte Düngung im Frühjahr zu planen.
Leguminosen als „Stickstoffwunder“ unter den Zwischenfrüchten
Leguminosen, wie Klee, Lupinen, Wicken oder Erbsen sind in der Lage, Stickstoff aus der Luft zu fixieren. Möglich wird dies durch eine Symbiose der Pflanzen mit den Knöllchenbakterien im Boden. Die Leguminosen nehmen zu Beginn ihrer Wachstumsphase nur wenig Stickstoff aus dem Boden auf, bis sie in der Lage sind die Symbiose mit den Knöllchenbakterien einzugehen. Eine reine Leguminosen-Zwischenfrucht eignet sich folglich nicht, um im Boden verbliebenen Stickstoff im Herbst zu binden und vor Auswaschung zu bewahren.
Die Lösung: Eine Zwischenfruchtmischung mit Leguminosen und Nicht-Leguminosen kann in diesem Punkt vorteilhaft sein, da der Rest-Stickstoff aus dem Boden fixiert und zusätzlich noch Stickstoff aus der Luft im Boden gebunden werden kann.
Achtung: Je nach Leguminosen-Anteil in der Zwischenfrucht müssen bei der Düngebedarfsermittlung für die Folgekultur andere Stickstoffwerte angerechnet werden.