Wie kann das Tierwohl im Milchviehstall erhöht werden?

Der Begriff „Tierwohl“ ist in aller Munde. Die Forderung nach mehr Tierwohl fehlt in kaum einer Diskussionsrunde, sie ist zu einem gesellschaftlichen Thema geworden. Label, wie beispielsweise das der Initiative Tierwohl geben an, unter welchen Haltungsbedingungen die Tiere gehalten werden. Sie sollen dem Verbraucher die Chance eröffnen, mit ihrer Einkaufsentscheidung das Haltungssystem zu unterstützen, welches er für richtig hält. Innerhalb der Branche wird diese Entwicklung oft kritisch gesehen und mit der Forderung nach mehr Haltungs-Auflagen verbunden. 

Aus dem Blick gerät dabei, dass gerade in älteren Milchviehställen oft schon einfache Verbesserungen sich spürbar positiv auf die Kuhgesundheit und die Leistung auswirken. Aus dieser Perspektive betrachtet kann mehr Tierwohl dem Milchviehhalter sogar deutlich mehr bringen als politisch motivierte Vorgaben dies könnten. myAGRAR gibt einen Überblick, mit welchen Maßnahmen sich das Tierwohl in bestehenden Kuhställen verbessern lässt.

Platzangebot: Wie stark ist der Milchviehstall belegt?

Aspekte, die für das Tierwohl im Milchviehstall wichtig sind, sind die Haltungsbedingungen, die Fütterung und die Gesundheitsversorgung. Zu den Haltungsbedingungen zählt natürlich das Platzangebot. Manche Betriebe „fahren“ aus praktischen oder betriebswirtschaftlichen Gründen eine gewisse Überbelegung im Laufstall. Diese Strategie kann ihre Grenzen haben. Die Vorgaben sind klar: Das Mindestangebot an Platz ist für jedes Alter der Rinder gesetzlich geregelt. Je nach Vermarktungsstrategie und Label muss den Tieren zusätzlicher Platz gegeben werden. Da der Platz in der Tierhaltung ein großer Kostenfaktor ist, wird der Stall häufig möglichst exakt an der Mindestvorgabe orientiert belegt. 

Kritischer Blick: Wie verhalten sich die Kühe im Tagesverlauf?

Tipp: Nehmen Sie sich die Zeit und kontrollieren das Verhalten der Kühe mehrmals täglich. Achten Sie bewusst darauf, wie die Herde zu verschiedenen Tageszeiten und in verschiedenen Bereichen des Stalls reagiert. Kommt es während der Futterzeiten zu Staus oder gar Rangeleien auf dem Weg zum Futtertisch? Reichen die Tränken aus? Stehen Kühe nur mit den Vorderbeinen in der Liegebucht? Diese Bedingungen können Sie ändern. Sie haben jedoch die Möglichkeit mit der Innengestaltung der Ställe das bestmögliche für das individuelle Tierwohl herauszuholen.

Die richtige Fütterung als Aspekt des Tierwohls betrachten

Die Fütterung spielt bei Milchkühen hinsichtlich des Tierwohls eine besonders wichtige Rolle. Sie ist oft der schnellste Hebel zur Verbesserung des Wohlseins der Tiere. Die Fütterungsplanung wird in vielen Betrieben in Zusammenarbeit mit Fütterungsexperten durchgeführt. Es gibt viele verschiedene Aspekte zu beachten, um die Tiere im Laufe des Jahres optimal mit allen wichtigen Nährstoffen und ausreichend Energie zu versorgen. Basis für eine gute Fütterung ist das Grundfutter, also Gras oder Mais mit hoher Qualität. Zusätzlich kann Kraftfutter ergänzend gefüttert werden. Die richtige Fütterung ist nicht nur wichtig für eine gute Milchleistung, sondern auch für die Tiergesundheit. Somit wird die Fütterung zu einem Aspekt des Tierwohls. 

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Untersuchen Sie alle Futterpartien auf ihre Inhaltsstoffe

Um die Futterplanung richtig durchführen zu können, ist die Beprobung der hofeigenen Futtermittel besonders wichtig. Denn nur, wenn Sie wissen, welche Qualitäten Sie tatsächlich auf dem Hof haben, können Sie den jeweiligen Ergänzungsbedarf genau ermitteln und darauf aufbauend planen, welche Futtermittel gegebenenfalls zugekauft werden müssen. Hier finden Sie Probesets für die Futtermittelanalyse:

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Optimale Wasserversorgung ist das Fundament für Tierwohl und Leistung

Damit eine Kuh 20 Liter Milch oder deutlich mehr am Tag geben kann, muss sie mindestens 60 Liter Wasser trinken. Die Bedeutung des permanenten Angebots von sauberem Trinkwasser darf deshalb nicht unterschätzt werden. Wichtig ist, das Wasser nicht nur zur Verfügung zu stellen, sondern die Tränken auch ständig sauber zu halten. Gerade in älteren und überbelegten Ställen können die Tränken schnell dreckig werden. Kontrollieren Sie daher bei jedem Gang durch den Stall, ob die Tränken gereinigt werden müssen. Sorgen Sie in älteren Ställen für ausreichend Tränken für die aktuelle Tieranzahl. Tränkebecken für den Austausch oder für die Nachrüstung finden Sie hier:

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Die Gesundheitsversorgung der Tiere – stetige Optimierung im Fokus

Die Gesundheitsversorgung der Milchkühe spielt selbstverständlich für jeden tierhaltenden Landwirt eine besonders wichtige Rolle. Regelmäßige Tierärztliche Kontrollen sowie eine schnelle medizinische Versorgung im Fall von Krankheiten oder Verletzungen sind unerlässlich, um das Tierwohl zu gewährleisten! Präventive Maßnahmen, wie Impfungen oder regelmäßige Klauenpflege tragen ebenfalls zur Gesundheit der Tiere bei. 

Gesundheitszustand der Kühe kann nicht „nebenbei“ kontrolliert werden

Unser Tipp: Die Gesundheit der Tiere kann nicht „nebenbei“ im Auge behalten werden. Nehmen Sie sich bewusst Zeit den Gesundheitszustand jedes einzelnen Tieres zu beurteilen. Technische Hilfsmittel, wie Sensoren in Ohrmarken oder Halsbändern oder Bewegungsprofile können helfen, die Aktivität der Tiere zu überwachen. Dann schlägt die Kuh durch ein verändertes Verhalten sprichwörtlich selbst Alarm, wenn es ihr nicht gut geht. Das ist der Grund, warum manche Herdenmanager in großen Beständen ihre Kühe besser im Blick haben als die Betriebsleiter in kleineren Herden. Solange sich eine Investition in ein derartiges System noch nicht lohnt, können und müssen Sie selbst genau hinschauen, um so früh wie möglich Veränderungen und Handlungsbedarf zu erkennen.

Kennzeichnen Sie auffällige Kühe mit Markierungsbändern

Ein weiterer Praxistipp: Kennzeichnen Sie Kühe, die auffällig geworden sind oder die behandelt werden sollen. So können mit Markierungsbändern gekennzeichnete erkrankte oder behandelte Tiere schnell in der Herde wiedergefunden werden. Gerade wenn mehrere Personen melken oder im Stall arbeiten, hilft die eindeutige Kennzeichnung. Beim Melken fällt dann sofort auf, welches Tier gegebenenfalls eine Behandlung bekommen muss oder bei welchem Tier die Milch nicht in den Tank gemolken werden darf, weil die Wartezeit nach einer Behandlung noch nicht um ist. Hier finden Sie geeignete Markierungsbänder:

Renovieren verbessert Tierwohl: Upgrade für die Stalleinrichtung

Jeder Milchviehstall kommt irgendwann in die Jahre. Manche wurden vor vielen Jahren gebaut, gegebenenfalls im Laufe der Jahre bereits ein oder zweimal modernisiert oder angebaut. Im Laufe der Zeit haben sich jedoch auch die Tiere verändert, die in den Ställen gehalten werden. Die aktuellen Züchtungsziele haben dafür gesorgt, dass Milchkühe beispielsweise größer geworden sind als noch vor 30 oder 40 Jahren. Deshalb bieten ältere Ställe den Tieren zum Teil nicht mehr ausreichend große Liegeboxen oder die Nackenbügel sind zu niedrig beziehungsweise nicht mehr richtig platziert. Achten Sie darauf, ob Sie die Boxen gegebenenfalls umbauen müssen, damit Ihr Stall zu Ihren Tieren passt. Druckstellen an den Tieren sollten unbedingt vermieden werden. Eine weiche Unterlage in den Liegeboxen kann hier helfen. Gönnen Sie Ihren Kühen ein solches Upgrade und die Tiere werden es über ein besseres Wohlbefinden und schließlich über ihre Leistung danken.

Kuhwohl pur: Entspannung an der Kuhbürste

Gönnen Sie Ihren Kühen etwas Luxus: Wenn Kühe an einer Kuhbürste stehen, kann man ihnen förmlich ansehen, wie entspannend die Massage sein muss. Überlegen Sie doch mal, wo in ihrem Stall noch Platz wäre für solche Kleinigkeiten, die zum Tierwohl beitragen können. Hier finden Sie Kuhbürsten für die Nachrüstung im Stall:

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Das Wichtigste in Kürze:

✅ Woran kann der Landwirt erkennen, ob ein Milchviehstall überbelegt ist?

In überbelegten Milchviehställen kommt es oft zu einem Gedränge am Fressgitter und an Tränkeplätzen sowie zu Rangeleien an Kreuzungen und Engstellen auf den Laufgängen.

✅ Wie kann das Tierwohl in älteren Milchviehställen mit einfachen Mitteln verbessert werden?

In älteren Milchviehställen kann das Tierwohl oft durch einfache Veränderungen der Liegeboxen deutlich verbessert werden. Mit neuen, an die heutigen Tiergrößen angepassten Nackenbügeln, bequemen Liegematten sowie durch eine Verbesserung der Wasserversorgung werden die Kühe ruhiger und die Verdauung wird verbessert.


Weitere Infos zum Thema:

ITW Online-Fortbildung am 07. November 2023

Mit der Initiative Tierwohl (ITW) sind jährliche Fortbildungen für ITW-Betriebe Pflicht. myAGRAR bietet gemeinsam mit BAT Agrar kostenfreie Online-Fortbildungen inkl. Zertifikat an.

Stand: 16.10.2023