Im Jahr 2022 hatten es die deutschen Landwirte vielerorts mit einer ausgeprägten Dürre zu tun. Durch zu wenig Niederschlag in den Sommermonaten wurden die Getreide- sowie die Maiserträge gedrückt. Worauf sollten Sie bei der Sortenwahl für die Ernte 2023 achten, um Ihre Maisernte gegen Trockenheit abzusichern?
Wann hat Mais den größten Wasserbedarf?
Wenn Maispflanzen während des Streckungswachstums Wasser fehlt, kommt es zu verringertem Längenwachstum. Besonders kritisch ist Wassermangel für Mais während der Blüte. Steht in der Blütezeit nicht ausreichend Wasser zur Verfügung, kommt es zu einer nicht vollständigen Befruchtung und somit zu nicht vollständig gefüllten Kolben. Tritt im späteren Wachstumsverlauf Wassermangel auf, leidet die Kolbenfüllung darunter. Das Einzelkorngewicht fällt geringer aus, da nicht genug Assimilate aus der Photosynthese in den Körnern eingelagert werden. Im Extremfall bleiben die Maispflanzen sogar kolbenlos.
Reifeverhalten ist entscheidend für den Ertrag
Neben der grundsätzlichen Resilienz bei Trockenstress spielt das Reifeverhalten von Kolben und Restpflanze eine entscheidende Rolle für die Entwicklung des Bestandes bei Wassermangel. Sorten, bei denen die Restpflanze lange grün bleibt, haben niedrigere Körnermaisreifezahlen als Silomaisreifezahlen, z.B. S230 K210. Dieser sogenannte „stay green“-Effekt hat zur Folge, dass die vitalen grünen Pflanzen eine längere Einlagerungsphase für Stärke haben und eine gute Standfestigkeit bis zur Ernte. Diese Pflanzen werden nicht so schnell von Stängelfäule befallen. Im Vergleich zu stark vertrocknetem Mais lässt sich dieser Mais beim Einlagern besser verdichten.
Synchron abreifende Sorten haben identische Silo- und Körnermaisreifezahlen, z.B. S210 K210. Sie sind gut geeignet, um bei der Ernte flexibel zu sein. Auch mit diesen Sorten können gute Qualitäten im Silo- und Körnermaissegment erzielt werden.
Sorten mit einer schnellen Restpflanzenabreife haben eine kleinere Siloreifezahl als Körnermaisreifezahl, z.B. S230 K250. Der optimale Trockenmassegehalt für das Silieren kann rasch überschritten werden, wenn die Restpflanze schnell austrocknet und strohig wird. Der optimale Stärkegehalt in den Körnern wird erst später erreicht.
Niedrige Bestandsdichte mindert Konkurrenz um Wasser
Zwischen den Maispflanzen entsteht auf dem Acker Konkurrenz um Nährstoffe, Licht und Wasser. In zu dichten Maisbeständen bekommt die einzelne Pflanze schnell zu wenig Wasser, es kommt also schneller zu Trockenstress. Je dichter die Pflanzen stehen, desto länger werden sie zudem. Die Stängel sind dünner und der Kolbenansatz höher, das wirkt sich negativ auf die Stabilität aus. Um Konkurrenz zwischen den Maispflanzen zu vermeiden und stabile Pflanzen mit guten Kolben zu bekommen, sollte vor dem Legen des Maissaatgutes überlegt werden, ob die Pflanzenzahl pro Quadratmeter etwas reduziert werden kann.
myAGRAR gibt Tipps für die Sortenwahl
Berücksichtigen Sie Ergebnisse aus Versuchen an Standorten mit ähnlichen Bedingungen.
- Stellen Sie Ihr Portfolio aus altbewährten und neuen Sorten zusammen.
- Zahnmais-Sorten (dent) haben in der Regel eine bessere Trockentoleranz.
- Auf trockenen Standorten kann eine frühe Sorte idealerweise vor der Vorsommertrockenheit wichtige Ertragskomponenten ausbilden und dann in der Trockenphase durchwachsen.
- Stresstoleranz und Ertragssicherung spielen eine immer wichtigere Rolle im Gegensatz zu Hochleistungssorten, die nur unter optimalen Bedingungen das Ertragspotenzial erreichen.