Check: Ist der Insektizideinsatz tatsächlich gestiegen?
Check: Ist der Insektizideinsatz tatsächlich gestiegen?
Kürzlich konnte man in den Agrarmedien lesen, dass die abgesetzte Wirkstoffmenge an Insektiziden in Deutschland seit 2011 stark zunimmt. Das klingt erstmal verwunderlich, da vor allem in den letzten Jahren eine Reihe von Insektiziden nicht mehr wieder zugelassen wurden und neue Insektizide schon länger nicht mehr dazu gekommen sind. Die veröffentlichten Zahlen lassen schonaufhorchen. Von ca. 10.000 to im Jahr 2010 ist der Wirkstoffabsatz bei Insektiziden bis zum 2020 auf über 21.000 to gestiegen. Was steckt tatsächlich dahinter?
Das BVL hat Ende 2021 auf seiner Website die Absatzzahlen für Pflanzenschutzmittelwirkstoffe in Deutschland seit 1987 veröffentlicht. Diese Daten haben wir für Sie in den folgenden Übersichten graphisch zusammengefasst.
Gesamte Absatzzahlen von Pflanzenschutzmitteln
Nach diesen Zahlen ist zunächst in der Tat der Absatz an Pflanzenschutzmittelwirkstoffen besonders bei den Insektiziden gestiegen. Und nicht nur das, die Insektizide machen nach diesen Zahlen inzwischen sogar den größten Anteil an den Wirkstoffen aus.
Bei der Aufschlüsselung der Insektizide nach den einzelnen Wirkstoffen fällt aber auf, dass der Anteil von Kohlendioxid als inertes Gas > 95% der Gesamtmenge an Insektiziden ausmacht. Kohlendioxid wird vor allem zur Begasung von Lagerräumen genutzt.
In der praktischenLandwirtschaft auf den Ackerflächen spielt Kohlendioxid als Insektizid keine Rolle. Der Absatz der insektiziden Wirkstoffe lag ohne Kohlendioxid bei 1.082 to, im Jahr 2022 bei 1.075 to. In den meisten Berechnungen wird Kohlendioxid auch schon aus der Berechnung rausgenommen, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.
Bereinigte Absatzzahlen von Pflanzenschutzmitteln
Jedoch ohne den Einbezug von Kohlendioxid zeichnet sich demnach auch eine andere Grafik ab. Der Gesamtabsatz von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen sinkt danach ca. 36.000 to im Jahr 1987 auf ca. 28.000 to im Jahr 2020.
Unter „Sonstige“ sind alte Wirkstoffe zusammengefasst, die seit Anfang der 2000er Jahre nicht mehr zugelassen sind, z.B. Anilazin, Dichlofluanid und Natriumchlorat.
Weitere praxisgerechte Bereinigung mit Fokus auf die Insektizide
Schaut man sich die Zahlen weiter nach einzelnen Wirkstoffgruppen an, ergibt sich die rechtsstehende Grafik.
Vor allem der Anteil an Phosphorsäureestern hat kontinuierlich abgenommen und spielt heute in der Landwirtschaft keine Rolle mehr. Mit dem Verbot der Neonicotinoide (außer Acetamiprid), sowie Pymetrozin und Indoxacarb als B1-Insektizide im Raps sind in den letzten Jahren weitere insektizide Wirkstoffe weggefallen.
Fazit zum angeblich gestiegenen Insektizideinsatz
Statistische Auswertungen sollten genau analysiert und recherchiert werden, weil sie oft nicht praxisgerecht von verschiedenen Interessensgruppen dargestellt werden. Sollten Sie also einmal darauf angesprochen werden, warum die Anzahl an Insektiziden in Deutschland in den letzten 10-20 Jahren gestiegen ist, helfen diese Auswertungen vielleicht bei der Interpretation der Zahlen.
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Mit dem Wirkstoff Acetamiprid aus der Wirkstoffgruppe der Neonikotinoide ist es ein wichtiger Baustein für das Resistenzmanagement. Der Wirkstoff Acetamiprid ist einer der wenigen noch zugelassenen Wirkstoffe im Raps mit einer guten Wirkung gegen den Rapsglanzkäfer.