Wie haben Ihre Grünlandflächen den launischen Sommer 2023 überstanden? Viele Grünlandflächen haben bereits unter der Trockenheit im letzten Jahr stark gelitten. Die Hitzephase zwischen Mitte Mai und Ende Juni brachte erneuten erheblichen Stress, von dem sich nicht alle Flächen vollständig erholt haben dürften. In vielen Regionen hat der Regen für eine vollständige Regeneration der Grasnarbe doch nicht ausgereicht, auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen sollte. Verlieren Sie deshalb jetzt keine Zeit und machen Sie den Grünland-Check.
Trockenheit schädigt vor allem wertvolle Gräser
Das Problem: Starke Trockenheit schädigt vor allem die wertvollen grasnarbenbildenden Gräser. Nutznießer sind dann die unerwünschten tiefwurzelnden Gräser wie die Quecke und minderwertige Unkräuter. Wichtig ist es, den tatsächlichen Schadensgrad zu bewerten. Machen Sie jetzt durchaus eine Begehung aller Flächen und bewerten Sie den Zustand auf jedem Schlag.
Wie hoch ist der Lückenanteil auf den einzelnen Standorten?
Untersuchen Sie den Lückenanteil der jeweiligen Fläche und bewerten sie ihn mit Blick auf die Nutzungsintensität und die jeweiligen Standortbedingungen. Als Maßstab für die Bewertung dienen die Empfehlungen anhand des „Aulendorfer Lückendetektors“. Demzufolge wird eine Nachsaat empfohlen, wenn der Lückenanteil mehr als 15 % beträgt oder wenn der Anteil wertvoller Futtergräser unter 50 % absinkt. Treffen Sie die Entscheidung für eine Neuansaat auf jeden Fall ab einem Anteil an wertvollen Futtergräsern von unter 50 % oder wenn die Verunkrautung mehr als 50 % beträgt.
Vorteile der Grünland-Neuansaat im Herbst
Bei derart hohen Schäden am Grünlandbestand empfehlen Grünlandspezialisten zur Sicherung der Wirtschaftlichkeit die Neuansaat von Mitte August bis Mitte September. Warten Sie nicht bis zum Frühjahr, sonst verlieren Sie wertvolle Zeit. Spätsommer und Herbst bieten in der Regel gute Startbedingungen für die Neuansaat, denn die Tage sind noch lang und der Boden ist noch warm bei meist ausreichender Feuchtigkeit.
Tipps zur Auswahl der passenden Grassaatmischung
Welche Grassattmischung ist für die Neuansaat optimal? Die Sortenwahl sollte gezielt für den jeweiligen Standort getroffen werden. Das Ziel bei zunehmend herausfordernder Witterung sind sichere Masseerträge mit guter Qualität, um die Milchviehherde oder den Rinderbestand möglichst durchgehend mit solidem Grundfutter versorgen zu können. Der Bestand sollte eine gute Trockentoleranz entwickeln und zudem eine gute Fähigkeit zur Regeneration aufweisen. Für diese Ziele sollten Sie auf eine breitere Arten- und Sortenwahl achten, um das Risiko von Ausfällen durch ungünstige Witterungsverläufe zu reduzieren.
Wichtige Aspekte bei der Auswahl der Sortenmischung sind zudem die Krankheitsresistenz und die Futterqualität. Das Saatgut sollte rasch auflaufen und schon als Jungpflanze über eine hohe Kampfkraft verfügen, um eine zügige Bildung der Grasnarbe zu gewährleisten. Diesem Anspruch werden vor allem Deutsches Weidelgras, Knaulgras und Wiesenschwingel gerecht. Für Standorte, die von der Trockenheit stark betroffen waren, werden tiefwurzeligere Mischungen mit Leguminosen empfohlen.
Tipp: Streuen Sie das Risiko durch verschiedene Reifegruppen
Eine gute Strategie ist die Risikostreuung zwischen den Standorten durch die Nutzung verschiedener Reifegruppen der Grassaatmischungen. Auf sommertrockenen Standorten können Sie durch frühere Sortenmischungen Vorsorge dafür treffen, bereits mit dem ersten und möglichst auch noch mit dem zweiten Schnitt bereits möglichst viel Futter mit guter Qualität zu ernten.
Reparatursaat: Nutzen Sie die warmen Tage im Spätsommer
Wenn die Beurteilung der Grasnarbe so gut ausfällt, dass die Neuansaat nicht nötig ist, sollten Sie bei allen für die Futterversorgung wichtigen Flächen trotzdem nicht zögern, Pflegemaßnahmen und eine Reparatursaat vorzunehmen. Wenn die Grasnarbe geschädigt ist, sollte sie auf jeden Fall gestriegelt werden. Damit können gerade flach wurzelnde Gräser und Unkräuter, die den Futterwert mindern, beseitigt werden. Wichtig ist, im Wege der Reparatursaat auch sogleich hochwertige Gräser einzubringen.
Nutzen Sie dafür die warmen Tage zwischen Mitte August und Mitte September. Im Optimalfall erfolgen Reparatur und Nachsaat kurz vor zu erwartendem Regen, damit die Grassaat schnell auflaufen kann. Wichtig ist, dass die vorhandene Grasnarbe nicht zu lang ist, empfohlen werden eine Höhe von bis zu 10 cm. Damit schaffen Sie gute Startbedingungen für die Nachsaat, die sich so vor dem Winter schnell und gut genug entwickeln kann.
Herbstreparatur sichert Erträge beim ersten Schnitt
Die Variante der Reparatur der Grasnarbe im Herbst ermöglicht es, im Frühjahr schon gleich bei den ersten Schnitten wieder eine kräftige Grasnarbe nutzen zu können. Eine Nachsaat im Frühjahr wird demgegenüber im ersten Jahr noch nicht das gleiche Potenzial entwickeln können.
Tipp: Wichtig für eine ertragreiche Grünlandnarbe ist eine gute Kalkversorgung. Dadurch wird die effiziente Nutzung der Nährstoffe gewährleistet und die Trockentoleranz verbessert.
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