Situation SommergetreideSituation Sommergetreide

Getreideherbizide bei trockenen Bedingungen

Die Anwendung von Bodenherbiziden im Getreide ist ein fester Bestandteil in der Herbizidstrategie. Die Aussaat des Getreides ist zu großen Teilen abgeschlossen, nicht überall wurden bisher Herbizide gespritzt. Bei der derzeitigen Trockenheit in vielen Regionen stellt sich die Frage, ob und wann die Maßnahme sinnvoll ist. Ein Ersatz der Bodenherbizide durch blattwirksame Produkte (z.B. Axial, Traxos) ist nur dort möglich, wo noch eine Wirkung gegen Gräser zu erwarten ist. Bei schwer bekämpfbarem Ackerfuchsschwanz wird dies in den meisten Fällen nicht mehr möglich sein. Auch wenn es bei den derzeitigen Bedingungen kein Patentrezept gibt, so kann man dennoch gewisse Empfehlungen aus den Wirkstoffeigenschaften ableiten.

Wasserlöslichkeit

Die Wasserlöslichkeit ist maßgeblich verantwortlich für die Verteilung eines Wirkstoffs im Boden. Weniger lösliche Wirkstoffe verteilen sich nur in geringem Umfang, nachfolgende Niederschläge waschen sie nur bedingt ein. Unter trockenen Bedingungen gelangt so weniger Wirkstoff an die Unkrautwurzel. Unkräuter, die aus tieferen Schichten keimen, nehmen weniger Wirkstoff auf.

Abnehmende Wasserlöslichkeit: Chlortholuron > Pendimethalin/ Flufenacet / Diflufenican > Prosulfocarb

Bindung im Boden

Wie mobil Wirkstoffe im Boden sind, hängt auch von der Bindung an die Bodenteilchen ab. Die organische Substanz im Boden kann viele Wirkstoffe binden, vor allem bei höheren Humusgehalten ist die Mobilität von sorptionsfähigen Wirkstoffen eingeschränkt. Unter trockenen Bedingungen können Wurzeln gebundene Bodenwirkstoffe schlecht aufnehmen.

Abnehmende Bindung: Pendimethalin > Diflufenican > Prosulfocarb > Flufenacet > Chlortoluron

Abbaugeschwindigkeit

Für den Abbau von Herbiziden-Wirkstoffen im Boden sind vor allem Mikroorganismen verantwortlich. Wenn Herbizide auf trockenen Boden ausgebracht und nicht aufgenommen werden, unterliegen sie eher dem Abbau durch UV-Strahlung. Eine Bindung an die Bodenteilchen behindert dagegen den Abbau. Wirkstoffe mit einer hohen Sorptionsfähigkeit bleiben daher zunächst relativ stabil, die Wirkung kann dann bei Wiederbefeuchtung noch zum Tragen kommen. Ist ein Wirkstoff allerdings wenig beständig, ist die Wirkung bei Wiederbefeuchtung sehr eingeschränkt.

Abnehmende Abbaugeschwindigkeit: Prosulfocarb > Chlortoluron > Flufenacet > Pendimethalin > Diflufenican

Was bedeuten diese Eigenschaften:

Der Einsatz von Prosulfocarb (Boxer, Roxy) macht bei den trockenen Bodenbedingungen zur Zeit kaum Sinn. Die sehr geringe Wasserlöslichkeit, mittlere Bindungsfähigkeit im Boden und die hohe Abbaugeschwindigkeit schränken die Wirkungsgrade sehr stark ein. Eine Anwendung prosulfocarbhaltiger Produkte ist erst zu empfehlen, wenn wirklich ausreichende Niederschläge gefallen sind.

Flufenacet (Bacara Forte, Cadou SC, Herold SC, Malibu) greift sehr früh in die Entwicklung der Ungräser ein, eine Wirkung ist vor allem im Vorauflauf zu erwarten. Flufenacet ist nur wenig wasserlöslich, wird jedoch vom Boden nur mäßig gebunden. Die Abbaurate ist eher mittel bis gering, das heißt die Wirkung kann auch noch nach später einsetzenden Niederschlägen eintreten. Die Kombination aus Flufenacet + Diflufenican ist wirkungsicherer als der Solowirkstoff.

Chlortoluron (Trinity, Lotus Lentipur) wird wenig an Bodenteilchen gebunden und besitzt eine hohe Wasserlöslichkeit. Im Vergleich zu Flufenacet und Prosulfocarb braucht Chlortoluron etwas weniger Feuchtigkeit für die Wirkung. Chlortoluron wird von den Pflanzen über die Wurzel und das Blatt aufgenommen, bei Ungräsern vorrangig über die Wurzel.

Unsere Empfehlungen

Wenn weder Getreide noch Ungräser bisher aufgelaufen sind, kann man mit der Anwendung der Bodenherbizide lieber noch warten, bis sicher Regen kommt. Aus heutiger Sicht sollte das Mitte bis Ende nächster Woche der Fall sein. Eine Kombination aus einem flufenacethaltigen Produkt + Trinity erhöht die Wirkungssicherheit.

Läuft jetzt schon Ackerfuchsschwanz auf, könnte die Anwendung von 2,0 l/ha Trinity eine Möglichkeit sein, das Ungras zu schwächen. Sobald Regen kommt, sollte dann die Anwendung des Bodenherbizids mit dem Basiswirkstoff Flufenacet, wie beispielsweise Bacara Forte + Cadou SC oder Herold SC erfolgen.

Auf nicht drainierten Böden ohne Problemungräser kann Chlortoluron (Lotus Lentipur) eingesetzt werden, dieser Wirkstoff benötigt am wenigsten Bodenfeuchtigkeit von den Bodenherbiziden. Die Kombination mit einem blattwirksamen Produkt wie Picona verbessert die Wirkung gegen Unkräuter.

Stand: 2018