Getreideernte: Praxistipps zum Erntestart

Deutschlandweit läuft die diesjährige Getreideernte bei zum Teil sehr wechselhaften Witterungsbedingungen auf Hochtouren. Für eine störungs- und verlustfreie Ernte und beste Getreidequalitäten ist es entscheidend, den Mähdrescher möglichst optimal einzustellen und zudem den idealen Erntezeitpunkt für das jeweilige Feld zu finden. Die myAGRAR-Fachberater geben Ihnen hierzu einige Praxistipps. 

Qualitätssicherungstipp Eins: Messen Sie grundsätzlich die Kornfeuchte 

Wenn der Witterungsverlauf nicht optimal war, wird das Messen der Kornfeuchte umso wichtiger. Zu feuchtes Getreide erschwert den Ernteablauf. Dies kann zu erhöhten Ernteverlusten, unnötigen Trocknungskosten und zu Qualitätseinbußen führen. 

Tipp: Was Sie bei der Probenahme auf dem Feld beachten müssen

Wichtig ist, dass die Getreideprobe den Reifezustand des jeweiligen Schlags gut abbildet. Gehen Sie deshalb bei der Probennahme diagonal durch das Feld, damit die Probe Körner aus verschiedenen Bereichen enthält. „Dreschen“ Sie diese zu Hause per Hand aus und füllen sie die Probe in das Feuchtigkeitsmessgerät. Achtung: Die meisten mobilen Feuchtigkeitsmessgeräte haben eine Toleranz von bis zu 0,5 Prozent. Das bedeutet, dass bei der angezeigten Feuchtigkeit von 13 Prozent die tatsächliche Feuchtigkeit zwischen 12,5 Prozent und 13,5 Prozent liegen kann. 

Das sind die optimalen Feuchtigkeitswerte für Getreide und Raps 

Der ideale Wert für die Feuchtigkeit von Getreide liegt bei maximal ca. 14,5 Prozent. Beim Raps liegt der Wert deutlich niedriger bei 9 Prozent. Achten Sie bei der Ernteplanung darauf, dass pro Tag mit einer Abtrocknung von ein bis zwei Prozent gerechnet werden kann. An besonders heißen und zudem windigen Tagen kann sich der Abtrocknungsprozess deutlich beschleunigen und einen Wert von bis zu vier Prozent erreichen. 

Im myAGRAR Onlineshop finden Sie mehrere gute Getreidefeuchtemesser:

Erfolgreicher Mähdrusch: Verluste minimieren und Produktivität steigern

Für Ähren- und Körnerverluste gibt es beim Mähdrusch mehrere Quellen. Versuchen Sie, diese Risiken jeweils so gering wie möglich zu halten:

  • Vorernteverluste durch abgeknickte Ähren und Ausfall
  • Druschverluste durch Bruchkorn, Schnittähren, Rotor-/Schüttler- und Reinigungsverluste
  • Nachernteverluste durch Transportverluste und Trocknung

Mähdrescher-Einstellung: Auf diese Punkte kommt es an

Die Schnitthöhe sollte beim Mähdrusch grundsätzlich so tief wie nötig und so hoch wie möglich angesetzt werden. Durch ein höher eingestelltes Schneidwerk wird die Leistung gesteigert und der Dieselverbrauch gesenkt, da insgesamt weniger Stroh durch die Maschine laufen muss. Außerdem kommt der Stängel der Getreidepflanze, der im unteren Bereich oft noch grün und feucht ist, gar nicht erst in die Maschine, wo er die Leistung bremsen könnte. Achtung: Besonders bei vielen abgeknickten Halmen und herunterhängenden Ähren muss jedoch besonders darauf geachtet werden, keine Ähren auf dem Feld zu lassen. Die Halmteiler, Ährenheber und die Haspel müssen so eingestellt sein, dass das Getreide mit den Ähren voran von der Querförderschnecke erfasst wird. 

Tipp: Wenn Lagergetreide gedroschen wird, können die Ährenheber möglichweise die Arbeit der Haspel stören. Diese kann dann die Halme nicht gut erreichen. Bauen Sie in diesem Fall die Ährenheber beim Mähdrusch von Lagergetreide einfach ab. Achten Sie dabei besonders auf den Steinbesatz des jeweiligen Schlages.

Druschverluste erkennen und richtig reagieren

Wichtig ist es auch, die Druschverluste im Mähdrescher zu reduzieren. Die Verlustanzeigen im Mähdrescher geben dem Fahrer dafür aktuelle Informationen über die Schüttler- und Reinigungsverluste. Achtung: Damit diese Anzeigen die Realität widerspiegeln, müssen sie kalibriert werden. Experten empfehlen die tägliche Kalibrierung durch Prüfschalen. Wenn dieser Arbeitsschritt aus Zeitgründen ausgelassen wird, riskieren Sie, dass wertvoller Ertrag auf dem Feld verbleibt. 

Mähdreschereinstellungen auf die aktuellen Bedingungen anpassen

Für die Mähdreschereinstellungen dienen dem Landwirt in der Regel die vorprogrammierten Grundeinstellungen als Ausgangsbasis. Je nach Bedingungen auf dem Feld, dem Durchsatz, den Verlusten und der Qualität des Ernteguts sollten diese entsprechend angepasst werden, um die Verluste zu minimieren. 

Praxisbeispiel: Zu Beginn der Erntezeit, wenn das Stroh gerade erst frisch abgereift und oft noch sehr zäh ist, ist auch der Spelzenschluss meist fester. Dann müssen die Aggregate des Mähdreschers entsprechend aggressiver eingestellt werden, um das Korn optimal auszudreschen. Zum Ende der Ernte sollte überreifes und sehr trockenes Getreide hingegen schonender gedroschen werden, um Bruchkorn zu vermeiden. Achtung: Je stärker gedroschen wird, desto geringer sind zwar die Kornverluste, doch der Anteil an Bruchkorn kann schnell steigen. Der Fahrer sollte deshalb im Laufe des Tages immer wieder Proben aus dem Korntank nehmen und den Bruchkornanteil bestimmen. Nur dann kann er die Einstellungen bei Bedarf sofort anpassen. 

Achtung: Die Steigerung der Druschleistung und höhere Verluste können Spätfolgen haben!

Auch wenn die Zeit beim Mähdrusch knapp ist, sollten Sie die Priorität nicht nur auf höchste Flächenleistungen legen. Wenn zur Steigerung der Druschleistung höhere Körner- und Ährenverluste in Kauf genommen werden, dann bringt das aus pflanzenbaulicher Sicht Spätfolgen mit sich. Denn alle Körner, die auf dem Feld bleiben, bringen ebenso wie nicht vom Schneidwerk aufgenommene Ähren, herausgeblasene leichte Körner und nicht ausgedroschene Ährenstücke Probleme für die Folgekultur mit sich. Das größte Risiko: Das Ausfallgetreide kann Krankheitserregern als sogenannte grüne Brücke dienen. 

Kapazitätsplanung: Passt die Mähdrescherleistung zu den verfügbaren Feldarbeitstagen?

Haben Sie in den Vorjahren bereits Kapazitätsengpässe in der Getreideernte feststellen müssen? Dann sollten Sie prüfen, ob die verfügbare Mähdrescherleistung überhaupt ausreicht. Dies können Sie mit einer neuen Webanwendung des KTBL tun. Darin können Sie die verfügbaren Mähdruschtage für Ihren Standort online kalkulieren. Das Modell wurde gemeinsam vom KTBL, dem Deutschen Wetterdienst (DWD) und dem Thünen-Institut für Agrartechnologie entwickelt. Hier finden Sie die Webanwendung.

Bevor es losgeht: Planung der Ernte und Maschinenvorbereitung

Nichts ist ärgerlicher, als ein Maschinenstillstand bei unbeständigem Erntewetter. Oft wären diese Stillstände vermeidbar. Hand aufs Herz: Haben Sie vor dem Erntestart Ihren Maschinenpark überprüft? Nutzen Sie Regentage während der Ernte, um einen Zwischencheck zu machen. So stellen Sie fest, ob alle Schlepper und Maschinen wie Mähdrescher, Ballenpressen, Anhänger und Bodenbearbeitungsgeräte wirklich noch „erntefit“ sind.

Verkehrssicherheit ist Chefsache!

Unser Tipp: Legen Sie auf jeden Fall ein besonderes Augenmerk auf die uneingeschränkte Verkehrstauglichkeit des Maschinenparks. Mit einer einfachen Funktionskontrolle lassen sich möglicherweise folgenschwere Unfälle von vornherein vermeiden. Und sollten die Beleuchtung oder Blinker nicht mehr funktionieren, dann finden Sie im myAGRAR Onlineshop alle nötigen Leuchten, komplette Beleuchtungssätze oder auch Rundumleuchten: 

Stillstandszeiten durch Ersatzteilreserve reduzieren

Tipp: Bestellen Sie Ersatzteile, die immer wieder benötigt werden, jetzt auf Vorrat. Damit gewährleisten Sie, dass Sie oder Ihre Mitarbeiter kleine Reparaturen sofort ausführen können – und dass nicht doch jemand mit defekter Beleuchtung losfährt, nur weil die Zeit drängt. Prüfen Sie zwischendurch sicherheitshalber immer wieder den Mähdrescher. Legen Sie sich auch hier einen Vorrat an Verschleißteilen an. Damit vermeiden Sie unnötige Stillstandszeiten oder Ertragsverluste, die besonders ärgerlich sind, wenn es sich nur um Standardverschleißteile wie Ährenheber, Messer oder Messerklingen handelt.

Mähdrescherersatzteile finden Sie hier bei uns im myAGRAR-Shop:

Das Wichtigste in Kürze:

✅ Bei welcher Kornfeuchte kann der Getreide- und Rapsdrusch beginnen?

Der ideale Wert für die Feuchtigkeit von Getreide liegt bei maximal ca. 14,5 Prozent. Beim Raps liegt der Wert deutlich niedriger bei 9 Prozent. 

✅ Warum muss die Fahrgeschwindigkeit beim Dreschen angepasst werden?

Die Fahrgeschwindigkeit beim Dreschen bestimmt die Gleichmäßigkeit des Gutflusses. Je nach Bestandesdichte muss bei der Fahrt die Geschwindigkeit angepasst werden, um einen gleichmäßigen Gutsfluss zu garantieren. Ungleichmäßige Zufuhr belastet die Maschine, steigert Verluste und führt zu Beschädigung des Erntegutes.

✅ Wie hoch sollte das Schneidwerk des Mähdreschers eingestellt werden?

Die optimale Schnitthöhe beim Mähdrusch hängt vom jeweiligen Getreidebestand, dem Reifegrad und von den örtlichen Bedingungen auf dem Feld ab. Es gilt der Grundsatz: Die Schnitthöhe nur so tief wie nötig und so hoch wie möglich einstellen. Beim tieferen Schnitt steigt das nötige Strohdurchsatzvolumen, was die Druschleistung reduzieren kann. Außerdem steigt bei steinigen Böden das Schadensrisiko.


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Stand: 12.07.2023