Situation SommergetreideSituation Sommergetreide

Jetzt auf Sommergetreide wechseln?

Sollten Landwirte bereits auf die Aussaat von Winterweizen und Winterroggen verzichten und stattdessen auf Sommergetreide umschwenken? Aktuell ist eine intensive Diskussion um mehr Sommergetreide in der Fruchtfolge ausgebrochen. Steht der Sommergetreideanbau jetzt gar vor einem neuen Aufschwung? Fakt ist, dass der Anbau von Sommerweizen, Sommergerste und Hafer in den letzten Jahren gerade in professionell bewirtschafteten Ackerbaubetrieben massiv rückläufig war. So ging die Sommergerstenfläche auch bedingt durch die ungünstige Marktsituation für Braugerste erheblich zurück. Sommerweizen wurde nur im Notfall gesät, wenn der Winterweizen witterungsbedingt nicht mehr bestellt werden konnte. Vor allem der Hafer wurde in Zeiten des stetigen Ertragswachstums der anderen Getreidearten besonders stark in den Hintergrund gedrängt: Vor 30 Jahre lag der Haferanteil in Deutschland noch bei sechs Prozent der Fläche, 2019 waren es gerade noch zwei Prozent.

Was spricht für ein Umschwenken auf mehr Sommergetreide?

Der Anbau von Sommergetreide kann sowohl aus arbeitswirtschaftlicher als auch aus pflanzenbaulicher Sicht interessant sein. So bleibt grundsätzlich mehr Zeit für Stoppelbearbeitung und Zwischenfruchtanbau. Insbesondere die wachsenden Schwierigkeiten mit Problemunkräutern und Ungräsern sowie Resistenzproblem bei Fungiziden sprechen klar für eine Ausweitung zu enger Getreidefruchtfolgen mit reinem Wintergetreideanbau. Der Sommergetreideanbau in Kombination mit Zwischenfrüchten stellt aus pflanzenbaulicher Sicht, hinsichtlich des Integrierten Pflanzenschutzes und auch für die Erfüllung der Greening-Auflagen (ÖVF) eine gute Alternative dar. Das gilt besonders dann, wenn Ackerfuchsschwanz, Windhalm oder Weißer Gänsefuß Überhand nehmen. Betriebe, die hier stark betroffen sind, sollten ihr bisheriges Anbausystem und ihre eingefahrene Fruchtfolge jetzt hinterfragen. Höchsterträge beziehungsweise höchste Deckungsbeiträge einer Frucht können unter diesem Aspekt nicht mehr die Maxime sein, der Blick ist vielmehr auf die Rentabilität und Zukunftsfähigkeit der gesamten Fruchtfolge zu richten. In diesem Punkt können konventionelle Ackerbauern auch von den Erkenntnissen im Ökolandbau profitieren. Dort ist der regelmäßige Wechsel zwischen Winterung und Sommerung Standard, um die nicht vorhandenen Möglichkeiten des chemischen Pflanzenschutzes auszugleichen. Im konventionellen Anbau brechen derzeit gängige Mittel weg, die Herausforderungen nähern sich also an.

Scheinbestellung auch für Sommergetreide nutzen?

Wie bereits im Beitrag „Wie bekommt man Ungräser im Weizen in den Griff“ aufgezeigt, ist das Verfahren der Scheinbestellung ein gangbarer Weg zur Reduzierung des Ungrasdrucks. Dieses Verfahren kann, wenn die Aussaat durch die nötige Vorlaufzeit zwischen Grundbodenbearbeitung und Aussaat im Herbst für Wintergetreide zu spät käme, durch den Wechsel auf eine Sommerung dann doch noch genutzt werden. Hierüber sollten Betriebe jetzt nachdenken, wenn die dafür nötige Grundbodenbearbeitung noch nicht durchgeführt wurde und sich für diesen Herbst das Zeitfenster zu schließen droht.

Hafer als Vorfrucht kann den Weizenertrag steigern

Wenn durch den Einsatz von Sommergetreide in der Fruchtfolge der Weizen- und Rapsertrag gesichert oder sogar gesteigert werden kann, dann kann dieser Effekt die bestehenden betriebswirtschaftlichen Nachteile des Sommergetreides durchaus ausgleichen. Besonders der Hafer gerät hier ins Blickfeld. So berichtet die Hochschule Anhalt über ihre Erfahrungen aus mehr als zehnjährigen Versuchsreihen, dass im Weizen als Nachfrucht Ertragssteigerungen von bis zu 30 Prozent möglich waren, wenn statt Stoppelweizen Hafer die Vorfrucht bildete. Das volle Ertragspotenzial des Hafers ist laut Versuchsergebnissen in Mecklenburg-Vorpommern allerdings besser ausschöpfbar, wenn Hafer nach Blattfrüchten wie Raps, Kartoffeln oder Leguminosen steht.

Frühsommertrockenheit als Risiko

Ein Risiko ist, dass das Sommergetreide unter der inzwischen häufiger auftretenden Frühsommertrockenheit leidet. Bei dieser ungünstigen Witterungskonstellation fehlt das Wasser dann möglicherweise für eine ausreichende Bestands- und Ertragsbildung. Letztendlich muss jedoch wiederum die gesamte Fruchtfolge im Blick bleiben. Deren Gesamtrentabilität wird zunehmend leiden, wenn insbesondere Ungräser und pilzliche Erreger durch die verfügbaren Mittel zu Lasten des Ertrages und bei steigenden Pflanzenschutzkosten nicht mehr genügend unter Kontrolle zu bekommen sind.

Stand: 2020