Im Rapsanbau stehen Sie jährlich wieder vor der Herausforderung, eine Vielzahl von Schädlingen abwehren zu müssen, die das Wachstum und den Ertrag erheblich gefährden. In diesem Fachbeitrag werden die wichtigsten Schädlinge im Rapsanbau, wie der Rapserdfloh und die Kohlfliege, vorgestellt. Zudem werden effektive Strategien und Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Schädlinge genannt und wirksame Insektizide empfohlen.
Rapserdfloh: Steigende Bedeutung
Aufgrund der zunehmend wärmeren Temperaturen im Herbst und Winter verlängert sich die Aktivität und somit auch das Schadpotenzial des Rapserdflohs in Winterraps erheblich. Dadurch müssen die Rapsbestände nicht nur in den ersten Wochen nach der Aussaat, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg, den ganzen Winter über, mit Gelbschalen auf das Auftreten von Erdflöhen überwacht werden. Der Grund dafür ist, dass sie bis ins Frühjahr hinein Schäden verursachen können. Damit erweist sich der Erdfloh als einer der bedeutendsten Schädlinge im Rapsanbau.
Durch eine frühe Rapsaussaat bei gleichzeitig guten Auflaufbedingungen kann die Schadwirkung des Rapserdflohs reduziert werden, indem die kräftigen und vitalen Rapspflanzen dem Erdfloh davonwachsen. Außerdem können Erdflohschäden durch eine ausreichende Bestandesdichte verhindert werden.
Trotz der wachsenden Bedeutung des Rapserdflohs, verringern sich die Möglichkeitend der Schädlingsbekämpfung vor dem Hintergrund eines reduzierten Wirkstoffspektrums und zunehmenden Resistenzen. In den vergangen Jahren gab es eine Notfallzulassungen gem. Art 53 (EU-Verordnung 1107/2009) zur Rapserdflohbekämpfung für das Produkt Exirel von FMC, das den Wirkstoff Cyantraniliprole (bekannt aus der Lumiposa-Beize) enthält. Das Produkt wirkt, anders als Pyrethroide, teilsystemisch und kann dadurch eine längere Dauerwirkung erzielen.
Zwei Schadenszeiträume sind grundsätzlich von Bedeutung:
Fraßschaden: Im Zeitraum Keimblatt bis 4-Blatt-Stadium müssen die Blätter gegen Fraß geschützt werden, damit die Pflanze sich etablieren kann. Die Bekämpfungsschwelle liegt hier bei 10% zerstörter Blattfläche. Gefährdet sind vor allem kleine, schlecht entwickelte Rapspflanzen.
Verhinderung der Eiablage: Ab dem 4-Blatt-Stadium liegt der Bekämpfungsrichtwert bei 50 Erdflöhen je Gelbschale innerhalb von 3 Wochen. Ein gewisser Lochfraß im Herbst ab dem 4-Blatt-Stadium kann toleriert werden. Die Schäden, die durch den Larvenfraß verursacht werden, sind dagegen schlimmer. Entscheidend ist es daher, dass es möglichst nicht zur Eiablage kommt. Um die Resistenz der Rapserdflöhe gegen die Pyrethroide nicht unnötig zu fördern, sind Behandlungsmaßnahmen nur bei Überschreiten der Bekämpfungsschwellen angeraten. Für Produkte mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole werden auch 2024 wieder Notfallzulassungen erwartet.
Kohlfliege: Bekämpfung durch Beizung
Die Kohlfliege legt ihre Eier nah an die Wurzeln der Rapspflanzen ab. Der Schaden entsteht durch den Fraß der Larven an den jungen Rapswurzeln. Eine Bekämpfung der Kohlfliege mit Pyrethroiden ist nicht möglich, da die Fliege nur zur Eiablage in die Rapsbestände fliegt, sich dort aber nicht lange aufhält. Gefährdet sind vor allem leichtere, warme Standorte. Mit Lumiposa gebeiztes Saatgut schützt den jungen Raps gegen den Kohlfliegenfraß ungefähr bis zum 3- bis 4-Blatt-Stadium.
Pflanzenbauliche Maßnahmen zur Förderung der Jugendentwicklung des Rapses, wie z. B. feinkrümeliges Saatbett, tiefgründiger Boden, Gesunderhaltung der Blätter durch Fungizide, Förderung des Wurzelwachstums und der Winterhärte durch Fungizide/Wachstumsregler und eine gute Nährstoffversorgung, auch mit Mikronährstoffen, können der Pflanze helfen, Erdfloh- und Kohlfliegenschäden besser zu kompensieren.
Blattläuse: Teppeki als systemisches Insektizid
Vor allem die Grüne Pfirsichblattlaus ist ein Überträger des Wasserrübenvergilbungsvirus (TUYV) im Raps. Der Virus kann zu Ertragseinbußen führen, jedoch gibt es Unterschiede in der Anfälligkeit der Sorten, da inzwischen eine Reihe von resistenten Sorten zur Verfügung stehen.
Da sich die Blattläuse im Raps vor allem an der Blattunterseite aufhalten, ist eine Bekämpfung mit Pyrethroiden in der Regel nicht von Erfolg gekrönt, da diese nicht direkt getroffen werden. Die Wirkung von Pyrethroiden gegen die Grüne Pfirsichblattlaus ist darüber hinaus durch bereits auftretende Resistenzen stark eingeschränkt. Teppeki als systemisches Insektizid hat ebenfalls eine Zulassung zur Bekämpfung der Grünen Pfirsichblattlaus im Raps und verspricht eine bessere Wirkungsleistung.
Schwarzer Kohltriebrüssler: Vor der Eiablage bekämpfen
Der Zuflug des Schwarzen Kohltriebrüsslers beginnt ab etwa Mitte September. Nach einem Reifungsfraß von ca. 4 Wochen legen die Weibchen ihre Eier an die Blattstielbasis bzw. Blattachsel ab. Die Eiablage kann bei milden Temperaturen bis in das Frühjahr hinein erfolgen.
Die Larven des Schwarzen Kohltriebrüsslers fressen sich in das Stängelinnere, befallene Pflanzen weisen durch das Absterben des Haupttriebes oft einen Kümmerwuchs auf und verbuschen. Eine Insektizidmaßnahme ist ab einem Zuflug von 10 Rüsslern innerhalb von drei Tagen vorzunehmen und muss zwingend vor der Eiablage erfolgen. Aufgrund des Reifungsfraßes ist diese jedoch nicht sofort durchzuführen, eine kombinierte Bekämpfung von Rapserdfloh und Schwarzem Kohltriebrüssler bietet sich an. Zur Rüsslerbekämpfung können Produkte mit Indikation beißende Insekten angewendet werden. Beispielsweise Cyperkill Max oder Decis forte.
Die Wahl der richtigen Rapssorte ist entscheidend für einen erfolgreichen Rapsanbau und hängt von zahlreichen Faktoren ab. Welche Sorten bieten die besten Erträge und sind gleichzeitig resistent gegen Krankheiten? Wie beeinflussen Bodentyp und Klimabedingungen die Entscheidung? In unserem Fachbeitrag erfahren Sie hilfreiche ...