Sonnenblumen eignen sich in vielen Fruchtfolgen als hervorragende Vorfrucht und haben einen geringen Düngebedarf. In Deutschland findet der Anbau bisher regional begrenzt auf warmen und milden Standorten statt. Sie werden häufig zur Ölgewinnung angebaut und seltener auch zu Futterzwecken. Für den erfolgreichen Anbau von Sonnenblumen gilt es die zentralen Anbaukriterien zu meistern. Im Folgenden finden Sie alle wichtigen Hinweise rund um den Anbau zusammengefasst.
1. Standort
- Gute Eignung: sandige, zu Frühsommertrockenheit neigende Böden
- Staunasse, kalte Böden sollten gemieden werden
- Hohes Nährstoff- und Wasseraneignungsvermögen durch starkes Pfahl- und Feinwurzelwerk
- Bodenbearbeitung: tief lockernd, gut rückverfestigtes, feinkrümeliges Saatbett, Bodenverdichtungen vermeiden
- Anbau auf milden, warmen Standorten bevorzugt
- Wasserbedarf 350-400 mm, hauptsächlich zur Blüte
2. Fruchtfolge
- Anbaupause von mind. 4-5 Jahren
- Möglichst nicht in Rapsfruchtfolgen integrieren, Gefahr von Sclerotinia sclerotiorum und Botrytis cinerea (Grauschimmelfäule)
- Leguminosen in der Fruchtfolge ebenfalls weniger geeignet
- Getreide sehr gut; Mais, Kartoffel und Zuckerrüben gut geeignet
- Folgekultur nach Sonnenblume: Getreide ➜ Einfache Bekämpfung von Ausfallsonnenblumen
3. Aussaat
Aussaat |
Frühjahr, ab Ende März, Bodentemperatur 6-8 °C (Frosttoleranz bis -5 °C) |
Aussaatstärke |
Je nach Bodenart 7-8 Pflanzen/m², 70.000-80.000 Pflanzen/ha (Bodenart und Standort beachten) |
Ablagetiefe |
3-5 cm (tiefere Ablage bevorzugen, verminderter Vogelfraß) |
Reihenabstand |
37,5 cm (gute Böden) – 75 cm (trockene Böden), Ablage in Einzelkornsaat (vgl. Mais) |
Kornabstand innerhalb der Reihe |
14-16 cm |
Sonnenblumen können im Vergleich zu anderen Kulturen auch in der Düngung deutlich extensiver geführt werden, vor allem in der Stickstoff- und Phosphordüngung. Durch den Anbau dieser Kultur kann die Nährstoffbilanz entlastet werden. Intensiv hingegen muss die Kalidüngung betrachtet werden. Sonnenblumen sind in der Düngung ähnlich der Zuckerrübe anzusehen, Ausnahmen bilden Schwefel und der Mikronährstoff Bor.
4. Düngung
N-Düngung |
30-100 kg/ha |
K-Düngung |
130-240 kg/ha |
P-Düngung |
40-80 kg/ha |
S-Düngung |
30-45 kg/ha (ähnlich Raps) |
B-Düngung |
200-400 g/ha |
Alle angegebenen Werte sind Richtwerte. Dabei sollte stets die Grundversorgung des Bodens und der Standort beachtet werden!
5. Herbizide
Für die Herbizidstrategie stehen nur wenige, vorwiegend bodenwirksame Wirkstoffe zur Verfügung. Eine Behandlung gegen Unkräuter ist nur im Vorauflauf möglich und sollte an den Standort sowie an den Ungras- und Unkrautbesatz angepasst werden. Vor allem schwer bekämpfbare Beipflanzen wie die Ackerkratzdistel und Winden- oder Knöterich-Arten sind in Sonnenblumen nicht in den Griff zu bekommen.
Wichtig für die Herbizidstrategie sind so wenige Überfahrten wie möglich. Je mehr Überfahrten anstehen, desto mehr Beikraut wächst vornehmlich in den Fahrgassen. Dies ist durch das Aufbrechen des Herbizidfilms bedingt. Deshalb bietet sich eine Düngung vor der Aussaat an, um weitere Durchfahrten nach dem Herbizideinsatz zu vermeiden.
Wir empfehlen folgende Herbizidstrategien:
- Bandur 3,5-4,0 l/ha gegen Mischverunkrautung inkl. Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Jährige Rispe und Hirse-Arten
- Spectrum Plus 4,0 l/ha gegen breite Mischverunkrautung (ausg. Klettenlabkraut) inkl. Schadhirsen
- Boxer + Bandur 2,5 + 3,0 l/ha gegen breite Mischverunkrautung inkl. Ackerfuchsschwanz und Windhalm
- Jura eignet sich auf Flächen mit moderatem Unkraut und Ungrasdruck, gute Wirkung auf jährige Rispe
Die Mischung aus Boxer + Bandur hat sich als Maßnahme gegen eine breite Mischverunkrautung inklusive Ungräsern auf vielen Standorten als sehr gut wirksam etabliert. Die Herbizidmaßnahmen erfolgen ausschließlich im Vorauflauf der Kultur! Zur Gräserbekämpfung empfehlen wir Ihnen den Einsatz von:
Die Anwendung von Graminiziden erfolgt nach dem Auflaufen der Sonnenblumen optimalerweise im 2- bis 4-Blatt-Stadium der Ungräser.
Neben den oben genannten Herbiziden, stehen auch noch Sulfonylharnstoffe wie Tribenuron oder Imazamox zur Bekämpfung von Unkräutern im Nachauflauf zur Verfügung. Diese Wirkstoffe dürfen ausschließlich in toleranten Sonnenblumen-Sorten (ExpressSun®, Tribenuron-tolerant) und Clearfield-Sorten (Imazamox-tolerant) eingesetzt werden. Kein Anbau dieser Sorten in Rüben- und Rapsfruchtfolgen. Ausfallsonnenblumen können kaum bekämpft werden.
6. Fungizide
- Schaderreger: Sclerotinia sclerotiorum, Botrytis, Falscher Mehltau
- Bekämpfung der Weißstängeligkeit mit Cantus Ultra 0,8 l/ha (Botrytis wird miterfasst)
- Fungizidmaßnahmen häufig nicht nötig, jedoch Fruchtfolge beachten
Sonnenblumen sind in einer Fruchtfolge mit Rapsanteil häufiger dem pilzlichen Schaderreger Sclerotinia sclerotiorum ausgesetzt. Dort sollte ab Befallsbeginn und Sichtbarwerden der Symptome ein Fungizid eingesetzt werden. In Fruchtfolgen ohne Raps und gut durchlüfteten Beständen ist häufig kein Fungizideinsatz notwendig.
7. Schädlingsbekämpfung
Ein Insektizideinsatz in Sonnenblumen ist möglich, bringt aber in vielen Fällen keinen nennenswerten Mehrertrag. Häufig wird die Kultur von Blattläusen befallen, welche die Blätter deformieren können. Der Einsatz von Kontaktinsektiziden (Pyrethroide) sollte nur bei Extrembefall Anwendung finden.
In der Auflaufphase sind häufig Pflanzenverluste durch Vogelfraß zu beobachten. Momentan steht dafür jedoch kein Repellent zur Verfügung. Ablenkfütterungen sind in der Praxis nur von mäßigem Erfolg gekrönt.
8. Ernte
Die Ernte der Sonnenblume kann beginnen, sobald die Körner 15–20 % Feuchtigkeit erreicht haben. Achänen liegen frei, der Korb ist braun verfärbt. Sonnenblumen können mit einem Maispflücker geerntet werden. Der Vorteil hierbei ist die gleichzeitige Zerkleinerung der Stängel. Eine optimale Ernte gelingt jedoch mit einem Spezialtisch zur Sonnenblumenernte oder einem mit Schiffchen ausgestatteten Schneidwerk. Zur Einlagerung sollten die Körner eine Feuchte von 9 % aufweisen.
Hier finden sie alle Pflanzenschutzmittel, die im Fachbeitrag aufgeführt wurden: