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Nachsaat auf Grünland – das müssen Sie wissen!

Für Milchviehbetriebe sind die Grünlandflächen neben dem Mais die wichtigste Futtergrundlage. Bei Betriebsvergleichen zeigt sich immer wieder, dass die erfolgreichen Spitzenbetriebe ihr Augenmerk sehr stark auf die Qualität des Grundfutters und die Pflege der Grünlandflächen legen. Das Ziel von Pflegemaßnahmen und Nachsaaten auf dem Grünland ist, den Ertrag und die Qualität der Grünfutterernte zu sichern. Dafür sind ein optimaler Zustand und eine optimale Zusammensetzung der Grasnarbe die wichtigste Voraussetzung.

Welche Ursachen führen zu einem schlechteren Zustand von Grünlandflächen?

Das Problem: Im Laufe der Jahre und nach ungünstigen Witterungsereignissen wie einer Dürreperiode, stärkerem Frost oder einer längeren Schneebedeckung kann sich der Zustand der Grasnarbe verschlechtern. Hinzu kommen weitere Faktoren, die zur Verschlechterung beitragen, wie beispielsweise ein starkes Auftreten von Mäusen oder Maulwürfen sowie Wildschäden und die starke Ausbreitung unerwünschter Unkräuter wie Ampfer oder Vogelmiere.

myAGRAR-Tipp: Begutachten Sie jetzt alle Grünlandflächen: Finden sich größere Lücken im Bestand? Wie hoch ist der Anteil unerwünschter Arten? Für eine optimale Futterqualität ist es wichtig, den Bestand regelmäßig zu verjüngen. Dafür können Sie geeignete Nachsaatmischungen ausbringen. 

Übersaat: kostengünstige Maßnahme zur Vorbeugung von Narbenschäden

Die Übersaat ist eine schnelle und kostengünstige Maßnahme zur Verbesserung von Grünlandflächen. Sie kann sogar zwischendurch ein bis mehrmals pro Jahr durchgeführt werden. Sie beugt durch die schnelle Reparatur auch der Ausbreitung von Narbenschäden vor. Bei der Übersaat wird das Grassaatgut auf den stehenden Bestand ohne weitere Bearbeitung der Grasnarbe an der Oberfläche abgelegt. Die Saatstärke liegt zwischen 5 und 10 kg pro Hektar. Eine Übersaat kann in Kombination mit anderen Pflegemaßnahmen, wie beispielsweise dem Striegeln, erfolgen. Durch das Kombinieren der Arbeiten werden Überfahrten gespart, der Boden geschont und Kosten eingespart. Die Übersaat kann mit Schneckenkornstreuern, herkömmlichen Mineraldüngerstreuern oder auch entsprechenden Sägeräten an Striegel-Kombinationen durchgeführt werden. 

Nachsaat: wichtigste Maßnahme zur Qualitäts- und Ertragssteigerung auf dem Grünland

Das Ziel einer Nachsaat ist die schnelle Aufbesserung der Zusammensetzung des Bestands. Dadurch soll einer Ausbreitung von Unkraut vorgebeugt werden. Eine Nachsaat sollte in der Regel alle drei bis fünf Jahre durchgeführt werden. Die Saatstärke beträgt bei der Nachsaat etwa 20 bis 25 kg/ha. Wichtige Faktoren für das Gelingen einer Nachsaat sind eine ausreichende Wasserversorgung und eine geringe Konkurrenz der Altnarbe. 

myAGRAR-Tipp: Achten Sie bei der Nachsaat auf eine gute Wasserversorgung

Führen Sie deshalb eine Nachsaat nur durch, wenn entweder noch ausreichend Bodenfeuchtigkeit für das Keimen des Saatguts vorhanden ist oder wenn in den folgenden Tagen Niederschlag zu erwarten ist. Wenn kurz nach der Aussaat Trockenheit auftritt, dann kann das die Entwicklung und Etablierung der jungen Pflanzen stark einschränken. 

Lichtkonkurrenz zwischen Altbestand und Nachsaat

Achtung: Bei wüchsigen Altbeständen beschatten die älteren Pflanzen die jungen Pflanzen aus der Nachsaat zu stark. Diese stehen dann in erheblicher Licht- und auch Wasserkonkurrenz zum Altbestand. Damit sich die Nachsaat besser etablieren kann, wird empfohlen, die Nachsaat erst nach dem ersten Schnitt durchzuführen und den darauffolgenden Schnitt entsprechend früher zu ernten, damit das ältere Gras kurz gehalten wird. 

Der optimale Saattermin für eine Nachsaat auf Grünland

Grundsätzlich kann eine Nachsaat während der gesamten Vegetationsperiode von März bis September durchgeführt werden. Die Bodentemperatur sollte für die Nachsaat mindestens 10 °C betragen. Eine ausreichende Wasserversorgung sollte gewährleistet sein. Bedenken Sie folgende Punkte bei der Terminwahl:

  • Vor dem ersten Schnitt: Bei einer Nachsaat vor dem ersten Schnitt kann die Winterfeuchtigkeit genutzt werden, doch die Konkurrenz der Altnarbe ist besonders hoch.
  • Nach dem ersten Schnitt: Hier ist wichtig, dass der erste Schnitt früh genug erfolgt, damit das Saatgut nicht vor einer Trockenperiode ausgesät wird und deshalb womöglich nicht richtig auflaufen kann.
  • Nach dem letzten Schnitt: Wenn im Herbst Lücken im Bestand auftreten, kann vor dem Winter noch einmal nachgesät werden. Es ist wichtig, dass die Wachstumsperiode vor dem Winter lang genug ist, damit die jungen Pflanzen vor den niedrigen Temperaturen ausreichend wachsen können und den Winter überstehen. Daher sollte die Aussaat bis zum 15. September erfolgen. Vorteile der Herbstsaat sind eine meist gute Wasserversorgung und eine niedrige Konkurrenz durch den Altbestand.

Zeit ist knapp? Lassen Sie die Nachsaat vom Lohnunternehmen durchführen!

Für den wirtschaftlichen Erfolg eines Milchviehbetriebes ist die Qualität der Grasnarbe so entscheidend, dass Sie als Betriebsleiter hier keine Kompromisse eingehen sollten. Wenn Sie mit Ihren Mitarbeitern die Nachsaat nicht oder nur zu ungünstigen Zeitpunkten schaffen könnten, dann vergeben Sie lieber gleich einen Auftrag an ein Lohnunternehmen. Diese Investition wird mit einer deutlich besseren Futterqualität und einer höheren Futtermenge belohnt. So zahlt die Nachsaat sich über niedrigere Kosten pro kg erzeugter Milch erfolgswirksam aus.

Technik-Tipps für die Nachsaat auf Grünlandflächen

Die meist genutzte Nachsaat-Maßnahme ist die Kombination mit dem Striegeln. Der Striegel wird dafür mit einer pneumatischen Säeinrichtung ausgestattet, das Saatgut wird gleich beim Striegeln mitverteilt. Damit erspart man sich eine zusätzliche Überfahrt. Striegel-Kombinationen eignen sich auch für Übersaaten mit geringen Saatgutmengen von ca. 5 kg/ha. Eine nachlaufende Walze verbessert den Bodenschluss des ausgebrachten Saatguts und fördert so das Auflaufen der Pflanzen.

Grünlandreparatur: Schlitzdrille bei größeren Lücken in der Grasnarbe nutzen

Bei größeren Lücken im Grünland von 20 bis 30 % und besonders bei Wildschäden wird das Schlitzen zur Nachsaat empfohlen. Dabei werden Rillen in den Boden gezogen, in die das Saatgut abgelegt wird. Vorteile dieses Verfahrens sind die sehr geringen Saatgut-Verluste und eine gleichmäßige Reparatur des Grünlands. Durch den Einsatz von Walzen wird der Boden rückverfestigt und der Bodenschluss des Saatguts für eine bessere Wasserversorgung optimiert. Besonders gut geeignet sind Profilwalzen wie zum Beispiel Crosskill- oder Cambridge-Walzen. 

Wann sollte besser eine Neuansaat von Grünlandflächen durchgeführt werden?

Die Entscheidung, ob eine komplette Neuansaat durchgeführt werden sollte, muss für jede ältere Grünlandfläche vor Ort geprüft werden. Der „Aulendorfer Lückendetektor“ gibt dabei Aufschluss darüber, wann eine Nachsaat noch ausreicht und wann doch besser eine Neuansaat durchgeführt werden sollte. 

  • Eine Nachsaat reicht aus, wenn der Lückenanteil im Bestand mehr als 15% beträgt oder der Anteil wertvoller Futtergräser unter 50% fällt.
  • Eine Neuansaat sollte erfolgen, wenn der Anteil wertvoller Futtergräser unter 50% fällt und eine Verunkrautung von über 50% festzustellen ist.

Welches Grassaatgut ist das Richtige für eine Nachsaat auf Grünlandflächen?

Die passende Grassaatgut-Mischung für eine Nachsaat sollte hinsichtlich regionaler klimatischer Bedingungen, den jeweiligen Standortbedingungen und der Nutzungsintensität gewählt werden. Für Nachsaaten stehen im myAGRAR Onlineshop verschiedene Saatgutmischungen zur Verfügung, die zur energetischen oder qualitativen Verbesserung des Grünlandes beitragen. Eigenschaften, die bei der Sortenwahl wichtig sind, sind die Krankheitsresistenz, Ausdauer, Ertrag und Futterqualität. Außerdem sind ein schnelles Auflaufen und eine gute Jugendentwicklung für eine Nachsaat von besonderer Bedeutung, damit die Jungpflanzen sich in Konkurrenz zu der Altnarbe durchsetzen können.

Folgende Grassaatgut-Mischung im myAGRAR Onlineshop sind in erster Linie zu empfehlen:


Das Wichtigste in Kürze:

✅ Wann ist der beste Zeitpunkt für die Nachsaat auf Grünland?

Die Grasnarbe auf Grünlandflächen kann während der gesamten Vegetationsperiode von März bis September nachgesät werden. Optimale Zeitpunkte für eine Nachsaat liegen vor oder nach dem ersten Schnitt sowie nach dem letzten Schnitt im Herbst.

Warum sollte eine Nachsaat auf Grünlandflächen vorgenommen werden?

Wenn die vorhandene Grasnarbe zwar schon älter, aber insgesamt nur wenig geschädigt ist, sorgt  eine Nachsaat oft für eine deutliche Verbesserung der Erntemenge und der Futterqualität. Durch die Nachsaat werden Lücken in der Grasnarbe geschlossen. So wird einer Ausbreitung von Unkraut und minderwertigen Gräsern vorgebeugt. Ziel ist es, den Anteil der gewünschten Futtergräser, wie beispielsweise dem Deutschen Weidelgras, zu erhöhen.

Wann sollten Grünlandflächen neu angesät werden?

Eine Neuansaat von Grünlandflächen sollte nur im Notfall in Erwägung gezogen werden. Dies kann der Fall sein, wenn der Bestand beispielsweise durch Trockenheit, Wildschäden oder Schneeschimmel stark geschädigt oder verunkrautet ist oder wenn der Anteil gewünschter Gräserarten unter 50 Prozent fällt.


Weiterer Fachbeitrag zum Thema:

Start der Grünlanddüngung: Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Die Sperrfrist für die Ausbringung von Düngemitteln ist vorbei und die Temperaturen steigen: Es wird Zeit für die erste Düngungsmaßnahme im Grünland. Doch um Nährstoffe effizient einzusetzen und die Umwelt nicht zu belasten, muss der Vegetationsstart des Grünlands abgewartet werden werden. Das Beratungsmodul Grünlandtemperatursumme (GTS) von isip.de hilft den ersten Düngetermin im Frühjahr zu bestimmen.


Stand: 30.03.23