Regenflut 2024: Auswertung der deutschen Getreideernte!

Die Getreideernte in Deutschland im Jahr 2024 war geprägt von ganzjährig hohen Niederschlägen, die einen erheblichen Einfluss auf Erträge und Qualitätsmerkmale hatten. Besonders der viele Regen in den Sommermonaten spielte eine entscheidende Rolle. Wegen des eher schwächeren Wachstums haben viele Landwirte bereits Anfang August ihre Ernte vergleichsweise früh abgeschlossen.

1. Erträge

Die Ernteerträge 2024 zeigten regional besonders große Unterschiede. In Norddeutschland, wo der Boden tendenziell schwerer und weniger durchlässig ist, führten die häufigen Regenfälle zu Staunässe und einem erhöhten Krankheitsdruck. Dies reduzierte die Erträge teils erheblich. Auch der Großteil Süddeutschlands war davon betroffen. Allerdings zeigte sich dieses Jahr, dass insbesondere Regionen mit sandigen Böden und üblicherweise geringeren Niederschlägen stark von diesem Jahr profitiert haben. Wo sonst Wassermangel herrscht, waren die niederschlagsreichsten 12 Monate seit den Wetteraufzeichnungen ein purer Ertragssegen. Das gilt beispielsweise für Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern und Franken.

Im gesamten Durchschnitt lagen die Erträge 2024 leicht unter dem langjährigen Mittel. So wurden beispielsweise bei Winterweizen durchschnittlich 7,0 Tonnen pro Hektar (t/ha) geerntet, während der Durchschnitt der letzten Jahre bei 7,5 t/ha lag. Ähnliche Rückgänge wurden auch bei Gerste und Roggen verzeichnet.

2. Hektolitergewicht

Das Hektolitergewicht, ein wichtiger Qualitätsindikator, der Aufschluss über die Kornfüllung und damit indirekt auch über den Proteingehalt gibt, war in diesem Jahr ebenfalls beeinflusst. Die hohen Niederschlagsmengen führten insbesondere bei Weizen zu einer verminderten Kornfüllung und somit zu einem niedrigeren Hektolitergewicht. In weiten Teilen Deutschlands lag das Hektolitergewicht von Weizen dieses Jahr zwischen 60-70 kg/hl, während es in den Vorjahren oft bei 78 kg/hl oder höher lag.

3. Feuchtigkeit und Mykotoxine

Die hohe Feuchtigkeit erhöhte das Risiko von Pilzbefall und Mykotoxinbelastungen. In einigen Regionen mussten aufgrund der erhöhten Mykotoxinwerte ganze Chargen von Futtergetreide als nicht verkehrsfähig eingestuft werden. Besonders Fusarium-Pilze, die Deoxynivalenol (DON) produzieren, waren problematisch. Die Grenzwerte für DON wurden in vielen Proben überschritten, was die Vermarktung erschwerte.

4. Proteingehalt

Der Proteingehalt des Getreides, ein weiterer wichtiger Qualitätsfaktor, war ebenfalls von den Wetterbedingungen betroffen. Die übermäßige Feuchtigkeit führte zu einer schlechten Stickstoffaufnahme der Pflanzen, was sich negativ auf den Proteingehalt auswirkte. Bei Weizen wurde ein durchschnittlicher Proteingehalt von 11,5 % gemessen, während Werte von mindestens 12 % für B-Weizen angestrebt werden.

5. Fallzahl

Ein weiterer bedeutender Parameter ist die Fallzahl, die Rückschlüsse auf die Backqualität des Weizens erlaubt. Durch die Witterungsbedingungen war die Fallzahl oft niedriger als in normalen Jahren. Die durchschnittliche Fallzahl lag bei 220 Sekunden, was unter dem gewünschten Bereich von 240-280 Sekunden liegt und somit die Backeigenschaften beeinträchtigt.

Wachstumsbedingungen und Erntezeitpunkt

Das Wetter im Jahr 2024 stellte nicht nur die Qualität, sondern auch den Erntezeitpunkt auf die Probe. Die ungewöhnlich feuchten Bedingungen führten dazu, dass viele Landwirte ihre Ernte früher als üblich abschließen mussten. Besonders in Regionen, wo die Pflanzen durch die hohe Feuchtigkeit mehr Krankheiten ausgesetzt waren, war ein frühzeitiges Ernten notwendig. Die Körner waren früher reif und mussten somit vor zusätzlicher Feuchte und Auswuchs geschützt werden. Diese vorgezogene Erntezeit brachte jedoch ihre eigenen Herausforderungen mit sich, da die Landwirte schnell handeln mussten, um optimale Erntebedingungen zu gewährleisten. Häufig waren die Bodenbedingung entsprechend nicht optimal.

Fazit zur Ernte 2024

Die Getreideernte 2024 in Deutschland war stark von den außergewöhnlichen Wetterbedingungen geprägt. Die intensiven Niederschläge führten zu gemischten Ergebnissen: Während einige Regionen von den Regenmengen profitierten, litten andere unter Staunässe und Qualitätsminderungen. Insgesamt gab es geringere Erträge und eine beeinträchtigte Getreidequalität.

Nach der Ernte ist vor der Ernte

Seit Juli bieten wir in unserem Shop auch Hybridgerstensaatgut an. Ähnlich wie beim Hybridroggen vereint diese spezielle Züchtungsform beste Eigenschaften verschiedener Gerstenlinien und bietet dadurch eine höhere Ertragsstabilität und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Anbaubedingungen. Hybridgetreide zeichnet sich durch seine Robustheit gegenüber Krankheiten und seine hohe Toleranz gegenüber ungünstigen Witterungsbedingungen aus.

Das Wichtigste in Kürze:

✅ Was sind die Vorteile von Hybridroggen?

Hybridroggen bietet folgende Vorteile: Trockentoleranz, Ertragsstabilität, Robustheit, intensive Durchwurzelung, geringe Wasser- und Nährstoffansprüche, Mutterkornresistenz, reduzierter Pflanzenschutzbedarf.


Weiterer Fachbeitrag zum Thema:

Hybridroggen: Eine ertragsstabile Alternative in der Fruchtfolge!

Vielfältige Fruchtfolgen bringen ackerbaulich viele positive Eigenschaften mit sich, die genutzt werden sollten. Gerade das Potenzial Winterroggen einzubinden, wird oft unterschätzt. Warum nicht auch Roggen in der Fruchtfolge integrieren?

Stand: 08.08.2024