Klimaangepasste Forstwirtschaft: Welche Baumarten bringen in Zukunft Erfolg?

Die deutsche Forstwirtschaft steht in Bauernwäldern wie auch in Staatsforsten vor großen Herausforderungen: Einerseits werden die Deutschlands Wälder für ihren großen Beitrag zum Klimaschutz gelobt, denn sie speichern in ihrer Biomasse und dem Bodenhumus über zwei Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Andererseits zieht der Klimawandel auch die Wälder in Mitleidenschaft. Neben schweren Stürmen geschieht dies insbesondere auf Trockenstandorten mit Monokulturen durch die vier Dürrejahre, die in den letzten fünf Jahren zu verzeichnen waren.

Waldumbau: Mehr als 450.000 Hektar Wald müssen wiederaufgeforstet werden

Der Umfang der Waldschäden ist erheblich: Das Bundeslandwirtschaftsministerium schätzt, dass rund 450.000 Hektar Wald in Deutschland in den nächsten Jahren wieder aufgeforstet werden müssen. Die entscheidende Frage dabei ist, wie der Wald dabei über einen gezielten Waldumbau fit für die Zukunft gemacht werden kann – damit er dem Klimawandel standhält und seinen wichtigen Funktionen als Klimaschützer, Erholungsraum und Holzlieferant weiter gerecht werden kann.

Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir  vertritt dazu folgende Ansicht:

„Wer den Wald stark macht, macht starken Klimaschutz. Denn jeder stabile Hektar Wald schützt das Klima, bietet Tieren sowie Pflanzen einen Lebensraum und gibt den kommenden Generationen eine Perspektive.“

Bestandsaufnahme: Deutschlands Wälder sind gestresst

Der Dürremonitor des Helmholtz-Instituts zeigt, dass die Böden in vielen Regionen Deutschlands in 1,80 m Tiefe immer noch gravierende Dürre-Symptome aufweisen. Genau diese Tiefe ist aber für die Wasserversorgung der Nadelbäume über deren Wurzelwerk besonders wichtig. Dadurch führt die Dürre führt zu Trockenstress. Der Trockenstress verhindert nicht nur das Wachstum, sondern macht die Bäume auch anfällig für Schädlingsbefall. Geschwächte Bäume sind ein leichtes Opfer für wärmeliebende Schadinsekten. Große Waldflächen sind bereits Insekten wie dem Borkenkäfer oder anderen Schädlingen, wie beispielsweise Eichenprozessionsspinner oder Schwammspinner, zum Opfer gefallen. Auch früher kaum verbreitete Krankheiten wie das Eschentriebsterben oder Diplodia-Triebsterben schaden unseren Wäldern.

Primärschäden durch Trockenheit und Sekundärschäden durch Schädlinge

Die Wälder müssen in letzter Zeit zunehmend einem doppelten „Angriff“ standhalten: Die Trockenheit hat zu einer Massenvermehrung der Borkenkäferarten Buchdrucker und Kupferstecher geführt. Sie befallen hauptsächlich Fichten. Unter normalen Bedingungen können sich die Fichten gegen den Befall des Käfers wehren, indem sie Harz absondern, welches die Käfer abtötet. Doch die durch die Trockenheit geschwächten Bäume können nicht mehr ausreichend Harz produzieren. Dadurch bieten sie den Borkenkäfern ideale Bedingungen für deren Vermehrung. 

Wiederbewaldung: Welche Pflanzen sind zukunftsfähig?

Die wichtigste Frage, die sich den Waldbesitzern jetzt stellt ist, welche Bäume den zu erwartenden Umweltbedingungen gut standhalten und so auch künftig ein funktionierendes Ökosystem Wald bilden können. Ziele, die bei einem Waldumbau ins Auge gefasst werden sollten: Klimastabilität, Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen.  Die wichtigste Erkennts der aktuellen Forstforschung ist, dass Vielfalt in dem Ökosystem Wald Resilienz schafft. In der Vergangenheit wurde dagegen häufig schnell wachsendes Nadelholz, wie die Fichte, in Monokultur angepflanzt. Doch deren Empfindlichkeit gegenüber Trockenheit sowie die Massenvermehrung der Borkenkäfer hat gezeigt, wie anfällig ein solches Monokultur-System ist. Stürme führen zu kahlen Flächen und auch in stehenden Beständen kann eine einzelne Schadtierart sich schnell über den gesamten Bestand ausbreiten.

Alternative Baumarten sollen dem Klimawandel trotzen

Das Bundeslandwirtschaftsministerium schreibt in seinem Gutachten zur Anpassung von Wäldern und Waldwirtschaft an den Klimawandel, dass die Forstwirtschaft auf artenreichen Mischwald setzen soll. Die forstliche Versuchsanstalt Baden-Württemberg sieht als alternative Baumarten im Klimawandel neben der Buche auch den Bergahorn, die Ulme, die amerikanische Roteiche, die Hainbuche, die Elsbeere, der Baumhasel und die Douglasie. Sie sind aus Sicht der Forstwissenschaftler Baumarten für die Zukunft.

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Bayern: Welche Aussichten haben die Baumarten im Klimawandel?

Das Bayerische Staatsministerium für Landwirtschaft gibt sehr konkrete Tipps für die Auswahl geeigneter Baumarten. Im Waldbesitzer-Portal gibt es den „Digitalen Baumexperten“ mit Hinweisen zur regionalen Anbaueignung sowie konkrete Baumsteckbriefe. Die Experten der bayerischen Forstverwaltung haben heimische, seltene und alternative Baumarten hinsichtlich ihres Anbaurisikos in verschiedenen bayerischen Bezirken mit Blick auf den Klimawandel bewertet. Für jede Region steht eine tabellarische Übersicht zur Verfügung. Waldbauliche Maßnahmen werden in Bayern gefördert, eine Broschüre dazu findet sich hier.

BMEL-Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“

Für die Honorierung der Ökosystemleistung des Waldes und von klimaangepasstem Waldmanagement stehen aus dem Klima- und Transformationsfonds des Bundes 900 Millionen Euro im Rahmen der Finanzplanung bis zum Jahr 2026 bereit. Außerdem fördern Bund und Länder über die Gemeinschaftsaufgabe für die Verbesserung von Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) Investitionen in den Baumartenwechsel (Waldumbau) und die Wiederbewaldung von Schadflächen. Zu diesem Programm hat die FNR eine Online-Informationsveranstaltung durchgeführt. Die Aufzeichnung ist hier auf YouTube abrufbar.

Niedersachsen: FFP2-Forstförderprogramm gestartet

Niedersachsens hat ein eigenes neues Forstförderprogramm (kurz FFP2) gestartet. Seit Januar 2023 können neue Anträge zur forstlichen Förderung gestellt werden. Mit dem neuen Forstförderprogramm können die Antragstellenden neben Forstkulturen unter anderem auch Wegebaumaßnahmen oder Jungbestandspflegen beantragen. Weitere Informationen zum FFP2 finden sich hier auf der Seite der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.


Das Wichtigste in Kürze:

✅ Warum will die Bundesregierung einen klimagerechten Waldumbau fördern?

Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) schätzt, dass aufgrund von Waldschäden in den nächsten Jahren in Deutschland rund 450.000 Hektar Wald wieder aufgeforstet werden müssen. Die Bundesregierung will den Wald dabei über einen gezielten Waldumbau fit für die Zukunft machen. Dafür stellt sie mit einem Wald-Klima-Paket 900 Millionen Euro Fördermittel bereit.

Welche Baumarten sollen bei Wiederaufforstungen und beim Waldumbau gepflanzt werden?

Laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) soll die Forstwirtschaft beim Waldumbau und bei Wiederaufforstungen auf artenreichen Mischwald setzen. Als sogenannte alternative Baumarten im Klimawandel sehen Forstwissenschaftler neben der Buche auch den Bergahorn, die Ulme, die amerikanische Roteiche, die Hainbuche, die Elsbeere, der Baumhasel und die Douglasie.

✅ Welche Ziele sollen beim Waldumbau verfolgt werden?

Die Ziele, die beim sogenannten Waldumbau laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) ins Auge gefasst werden sollten, sind Klimastabilität, Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen. Der Grund dafür ist die Erkenntnis der Forstforschung, dass eine baumartenreichere Vielfalt für mehr Resilienz im Ökosystem Wald als die in der Vergangenheit oft angelegten Monokulturen mit schnellwachsenden Nadelhölzern sorgen kann.


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Stand: 16.03.2023